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Dank der menschlichen Arbeit


Trotzdem ist der Stommelerbusch durchaus einen Ausflug wert, nämlich spätestens dann, wenn der Erntedankzug – einzig in seiner Art im Rhein-Erft-Kreis – durchs Dorf zieht. Denn dann ist nicht nur das halbe Dorf auf den Beinen, sondern auch Mitglieder ...  

Dank der menschlichen Arbeit

Möglicherweise werden sich jetzt sogar überzeugte „Büscher“ fragen, wo denn die touristische Attraktion in ihrem Dorf zu suchen sei, dass dieses Eingang in unsere Rubrik „Reisen, Ausflüge, Sehenswertes“ findet. Wer an den Stommelerbusch denkt, dürfte diesen meist mit den beiden großen Golfplätzen in Verbindung bringen, wobei ja nun nicht jeder Golf spielt und die, die es tun, steuern natürlich gleich das geliebte Green und nicht den Busch daneben an.

Trotzdem ist der Stommelerbusch durchaus einen Ausflug wert, nämlich spätestens dann, wenn der Erntedankzug – einzig in seiner Art im Rhein-Erft-Kreis – durchs Dorf zieht. Denn dann ist nicht nur das halbe Dorf auf den Beinen, sondern auch Mitglieder aus den verschiedenen Vereinen in Stommeln beteiligen sich daran, dass es für alle ein schönes Wochenende wird.

Alt, verstaubt und überflüssig?

Schon möglich, dass das Erntedankfest, das übrigens nicht nur die christliche Kultur kennt, für den modernen Menschen augenscheinlich immer mehr an Bedeutung verliert – scheint es doch so, als wären Lebensmittel immer und überall und zu so gut wie jeder Jahreszeit verfügbar. Erdbeeren im Winter und Kohl im Sommer? Kein Thema, moderne Lagerhaltung macht es doch möglich. Aber machen wir uns doch nichts vor: Was nicht gesät, gepflegt und dann geerntet wurde, wird uns nicht satt machen und selbst der Kunstkäse kommt nicht ganz ohne Natur aus.

Mehr als nur fröhlich

Gut drauf sind sie, die Böscher, aber nicht nur das. Ganz entsprechend ihrem Namen sind sie nämlich auch ihren Traditionen treu und das nicht erst zum dritten Mal, sondern schon seit 1967 als der damalige Pfarrer der Gemeinde Stommelerbusch, Pastor Koniezcny, anlässlich der Feier „100 Jahre Kirche und Schule“ vorschlug, im nächsten Jahr, doch ein Erntedankfest zu feiern, immerhin leben wir hier auf und mit dem Lande. Aus den Anfängen hat sich ein Fest entwickelt, das Fest im Jahresablauf des Stommelerbuschs verankert ist und Jahr für Jahr finden sich ausreichend „Böscher“, ganz gleich ob sie nun tatsächlich hier oder im großen Mutterort Stommeln ihre Heimat gefunden haben, um mit viel Liebe und Engagement für eine gelungene Veranstaltung am vierten Samstag im September zu sorgen.

Monika III.

Jahr für Jahr beginnen die Festlichkeiten, die dann am Sonntag ihren Abschluss mit dem farbenprächtigen Erntedankumzug durchs Dorf finden, mit der Krönung der jeweiligen Erntekönigin. In diesem Jahr wird die Ehre Monika III. Hermann zuteil und das zurecht, ist die 53jährige doch auf dem Hermannshorst, der gut 2 Kilometer hinter dem Ort liegt, aufgewachsen und dorthin, nach rund 20 Jahren, die sie beruflich in Berlin verbracht hat, wieder zurückgekehrt. 

Wir treffen sie im Betrieb ihres Bruders und die Freude und der Stolz, mit der sie von ihrer Arbeit auf dem familiengeführten Obsthof berichtet, lassen erahnen: Die Böscher hätten mit der Wahl ihrer diesjährigen Erntekönigin keine bessere Wahl treffen können.

Man merkt ihr an wie sie in ihrer Arbeit aufgeht: „Unser Betrieb umfasst rund 20 Hektar. Auf rund der Hälfte davon bauen wir Obst an. Von Rhabarber und Johannisbeeren über Sauerkirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Früh- und Lageräpfeln, Birnen, Kürbissen und Kartoffeln reicht unser Angebot“, erzählt sie und führt uns durch die Obstplantagen, die gleich hinter dem eigentlichen Hof liegen.

Ernten, sortieren, umpacken und der Mutter im Verkauf helfen, gehört zu ihrem täglichen Repertoire an Arbeit, dazu zu noch nach den Hühnern schauen und vieles mehr. Ob es ihr denn nicht schwer gefallen sei, nach vielen Jahren Großstadt zurück auf’s Land zu gehen und zwar richtig auf’s Land, denn der letzte Außenposten des Stommelerbuschs kennt noch nicht einmal eine reguläre Festnetzverbindung zum Internet. Sie schaut uns fast fragend an, so als ob sich dieser Gedanke überhaupt nicht stellen würde. „Nein, ich vermisse hier nichts“, meint sie dann. Immerhin, auch in Berlin habe sie ja schließlich in der City, sondern am Stadtrand gelebt und hier, so erklärt sie, gäbe es so viel zu tun, was ihr Freude macht, dass an Langeweile kein Gedanke wäre.

„Wir danken für die Früchte der Erde

Und die menschliche Arbeit“ lautet ihr Motto als Erntekönigin. Doch bis es soweit ist, dass sie am letzten Sonntag im September auf dem festlich geschmückten Wagen sich winkend den Schaulustigen am Straßenrand präsentieren wird, liegt noch viel Arbeit vor ihr. „Ein Dirndl will noch gekauft und die Festrede geschrieben werden. Und dann? Das ganze kommende Jahr über wird sie die dann die „Fidelen Böscher“ bei den anderen Vereinen und deren Festen als gekröntes Oberhaupt vertreten und darauf freut sie sich schon, denn wer könnte besser „Werbung“ für das Leben auf dem Land machen als sie?

Keine Königin ohne Hofstaat

Natürlich, der Wagen der Erntekönigin wird wie jedes Jahr den krönenden Abschluss des Umzugs bilden. Aber, und auch das sei nicht außer Acht gelassen, ein solches Fest wäre nicht möglich ohne die Unterstützung und den Einsatz vieler, vieler Helfer. Rund 36 aktive und 75 inaktive Mitglieder zählt der Verein zur Zeit, der neben sich auch an zahlreichen Unternehmen der Stommelner und Stommelerbuscher Vereine beteiligt wie zum Beispiel auch den Karnevalsumzügen in beiden Ortsteilen. "Man sagt uns Deutschen ja nach, dass wir Vereinsmeier sind“, meint Gabi Schütz, selbst Mitglied bei den Fidelen. „Aber was soll daran nicht in Ordnung sein? Für mich ist das ein Zeichen, dass wir hier zusammenhalten und gemeinsam etwas auf die Beine stellen, was allen Spaß macht.“

Recht hat sie und damit auch Sie Spaß haben an dem in seiner Art ziemlich einmaligen Ereignis im Rhein-Erft-Kreis, halten Sie sich mal den 28. September frei. Und schauen Sie vorbei.

Fotos: DWW



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