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Im Angesicht des Löwen


Heute präsentiert sich Braunschweig in einer bunten Mischung aus mittelalterlichen und neuen Bauwerken und – das muss der Neid den Braunschweigern lassen – „Dat han die aber schön gemaht“ wie wir Rheinländer zu sagen pflegen. Und das ist auch der Grund, w  

Im Angesicht des Löwen

Wer heutzutage Braunschweig besucht, dürfte kaum auf den Gedanken kommen, dass die Stadt zu den im Zweiten Weltkrieg am schwersten zerstörten deutschen Städten gehörte. Der Zerstörungsgrad der Innenstadt (innerhalb des Okerringes) lag bei 90 Prozent. Ganze 17 Jahre waren die Braunschweiger damit beschäftigt die rund 3,7 Millionen Kubikmeter abzutragen.

Heute präsentiert sich Braunschweig in einer bunten Mischung aus mittelalterlichen und neuen Bauwerken und – das muss der Neid den Braunschweigern lassen – „Dat han die aber schön gemaht“ wie wir Rheinländer zu sagen pflegen. Und das ist auch der Grund, warum wir Ihnen die Stadt an der Oker (gut, den Fluss kennen Sie schon vom letzten Kreuzworträtsel) ein bisschen genauer vorstellen wollen.

Wie Braunschweig zum Löwen kam

Zunächst erscheint die Antwort ja simpel: Klar, von Heinrich dem Löwen, der hier seine Residenz hatte und dazu beitrug, dass sich Brauschweig zu einer mächtigen Stadt entwickeln konnte. Nun Heinrich lebte von rund 1129/1130 oder von 1133/35 (mit den Geburtstagen nahm es im Mittelalter nicht so wichtig) – und da dürfte die Anzahl von Löwen so mitten in Europa doch relativ mager gesäht gewesen sein. Und richtig, „sein“ Löwe stammt auch nicht aus deutschen Landen, sondern aus Palästina, so zumindest will es die Sage. Wie und warum er da zu dem Riesenkater gekommen soll, da gibt es verschiedene Versionen. Machen wir also kurz: Heinrich reiste also so im Heiligen Land rum als der Teufel ihm mitteilte, er sei ja nun sieben Jahre von Daheim fort und somit müsse seine Frau, die Mathilde nämlich, nun einen anderen heiraten. (Gut, einer von beiden hatte da wohl so seine Schwierigkeiten mit dem Kalender, denn tatsächlich war Heinrich nur ein gutes Jahr nach Jerusalem und Retour unterwegs). Aber so geht’s halt in der Sage. Also bietet ihm der Teufel im Tausch gegen seine Seele an, dass er Heinrich doch quasi mit Jetgeschwindigkeit (die Concord war auch noch nicht erfunden) zurück an den Braunschweiger Hof bringen könne. Bei dem Preis wollte Heinrich natürlich nicht ohne sein neues Haustier reisen und so einigte man sich, dass der Teufel zunächst Heinrich und dann den Löwen transportieren solle. Würde dann Heinrich schlafend vorfinden, solle seine Seele ihm gehören, andernfalls hätte er Pech gehabt. Jetlag-geplagt wie Heinrich war, fiel er aber, kaum in den heimischen Gefilden angekommen, in einen tiefen Schlaf, aus dem er aber durch das laute Gebrüll, das der Löwe, als er seinen Herrn im Anflug auf Braunschweig wiedersah, wach und der Teufel war, wie ja so oft, dann doch der Dumme. So und zum Dank soll Heinrich nun die Löwenfigur in Auftrag gegeben haben.

Soweit also die Legende. Fakt ist: „Der Braunschweiger Löwe ist die älteste erhaltene Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen und erster größerer figürlicher Hohlguss seit der Antike. Der von einem unbekannten Künstler vermutlich in Braunschweig selbst geschaffene Bronzeguss wiegt 880 kg, hat eine Höhe von 1,78 m, eine Länge von 2,79 m“, kann man so zumindest bei Wikipedia nachlesen.

Soll’s das gewesen sein?

Nun haben wir uns also in nahezu epischer Breite über Heinrich und seinen Löwen ausgelassen, dabei ist der beileibe nicht die einzige Hinterlassenschaft, die er der Stadt vermacht hat.

Gleich vis-à-vis finden wir Burg Dankwarderode. Auch wenn sie in ihrer jetzigen Gestalt hübsch anzuschauen ist, so wird sie zu Heinrichs Zeiten nicht ausgesehen haben, immerhin ist sie einige Male umgebaut worden, abgebrannt und überhaupt … bis Stadtbaurat Ludwig Winter Ende des 19. Jahrhunderts den ursprünglichen Grundriss rekonstruieren konnte. „Richtig alt“ sollen die die Säulenarkade im Untergeschoss sowie die zur Münzstraße zeigende Rückwand des Palas mit den romanischen Fenstern des Rittersaales sein. Und der Rest? Also da wollen wir doch mal nicht pingelig sein – schließlich haben sich die Braunschweiger rund um ihren Burgplatz ein wirklich schönes Ensemble zusammengestellt – ganz egal, ob das nun wirklich authentisch ist oder nicht.

Der reichste Holzbau der Stadt

Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde, das Huneborstelsches Haus, das sich so perfekt in den Burgplatz einfügt ist ein Fake. Denn erstens hat es im Original nicht hier, sondern im Sack gestanden und zweitens besteht es eigentlich nur aus der Fassade. Wie kommt’s?

