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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Im Labyrinth der Wörter


Was Marie-Sabine Roger da für uns erdacht und aufgeschrieben hat, ist eine kleine, aber sehr, wirklich sehr feine Geschichte, die Mut macht, dass man mit ein bisschen Hilfe immer wieder neue Wege beschreiten kann und auch darüber, wie man das Leben ein kl  

Im Labyrinth der Wörter

Doch, ich kann mich noch an erinnern. Es gab eine Zeit, nämlich bevor ich in die Schule kam, da konnte ich nicht lesen und schreiben. Nein, ich habe nicht zu den talentierten Kindern gehört, die schon vor der Einschulung lesen und schreiben konnten und ich habe auch keine Anstalten gemacht es vorher lernen zu wollen. Aber sobald ich die ersten Buchstaben konnte, gab es für mich kein Halten mehr. Jedes Wort, jeder Satz, egal ob Zeitung, Lesebuch oder Reklametafel, alles wollte von mir entziffert und enträtselt werden. Und ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sehr es mich geärgert hat, wenn die Buchstaben künstlich verzerrt waren, so dass sie sich meinen Enträtselungsversuchen entzogen. Wütend war ich, enttäuscht und ich habe mich gedemütigt gefühlt, denn jedes Wort und jeder Satz waren für mich ein neues Stück Freiheit und Selbstständigkeit.

So geht es mir noch heute. Ich lese alles, was mir unter die Augen kommt. Und wenn es sonst nichts zu lesen gibt, dann darf es auch schon mal die Gebrauchsanleitung für den Essigreiniger sein. Lesen eröffnet mir neue Welten, ist Traum und manchmal auch ein Stück Flucht aus der Wirklichkeit.

Wie kann es also sein, dass in unserem Land rund 7,5 Millionen Menschen nicht richtig lesen können. Es gibt doch eine allgemeine Schulpflicht und da lernt man das doch.

Germain ist auch in die Schule gegangen und trotzdem hat er doch nicht richtig lesen und schreiben gelernt. „Blöd“ ist er wohl nicht, aber trotzdem ein Schulversager. Am Ende steht er also als Hilfsarbeiter ohne Ausbildung da und verdient sich sein Geld mal hier mal da, um so über die Runden zu kommen. Das heißt nun nicht, dass er ein völlig freudloses Leben führt, aber mit Büchern und Bildung hat er nun wirklich nichts im Sinn. Er ist eben das, was wir allgemeinhin „einfach gestrickt“ nennen. Und dann lernt er Margueritte kennen, die das genaue Gegenteil von ihm ist. Ganz sacht und feinfühlig entführt ihn die alte Dame in „das Labyrinth der Wörter“, liest im aus Camus‘ „Pest“ vor und erklärt ihm wie man ein Wörterbuch benutzt. Und schon bald beginnt Germain sich zu verändern …

Was Marie-Sabine Roger da für uns erdacht und aufgeschrieben hat, ist eine kleine, aber sehr, wirklich sehr feine Geschichte, die Mut macht, dass man mit ein bisschen Hilfe immer wieder neue Wege beschreiten kann und auch darüber, wie man das Leben ein kleines bisschen freundlicher gestalten kann. Für mich war es, auch wenn es nicht gerade eine Neuerscheinung aus diesem Jahr ist, die Entdeckung des Sommers.

Damit Sie sich jetzt im Labyrinth der Bücher nicht verlieren, hier noch einmal alle Infos auf einen Blick: „Das Labyrinth der Wörter“ von Marie-Sabine Roger ist bei dtv erschienen. Es kostet 8,95 Euro und kann bei Moewes versandkostenfrei bestellt werden.



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