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Zeitreise in die Colonia Ulpia Traiana


Unser heutiger Ausflug führt uns rund 120 Kilometer weit und etwa 2000 Jahre zurück in die Vergangenheit, nämlich in die Colonia Ulpia Traina, das heutige Xanten.  

Zeitreise in die Colonia Ulpia Traiana

Unser heutiger Ausflug führt uns rund 120 Kilometer weit und etwa 2000 Jahre zurück in die Vergangenheit, nämlich in die Colonia Ulpia Traina, das heutige Xanten.

Ein kurzer Blick zurück

Bevor wir nun also schauen, wie es im heutigen Xanten, um genau zu sein im archäologischen Park zugeht, machen wir einen großen Schritt weit zurück in die Vergangenheit. Wir schreiben das Jahr 98 oder 99 nach Christus als die wieder aufgebaute Siedlung am Niederrhein, benannt nach dem römischen Kaiser Marcus Ulpius Traianus, die Rechte einer Colonia, also das römische Stadtrecht erhielt und mit ihrer Erhebung zu den 150 ranghöchsten Städten des gesamten römischen Imperiums zählte.

Öffentliche Großbauten wie Stadtmauern, Tempel, Thermen und das Amphitheater prägten schon bald die Siedlung, die mit einer Fläche von 73 Hektar ungefähr doppelt so groß war wie die ältere Siedlung, die im Rahmen der städtebaulichen Neuplanung so gut wie vollständig niedergelegt wurde. Mit der Erhebung in den Stand einer „Colonia“ erhielten die Einwohner auch das volle römische Bürgerrecht, das nicht nur das aktive und passive Wahlrecht, sondern auch das Recht auf Eigentum und Vertragsabschlüsse beinhaltete. Zudem durften sie nach römischem Recht nicht gefoltert und, außer bei Hochverrat, auch nicht zum Tode verurteilt werden. Allerdings sah die Verleihung der Bürgerrechte auch Pflichten vor, wie zum Beispiel der Dienst in der römischen Legion. Nun ja, aber so ist es eben im Leben: Keine Rechte ohne Pflichten.

Schon bald blühte das neue Gemeinwesen am Rhein auf. Mehr als zehntausend Männer, Frauen und Kinder ganz unterschiedlicher kultureller Herkunft lebten hier zusammen. Neben einheimischen und zugezogenen Germanen ließen sich Gallier und Menschen aus anderen Teilen des römischen Reiches hier nieder und verdienten ihren Lebensunterhalt als Fleischer, Bäcker, Schmiede, Bronzegießer, Schlosser, Maler und mit vielen weiteren Berufszweigen. Lebensader der Stadt war der Rhein. Er transportierte nicht nur Massengüter des täglichen Bedarfs, sondern auch Baustoffe und Luxusgüter, die das Leben schön und angenehm machten.

Dann ging der Rhein und die Franken kamen

Das 2. Jahrhundert war die große Blütezeit der Colonia. Handel und Wirtschaft florierten und nahezu alle großen Bauwerke stammen aus dieser Zeit. Zu den stabilen Verhältnissen in der Provinz trug auch die 30. Legion bei, die seit 122 nach Christus südlich der Colonia auf dem Fürstenberg stationiert war. Ihr Lager wurde jedoch von mittelalterlichen Rheinverlagerungen zerstört, die die Landschaft zur heutigen Bislicher Insel umgeformt haben. Weit schlimmer jedoch als durch den sich immer wieder ändernden Flusslauf wurde die Colonia von der beginnenden Völkerwanderung im 3. Jahrhundert betroffen als die Franken die Stadt überrannten und schließlich zerstörten, so dass ab dem 4. Jahrhundert nichts mehr vom alten Glanz geblieben war.

Un hück?

Auch wenn es für die Menschen der damaligen Zeit sicher anders ausgesehen haben mag, für moderne Archäologen war und ist die Aufgabe der alten Colonia zugunsten anderer Standorte außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung ein wahrer Glücksfall, denn im geschichtsträchtigen Boden unter den Wiesen des heutigen Archäologie-Parks sind die Überreste der römischen Stadt in einmaliger Weise konserviert und anders als in Köln oder Trier nur geringfügig durch weitere Siedlungsschichten überlagert.

Geschichte und Geschichten zum Anfassen

Seit 1977 ist der Park, der zunächst auf dem östlichen Teil der ehemaligen Römerstadt eröffnet wurde, stetig gewachsen und umfasst mittlerweile quasi das gesamte antike Areal und vermittelt mit seinen originalgetreuen Nachbauten wie dem Hafentempel und dem Amphitheater, der Stadtmauer, den Wohnhäusern und den Badeanlagen ein eindrucksvolles und lebendiges Bild der römischen Vergangenheit.

