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Nächster Halt: „Feindesland“


Unser heutiger Ausflugstipp ist weder ein verspäteter Karnevals-Gag, noch ein verfrühter April-Scherz. Auch, wenn sich in Kölner Buchläden ein Buch findet „Alles, was Sie über Düsseldorf wissen sollten“, das nur aus leeren Seiten, besteht ...  

Nächster Halt: „Feindesland“

Unser heutiger Ausflugstipp ist weder ein verspäteter Karnevals-Gag, noch ein verfrühter April-Scherz. Auch, wenn sich in Kölner Buchläden ein Buch findet „Alles, was Sie über Düsseldorf wissen sollten“, das aus nicht mehr besteht als aus leeren Seiten, dass Düsseldorf eine Menge Interessantes zu bieten hat, steht, wie auch unser Bericht über die Bryan Adams Ausstellung im NRW-Forum zeigt, steht eigentlich außer Frage. Wir zumindest finden, dass es schade wäre, würde man der Landeshauptstadt, die ja immerhin auch am „Rhing“ gelegen ist, keinen Besuch abstatten würde.

Da wir aber für heute bereits unser Quantum Kunst und Kultur erledigt haben, lassen wir den Rest des Ausflugstages etwas rustikaler angehen und widmen uns diesmal nicht weiteren Museen und Kunstausstellungen, sondern belassen es bei einem Rundgang durch die Düsseldorfer Altstadt.

Der schiefe Turm von Düsseldorf

Ja, nicht nur Pisa, auch Düsseldorf verfügt über einen schiefen Turm. Zwar mag der kleine Bruder vom Rhein nicht ganz so berühmt sein, aber sehenswert ist er trotzdem – und vor allem, so finden die Düsseldorfer, liebenswert. Wir sprechen von Sankt Lambertus, dem wohl ältesten Bauwerk der Düsseldorfer Altstadt. Nach Vorläuferbauten wurde die dreischiffige Hallenkirche im Jahr 1394 vollendet. Nach einem Brand im Jahr 1815 musste der Turmhelm durch erneuert werden. Vermutlich benutzte man für die Holzkonstruktion zu frisches und damit feuchtes Holz, so dass sich das Dach verdrehte – der schiefe Turm von Düsseldorf war geboren. Wie so oft soll aber die eigentliche Ursache nicht der unsachgemäße Bau, sondern der Teufel Grund für den verdrehten Turm sein, der in seiner Wut verursacht hat, gleich den ganzen Turm vom Dach der Kirche zu reißen. Was auch immer der wahre Grund gewesen sein mag, die Düsseldorfer mögen ihn, denn als er nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut werden musste, tat man dies genauso wie vorher, schief nämlich.

Hoch zu Ross auf dem Marktplatz

Seit über 300 Jahren blickt nun Jan Wellem, der wohl bekannteste Düsseldorfer Kurfürst, auf den Marktplatz und „seine“ Düsseldorfer herunter. Wenn Sie das zu den bekanntesten Barockplastiken gehörende Reiterstandbild vom Flamen Gabriel Grupello ausreichend gewürdigt haben (den Hut müssen Sie aber nicht mehr ziehen), dann sollten Sie es auf keinen Fall versäumen auch noch einen Blick in die Ecke des Marktplatzes zu werfen, denn hier finden Sie den eigentlichen Helden, dem, glaubt man der Legende, die Entstehung des Standbildes überhaupt erst zu danken ist. Weil der hohe Künstler nämlich die Gussmasse zu knapp kalkuliert haben soll, geriet der erste Guss des Standbildes nicht und auch beim zweiten Mal, soll bald klar geworden sein: Es reicht nicht. Woraufhin sein Gehilfe die schaulustige Menge um Schmuck und Silberbesteck gebeten haben soll, damit der Guss am Ende doch gelänge. Die angeblich zum Dank von Grupello selbst angefertigte Figur seines Lehrjungen hat die Zeitläufe nicht überdauert, dafür aber haben sich die „Düsseldorfer Jonges“  der Stadt 1932 das jetzt an der Ecke stehende Denkmal gestiftet.