Vor rund 500 Jahren baute der Kämmerer, Rats- und Gerichtsherr I Friedrich Huneborstel, im Weichbild Sack eine neue Bleibe für sich und die seinen, das Huneborstelsche Haus eben. Und was der Zahn der Zeit nicht schaffte, immerhin hatte der Gute mit „reichstem Holz“ gebaut wie weiland der Braunschweiger Gelehrte Carl Schiller konstatierte, das schaffte aber Zeitgeist. Anfang des 20. Jahrhunderts entsprach es nicht mehr dem modernen Zeitgeist, es war „out“. Ganz trennen wollte man sich aber nicht von dem guten Stück und kurzerhand baute die Stadt Braunschweig am Burgplatz ein neues Gildehaus und ließ die alten Fassadenteile einfach davorsetzen.

Lassen wir ihn doch (endlich) in Ruhe schlafen

Armer Heinrich. Da hat so viel Zeit und Mühe aufgewendet, um für sich und seine Mathilde mit dem Dom Sankt Blasius und Johannes des Täufers eine ruhige Bleibe für das Leben nach dem Leben zu schaffen und was passiert? Alle Naselang wird der Arme in seiner letzten Ruhe gestört! Man verliert völlig den Überblick, wie oft wie sein Grab in der Zwischenzeit geöffnet wurde, deshalb lassen wir das und wandeln still und leise durch das mittlerweile protestantische Gotteshaus und lassen seine Ruhe und seine Schätze wie den Siebenarmigen Leuchter, das „Imervard-Kreuz“, das wahrscheinlich sogar älter als der Dom ist, den Marienaltar und vieles mehr einfach auf uns wirken.

Was Gunzelin von Wolfenbüttel zu erzählen hat

Ohne jede größere Schwierigkeit haben wir ja nun drei der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Braunschweigs kennengelernt. Aus dem Dom kommend fallen wir ja fast in die Touristeninformation, das weiße „I“ auf rotem Grund lässt sich ja zum Glück nicht übersehen. Hier haben eine Verabredung mit Gunzelin von Wolfenbüttel, der unter Kaiser Otto IV., dem Sohn Heinrichs des Löwen, das Hofamt des Truchsess begleitete und quasi sein Manager war. Zwar treffen wir ihn nicht mehr lebend an, aber immerhin hat er uns ein recht modernes Erbe hinterlassen, nämlich einen Audioguide, den wir gegen Vorlage unseres Personalausweises und eine geringe Gebühr hier ausleihen können. Mit Gunzelin an unserer Seite und dem entsprechenden Stadtplan in der Hand machen wir beziehungsweise Sie sich nun gemütlich auf eine kleine Erkundungstour, die man frei nach Gusto zusammenstellen kann.

Gegen müde hilft nur „Mumme“

Auch wenn es für eingefleischte Fans der Domstadt am Rhein kein anderes Bier als eben Kölsch geben dürfte, auch andere verstehen sich auf die Kunst des Brauens. Und den Braunschweigern gelang das sogar so gut, dass ihre „Mumme“ ein echter mittelalterlicher Exportschlager wurde, der seinen Weg sogar bis nach Indien und tropische Gefilde fand. Warum? Nun, eine echte Braunschweiger Mumme enthielt derartig viel Zucker und Alkohol, das sie über Wochen hinweg haltbar war und das zu Zeiten, wo man mit der Konservierung von Lebensmitteln noch so seine Schwierigkeiten hatte.

Heute wird der dickflüssige Malzextrakt vor allem zum Verfeinern von Speisen und Getränken verwendet, es gibt auch wieder eine alkoholhaltige Biervariante. Und damit die Mumme nicht zu Kopfe steigt, kann man ja mit einem deftigen Essen für eine entsprechende Grundlage sorgen. Versuchen Sie doch mal Braunkohl mit Bregenwurst im Winter oder Braunschweiger Spargel im Sommer. Und für den, der den süßen Versuchungen nur schwer widerstehen kann: Wie wäre es mit Apen und Uhlen, die ihren Ursprung auf den König aller Narren, Till Eulenspiegel, zurückführen?

Und dann gehen wir shoppen

So, jetzt haben wir das Kulturprogramm absolviert, gut gegessen und getrunken und jetzt bleibt uns nur noch eins: Shoppen bis das Konto leer ist. Nein, soweit wollen es natürlich treiben, aber Braunschweig hat einkaufstechnisch gesehen schon eine Menge auf dem Plan. Mehr als 700 Handelsgeschäfte aus über 50 Branchen sind durch angenehm kurze Wege schnell zu erreichen, von denen etliche in Einkaufspassagen zu finden sind. Sollte es aber doch tatsächlich regnen, in vielen Geschäften können Sie kostenlos Schirme leihen. Damit man nicht Überblick verliert, gibt’s auf den Seiten der Stadt sogar eine Karte, auf der die verschiedenen Geschäfte verzeichnet sind. Also, wenn Sie schon wissen, was Sie wollen, klicken Sie mal rein.

Wir fahren dann mal heim

Zwei Sachen haben bei den meisten freien Journalisten echten Seltenheitswert: Geld und Zeit. Diesmal mangelt es mal wieder an der Zeit – wir mussten nach Hause, um Ihnen von unseren Eindrücken zu berichten. Aber die nächste Reise und der nächste Bericht kommt bestimmt. -Versprochen. Und bevor wir uns jetzt wieder auf den Weg machen, hier noch unser Dank an DWW, der für folgende Fotos verantwortlich ist. Alle Weiteren unser Dank an die Stadt Braunschweig.



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