In der vollständig rekonstruierten Herberge zum Beispiel kann man römische Schlafzimmer, Wohnräume, eine funktionstüchtige Küche sowie die unterirdische Vorratskammer besichtigen, um dann im römischen Restaurant antike Gaumenfreuden nach originalen Rezepten zu kosten. Wie wäre es zum Beispiel mal mit „ova apala in pinus liquamine et folia intubacea in liquamine“, den gekochten Eiern in Pinienkernsauce und Endiviensalat mit Liquamensauce . Nicht ihr Geschmack? Dann vielleicht „lucanicae cum pulte hordeaca lenticulariaque“, lukanische Würstchen an Gersten-Linsengemüse. Oder doch lieber „porculi ofellae ostienses cum boletis“, den Ferkelbraten auf Ostienser Art mit Pilzen? Zugegeben, man sitzt, wenn auch nicht schlecht, ganz modern und westeuropäisch statt sich stilecht auf römischen Liegen zu lümmeln, aber schmecken tut’s trotzdem. Wer sich nicht traut: Es gibt auch moderne Kost à la Pommes und Co.

Auf keinen Fall sollten Sie einen Besuch des Badehauses verpassen. Auch wenn man als Besucher leider nicht in den Genuss römischer Badefreuden kommen kann, die Anlage mit ihren Wasserbecken und farbenprächtigen Wandmalereien ist allemal einen Besuch wert und bis heute weltweit die einzige Anlage, die originalgetreu wie in der Antike befeuert werden kann.

Der Allwetter-Ausflug

Der Mai hat es ja wieder ausdrücklich bewiesen: Es ist einfach kein Verlass auf das deutsche Wetter. Aber lassen Sie sich nicht abschrecken: „Park“ das hört sich natürlich ziemlich nach einer reinen Outdoor-Veranstaltung an, und ja, zugegeben, will man wirklich auf Entdeckungstour und Schatzsuche gehen, muss man sich schon draußen bewegen und unter Umständen Wetterkapriolen in Kauf nehmen. Allerdings kann man, wenn einem zu kalt oder zu nass oder zu bunt wird, immer wieder nach drinnen flüchten. Gerade Familien mit Kindern dürfte da zum Beispiel das Spielehaus viel Spaß machen, denn hier heißt es ausdrücklich: Anfassen erlaubt, ausprobieren erwünscht! Antike Vorläufer von Mühle und Backgammon können genauso bespielt werden wie auch das Deltaspiel oder das Amphorenwurfspiel. Fachkundige Betreuer stehen parat, um auch in Vergessenheit geratene Spielzeuge wie die Astragalknöchelchen und den Würfelturm zu erklären und auszuprobieren.

Zurück in die Gegenwart – zu Fuß und in nur 10 Minuten

Eigentlich hätten wir Sie jetzt noch gerne zu einem Besuch im LVR-Römermuseum eingeladen, weil auch das durchaus sehenswert ist. Aber nun drängt die Zeit und nach unserem Abstecher in die ferne Vergangenheit lockt das ganz und gar gegenwärtige Xanten und wenigstens einen kurzen Abstecher sollten wir dem Städtchen schon gönnen.

Egal, wo Sie Ihr Auto geparkt haben, bis in die Xantener Innenstadt ist es vom Archäologiepark nicht weit und der Weg führt uns vorbei an der alten Stadtmauer mit der Krimhildmühle, von der wir später noch berichten werden, bis zum Klever Tor, in dem heute Ferienwohnungen untergebracht sind. Kaum haben wir die Klever Straße betreten, werden wir quasi schon von der Skulpturengruppe „Waschfrauen an der Pumpe“ begrüßt, die uns daran erinnern, dass es früher zwar reichlich mühselig war das kostbare Nass in die eigene Wohnung zu tragen, man dafür aber auch mit dem Austausch von Klatsch und Tratsch belohnt wurde.

Xanten lädt zum Bummeln ein

Nun sind wir im Anschluss an unsere ausgedehnte Entdeckungstour bei den alten Römern doch schon etwas fußmüde und so beschließen wir: Wir lassen es ruhig angehen und machen einfach nur einen entspannten Bummel und genau dazu eignet sich das kleine Städtchen ganz hervorragend, Eile scheint man hier nicht zu kennen und überall laden hübsche Läden, Straßencafés und Restaurants zum Verweilen ein. Bevor wir jedoch einkehren, machen wir zunächst noch einen kleinen Abstecher in die Touristeninformation und decken uns mit reichlich Informationsmaterial über Xanten ein. Denn immerhin wollen wir doch ein bisschen mehr über das Städtchen am Niederrhein erfahren.

