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Das Erbe der Jakobäa von Bayern


Man kann den Namen Keukenhof nicht aussprechen, ohne gleich an seine bekannteste Vertreterin, die Tulpe zu denken. Und es ist ja auch richtig: Die Blumenrabatten, die wie blühende Bilder gestaltet sind, sind natürlich wunderschön. Und sicher auch kaum ein  

Das Erbe der Jakobäa von Bayern

Blumentechnisch gesehen ist der Winter (zum Glück) ja schon eine ganze Weile vorbei, schließlich gibt’s schon seit Ende Januar / Mitte Februar in so gut wie jedem Discounter oder Supermarkt Tulpen als erste Frühlingsvorboten zu kaufen. Und wer könnte der bunten und meist auch noch preiswerten Farbenpracht wiederstehen?

Statt Blumen gab's Gemüse

Oft wird sich die 1401 in Den Haag geborene Jakobäa wohl nicht in ihrer angestammmten Heimat aufgehalten haben. Vier Ehen, ein niemals endendes Erbschaftsgezänk um das Gebiet entlang der Nordseeküste und mehrmalige Gefangenschaften dürften Sie einfach anderweitig in Atem gehalten haben. Und ob Sie, wie die Legende es behauptet, während ihrer Aufenthalte in Schloss Teylingen tatsächlich selbst die Kräuter und das Gemüse, das im Keukenhof „nebenan“ wuchs geerntet hat, nun ja. Tulpen, das ist allerdings gewiss, hat sie nie gesehen, denn die gab es damals noch gar nicht in Europa.

Der Siegeszug der Zwiebel

Ursprünglich an den Ausläufern des Himalayas beheimatet, brachten die Osmanen die Tulpe als Handelsartikel mit in ihre Heimat, wo sie ziemlich schnell zum absoluten Star der Blumenszene avancierte. „Die mir das Herz verbrennt“, „Glücksstern“, „Licht der Gedanken“, „Gesicht der Geliebten“ und ungleich mehr poetische Namen gaben sie der Pflanze aus der Familie der Liliengewächse. Und vom Bosporus verbreiteten sie sich dann schnell über Wien nach ganz Europa, doch nirgendwo entwickelte sich eine solche „Tulpenmania“ wie in Holland, die aus einer harmlosen Frühlingsblume ein hochbrisantes Spekulationsobjekt machte, mit dem sich zunächst schnelles Geld verdienen ließ, aber 1637 zu einem Börsencrash mit wahrhaft gigantischen Ausmaßen führte, derweil der Küchengarten neben Schloss Teylingen nach wie vor im Dornröschenschlaf lag.

Wo ein Schloss, da auch ein Park

Nun war die umtriebige Jacobäa mit nur 35 Jahren ja kinderlos verstorben und so geriet das riesige Landgut mitsamt dem Jagdschlösschen im Verlauf der nächsten drei Jahrhunderte in die Hände reicher Kaufmannsfamilien, unter anderem von Baron und Baronesse Van Pallandt. Nur was nutz ein Schloss, wenn es quasi „in der Pampa“ steht. Schließlich soll es ja nicht nur drinnen, sondern auch draußen ein bisschen gefällig sein. Also wurde kurzerhand der Landschaftsarchitekt Jan Willem Zocher mit dem Entwurf eines englischen Landschaftsgartens beauftragt.

Mit ohne Blumen

Der Clou ist nun der, dass englische Landschaftsgärten im Gegensatz zu den vorher modernen französischen Barockgärten kaum Blühpflanzen zum Tragen kommen. Vielmehr soll der Garten sich nach richten, was die Natur idealerweise an Ausblicken zu bieten hat. So besehen hätten die schätzungsweise 7 Millionen Blumenzwiebeln, die Jahr für Jahr von fleißigen Gärtnern in der Erde von Keukenhof versenkt werden, hier eigentlich keine Daseinsberechtigung, aber das erzählen Sie mal den rund 1,2 Millionen Besuchern, die in den acht Wochen, die der Park im Jahr geöffnet hat, hier her pilgern, um sich an der Farbenpracht von Tulpen, Narzissen, Hyazinthen und Co. zu erfreuen.

Heute schon gesnoezelt?

Man kann den Namen Keukenhof nicht aussprechen, ohne gleich an seine bekannteste Vertreterin, die Tulpe zu denken. Und es ist ja auch richtig: Die Blumenrabatten, die wie blühende Bilder gestaltet sind, sind natürlich wunderschön. Und sicher auch kaum einer, der ohne die ein oder andere Zwiebel im Gepäck wieder nach Hause fährt. Aber Keukenhof hat auch ganz andere Reize wie zum Beispiel den „Snoezelgarten“ des niederländischen Fernsehgärtners Rob Verlinden.

Wenn es Ihnen nun so geht wie uns und sie nicht die leiseste Ahnung haben, was man denn dann tut, wenn man „snoezelt“, dann lassen Sie sich trösten. Wir wussten es bis dahin nämlich auch nicht, aber jetzt sind wir ja schlauer. Eigentlich ist es nämlich nur ein anderer Begriff für „entspannen“ oder „ausruhen“. Die Idee entstand Anfang der 80er Jahre und ausnahmsweise mal nicht in Amerika, sondern tatsächlich in den Niederlanden, wo mich darüber Gedanken machte,  für kranke und behinderte Menschen einen Raum so zu gestalten, dass durch Licht, Geräusch, Gefühl, Geruch und Geschmack Reize auf unsere Sinne ausgelöst werden und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die sich entspannend, stimulierend oder mobilisierend auswirkt. Und klar, das geht natürlich nicht in, sondern auch außerhalb der vier Wände, also im Garten. Lassen Sie sich doch mal überraschen.

Vom Park an die See

Nur rund acht Wochen sind es, in denen man die bunte Blumenpracht bewundern kann. Nach dem 16. Mai schließt der Park, der im Besitz einer Stiftung ist, wieder seine Pforten. Ganz anders dagegen das nicht weit entfernt gelegene Städtchen Nordwijk, das in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen als „Blumenbadeort Europas“ feiert.

Schon seit dem 18. Jahrhundert machte die Gegend um Nordwijk als Hollands bedeutendstes Kräuteranbaugebiet von sich reden zu dem sich dann auch bald die Blumen(zwiebeln) gesellten. Badefreuden kamen erst in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts dazu und waren bis zur Einführung der dampfgetriebenen Straßenbahn selbstredend nur dem solventeren Publikum vorbehalten.

Und diese einzigartige Kombination von rund  252 Hektar Feldern, überät mit Tulpen, Narzissen, Gladiolen und vielen mehr und der See gleich vor der Tür macht nun Nordwijk zu etwas ganz Besonderem. Also, sollten Sie Keukenhof in diesem Jahr verpasst haben – nicht traurig sein, sondern einfach die paar Kilometer weiter ans Mehr fahren und ein bisschen Seerluft schnuppern.

Fotos: Alle Blumen und "Jacobäa" - Keukenhof, Strand - Stadtmarketing Nordwijk.
Tulpen, groß - Lupo, Entspannung - Stephanie Hofschläger. Beide www.pixelio.de



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