Die fernen Stunden

Die fernen Stunden

Fast wäre ich mal wieder ein Opfer meiner Ungeduld geworden, wären da nicht die beiden netten Damen am Empfang in der Arztpraxis gewesen. Als ich nämlich meine Krankenkassenkarte hervorkramen wollte, legte ich das Buch, das mich bisher noch nicht in seinen Bann gezogen hatte, auf die Theke und sogleich waren die beiden ganz begeistert: „Oh, ein neuer Morton-Roman? Ist der auch so spannend wie die anderen Bände von ihr?“ Ehrlich wie ich bin, habe ich nun zugegeben, dass ich mich bisher noch nicht so richtig mit dem Buch anfreunden konnte, „aber“, so die Damen, „das kommt. Da müssen Sie sich einfach richtig reinlesen.“ Und was soll ich sagen? Recht haben sie gehabt.

„Die fernen Stunden“ kommt langsam, aber gewaltig. Ist man einmal richtig drin in der Geschichte, dann lässt sie einen nicht mehr los, berührt sie, verstört sie und macht sehr, sehr nachdenklich. Mal abgesehen davon, dass sie ein Stück Zeitgeschehen, nämlich den Zweiten Weltkrieg aus Sicht der Engländer, auferstehen lässt, ist sie auch eine Geschichte über Eltern und Kinder, Erwartungen und Freiheit. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich selber auf den Prüfstand gestellt habe und ich habe mir mal wieder geschworen: Was immer du tust, werde nie zum Strippenzieher deiner Tochter. Sie mal „in die richtige Richtung schubsen“, ja, aber vergiss nie, dass es ihr Leben ist … Das können Sie jetzt nicht so ganz nachvollziehen? Müssen Sie auch nicht, denn dafür können Sie ja „Die fernen Stunden“ von Kate Morton selber lesen und ich garantiere Ihnen zwar keine fernen, dafür aber echt unterhaltsame und vielleicht auch ein bisschen lehrreiche Stunden.

Also, wenn Sie jetzt die Urlaubskoffer packen, dann vorher nichts wie hin in die nächste Moewes Buchhandlung und auf alle Fälle noch dieses Buch in den Koffer mitnehmen – lohnt sich!

„Die fernen Stunden“ von Kate Morton ist im Diana Verlag erschienen und kostet in der gebundenen Ausgabe 21,99 Euro.