Siegfried ist ein Xantener Jung

Wo genau im Rhein der Nibelungenhort versenkt worden sein soll, ist ja bis heute eines der ungeklärten Rätsel und hält immer noch etliche Schatzsucher in Atem. Von einem jedoch sind die Xantener überzeugt: Siegfried, der tragische Held der Nibelungensage, ist ein Xantener Jung, denn hier soll die Burg seines Vaters, des Königs der Niederlande gestanden haben. Ob das nun stimmt, wir wissen es auch nicht, ist ja schließlich alles schon ziemlich lange her und verliert sich somit wie so vieles im Dunkel der Geschichte. Eines jedoch ist gewiss: Die Xantener haben ihrem berühmten Sohn gleich ein ganzes Museum gewidmet und wer mehr über Siegfried, Hagen, Kriemhild und den Rest der Nibelungen erfahren möchte, hier wird er fündig.

Übrigens: Was uns an den Xantener Museen ausgesprochen gut gefällt sind die Eintrittspreise. Denn für die meisten gilt: Kinder und Jugendliche unter 18 haben freien Eintritt! Das ist nicht nur ausgesprochen familienfreundlich, das stiftet doch nahezu an, sich eine kleine Portion Kultur zu gönnen.

Fast wie in Köln

Auch wenn Xanten viel, viel kleiner als Köln ist, einen Dom haben sie trotzdem. Zwar ist er rund 100 Jahre jünger als sein berühmter Kölner „Kollege“, die Xantener haben richtig rangeklotzt und ihn nach bereits 300 Jahren Bauzeit (komplett) fertiggestellt. Erbaut auf einem römisch-fränkischen Gräberfeld, sollen der Überlieferung nach auch Menschen bestattet worden sein, die für ihren Glauben gestorben sind. Unter ihnen auch der römische Soldat Viktor, dessen Gebeine bis heute in einem Schrein im Hochaltar des Domes aufbewahrt und verehrt werden. Ihnen verdankt der Dom auch seinen Namen „St. Viktor“. Prächtig anzuschauen ist er nicht nur von außen, wer in sein Inneres tritt wird erstaunt sein: Allein 17 Altäre aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock gibt es zu bestaunen.

Noch mehr Pracht und Prachtvolles findet sich im Stiftsmuseum gleich vis-à-vis zum Dom. Neben Reliquiaren aus vergoldetem Silber und Textilien aus rund 1000 Jahren findet sich hier auch illustrierte Handschriften, darunter eine mit der Darstellung eines Roller fahrenden Christuskindes. Und auch hier gilt: Kinder und Jugendliche dürfen umsonst rein!

Jetzt sind wir müde, jetzt haben wir Hunger

Zu erkunden gäbe es noch satt und mehr, aber jetzt sind wir müde und wir haben Hunger. Langsam aber sicher wenden wir die Schritte also wieder Richtung Parkplatz, machen aber auf dem Weg dahin noch einen kleinen Abstecher zur Kriemhildmühle, die im Anschluss an ihre ursprüngliche Nutzung als Nachtwächterturm im 18. Jahrhundert zur Windmühle umgebaut wurde, in der weiland Öl gepresst wurde. Aber das ist lange her. Erst 1992 wurde sie durch den jetzigen Pächter wieder in Betrieb genommen und mahlt nun Getreide aus ökologisch-kontrolliertem Anbau, das in der angeschlossenen Backstube zu Vollwertbrot und –kuchen verarbeitet wird. Im Sonnenschein lassen wir uns auf den Bänken vor der Mühle nieder und gönnen uns eine Verschnaufpause. Wer aber mehr über das Müllerhandwerk erfahren möchte, der kann hier den Kurs „Viermastsegeln für Landratten und Landmäuschen“ buchen. Dann werden die Ankerketten ausgehakt und mit vereinten Kräften die Flügel der Mühle in den Wind gedrückt, die Säcke mit dem frisch gemahlenen Mehl befüllt und anschließend in der Backstube gleich zu Brot und Kuchen verarbeitet. Aber das dürfen Sie bei Lust und Gelegenheit gern selber ausprobieren, denn unser Tag neigt sich für heute dem Ende zu. Aber wie immer heißt es: Fortsetzung folgt, wenn wir Ihnen erzählen, warum Xanten sowohl in der Südsee wie auch an der Nordsee liegt…

Auf unserer Zeitreise hat uns wieder DWW begleitet und für Sie die vielen schönen Fotos mitgebracht.



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