„Nä, watt bin ich für 'ne schöne Leich“

Zugegeben: Gegeben hat es ihn nicht, den Schneider Wibbel. Zwar soll die Geschichte auf einer wahren Begebenheit basieren, aber genau genommen stammt die wunderbare Geschichte aus der Feder von Hans Müller-Schlösser und wurde erst 1913 im Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt. Wibbel, seines Zeichens Schneidermeister, wurde wegen Beleidigung Napoleons zu einer Haftstrafe verurteilt. Weil er aber nun weder Lust noch Zeit hatte, bat er seinen Gesellen doch die Strafe an seiner Statt auf sich zu nehmen. Dumm gelaufen, dass dieser während der Haftzeit verstarb. Als er nun nähend am Fenster sitzend seinem eigenen Leichenzug zusah, soll der so oft zitierte Satz „Nä, watt bin ich für 'ne schöne Leich“ gefallen sein.

Insgesamt sieben Filme und fünf Hörspielfassungen sind dem Verwechslungsspiel im Laufe der Jahre gewidmet worden, von den unzähligen Bühnenfassungen nicht zu reden. Und wo Sie schon einmal den Weg ins „Feindesland“ gefunden haben, sollten Sie auf Fälle auch kurz in der Schneider-Wibbel-Gasse vorbei. Das Berühren der kleinen Bronzefigur soll immerhin auch Glück bringen und davon kann man eigentlich nicht genug haben.

In Düsseldorf heißt das „Kölsch“ „Alt“

Zwar haben wir es bisher bei einem wirklich nur ganz, ganz kleinem Rundgang durch die Altstadt der Landeshaupt belassen, aber auch dieser macht durstig. Doch was kann man hier, weit entfernt der Heimat und dem Kölsch-Genuss schon trinken? Man staune: Der Frage nach den Unterschieden zwischen „Kölsch“ und „Alt“ hat sich sogar schon das Deutsche Ärzteblatt gewidmet und man staune weiter: Hier kommt man zu der Überzeugung, dass nur die wenigsten bei einer Blindverkostung den Unterschied zwischen Kölsch und Alt herausschmecken dürften. Und tatsächlich werden beide Biere nach dem gleichen obergärigen Prinzip, bei dem die Hefe im Verlauf des Gärprozesses nach oben steigt, gebraut. Und da der Kellner, der für den für die Befeuchtung der trockenen Kehlen benötigten Nachschub sorgt, hier wie dort „Köbes“ gerufen wird, dürfte nach Überwindung der ideologischen Grenzen keine Gefahr des Verdurstens bestehen.

Denn anders als es weiland Kardinal Chigi, der Vertreter des Vatikans beim Westfälischen Frieden nach dem Dreißigjährigen Krieg, bei der Verkostung eines so gebrauten Bieres gesagt haben soll „Füge noch etwas Schwefel hinzu - und der Höllentrank ist fertig!“ – man kann es wirklich trinken, man muss sich nur mal trauen.

Großer Durst und großer Hunger

Die Schätzungen gehen auseinander, aber irgendwo zwischen 240 und 300 gastronomische Betriebe dürften es schon sein, die sich in der Düsseldorfer Altstadt finden. Von Pizza über Tapas, von Sushi bis zu orientalischen Spezialitäten wird hier nahezu alles angeboten, was Gaumen und Magen Freude machen. Wer aber Düsseldorf richtig „zünftig“ erleben will, der sollte auf alle Fälle auch einen Abstecher in eines der traditionellen Brauhäuser einplanen. Denn egal ob Uerige oder Füchsen, Schlüssel oder Schumacher, auch hier gibt’s Blootwosch und „lecker Mädche“. Da kann man sich dann fast wieder wie zu Hause fühlen und zum Trost – bis zum Dom ist es ja nicht ganz soweit.

Wir bedanken uns bei Kurt F. Domnik für den schiefen Turm von Sankt Lambertus, bei Anja Foster Sielaff für die "freche" Postkarte, beide bei Pixelio, alle weiteren Fotos: DWW



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