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Nah genug dran und weit genug weg


Und da Berlin ja momentan mal wieder in aller Munde ist, haben wir uns entschieden nun gerade keine Entdeckungstour in die Metropole an der Spree zu machen, sondern uns mal im sogenannten „Speckgürtel“ umzuschauen.  

Nah genug dran und weit genug weg

Zur Zeit wollen ja anscheinend wieder alle nach Berlin. Ganz zuerst natürlich die Kandidaten für den Bundestag. Gut, bis wir wissen, wer am Ende „das Rennen“ gemacht haben wird, wird noch einige Zeit ins Land gehen und die Entscheidung, wer zukünftig Ihre Interessen in unser aller Bundeshauptstadt vertreten soll, überlassen wir natürlich Ihnen.

Wir hingegen wollen ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, wenn es darum geht, den Osten der Republik zu erkunden. Und da Berlin ja momentan mal wieder in aller Munde ist, haben wir uns entschieden nun gerade keine Entdeckungstour in die Metropole an der Spree zu machen, sondern uns mal im sogenannten „Speckgürtel“ umzuschauen.

Da horchen Sie auf? Ja, genau. Denn wenn man nicht gerade auf Bauch und Hüften trägt, ist so ein Speckgürtel eine prima Sache. Man lebt nah genug an der Großstadt, um deren Angebote und Vorzüge nutzen zu können, ganz gleich, ob man mal eben eine ausgedehnte Shopping-Tour machen will oder einfach ein bisschen Großstadtluft schnuppern möchte und weit genug, um trotzdem seine Ruhe zu haben. Kurz gesagt, was dem Kölner der Rhein-Erft-Kreis, ist dem Berliner der Landkreis Dahme-Spree.

Nun ist das gar nicht so einfach, hier eine Entscheidung zu treffen, denn der Städte und Orte, die erkundens- und vorstellenswert wären, sind etliche. Aber gut, da wir ja noch lange vorhaben, Sie mit immer neuen Berichten und Reportagen zu unterhalten, werden sie wohl schon nicht weglaufen. Für heute haben wir uns als Erstes für Königs Wusterhausen, ganz korrekt DES Königs Wusterhausen, entschieden.

Wie Wusterhausen zum König(s) kam

Genaugenommen kam natürlich nicht Wusterhausen zum König (das wäre wohl selbst zu royalen Zeiten ein ziemlicher Aufwand gewesen), sondern der König zu den Wusterhausenern.

Wir kürzen die Geschichte ein bisschen ab: Weihnachten 1698 bekam der damals gerade 10jährige Kurzprinz Friedrich Wilhelm (damals noch in, später von Preußen), der in späteren Jahren als Soldatenkönig von sich reden machte, das Schloss als wahrhaft königliches Weihnachtsgeschenk. Augenscheinlich hatte sein Vater damit einen richtigen Volltreffer gelandet, denn der Sohn liebte das Jagdschloss und residierte hier während der Sommermonate und wechselte nur im Winter in seine Stadtresidenzen nach Berlin. Ihm zu Ehren erhielt die Ortschaft Wusterhausen 1717 den „Königs“-Zusatz und nannte sich fortan Des Königs Wusterhausen.

Von Tabakfreunden, langen Kerls und einem Todesurteil

Ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der die barocke Prunksucht liebte, mochte es der Soldatenkönig lieber etwas rustikaler.

In Meinung, dass der Gebrauch des Tabaks gegen alle böse Luft gut sei“ hielt er regelmäßig sogenannte Tabakskollegien ab, zu denen auch die Damen des Hofes zugelassen waren. Nichtraucherschutz war bei diesen zwangslosen geselligen Zusammenkünften, bei denen auch schon mal die Krone gegen die Nachtmütze getauscht werden konnte, noch kein Thema, im Gegenteil: Wer  nicht rauchen wollte oder konnte, musste sich mit Geld für wohltätige Zwecke davon freikaufen, war aber dennoch zum Passivrauchen verdammt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Regenten seiner Zeit kann man Friedrich Wilhelm I. nur als ausgesprochen sparsam, ja fast geizig nennen. Und wie gemerkt: Auch das Tabakskollegium war ja eine recht einfache Angelegenheit ohne großes oder gar teures Hofzeremoniell. Nur bei einem kannte er kein Halten, nämlich „seinen langen Kerls“. Nun kann man das einerseits sicher verstehen: Nur möglichst lange Vorderladergewehre erzielten eine optimale Wirkung, hatten aber den entscheidenen Nachteil, dass sie nur von wirklich großgewachsenen Männern gut zu bedienen waren. Allerdings war es zu damaligen Zeiten nicht ganz so leicht entsprechend hochgewachsene Soldaten zu rekrutieren, in der Regel wurden die Menschen halt nicht so groß. Welch‘ Anblick müssen also die 12 groß gewachsenen Afrikaner, die er den Holländern im Tausch gegen die unter seinem Großvater in Besitz genommenen und mit erheblichen Investitionen ausgebauten Kolonien und Stützpunkte abschwatzte, die ab 1720 in Königs Wusterhausen ausgebildet wurden.

Sein Sohn hingegen, Friedrich II., besser bekannt unter dem Namen „Der Alte Fritz“, schätze Schloss Wusterhausen weitaus weniger als sein gestrenger Vater. Auch das mag einen nicht verwundern: Unterzeichnete sein alter Herr hier doch auch das Todesurteil seines besten Freundes Katte, mit dem er gemeinsam hatte nach England fliehen wollen. Er selbst widmete sich lieber seiner Bauleidenschaft und investierte Unsummen in Sanscouci.

Wer’s mit den Preußen nicht so hat …

Wohlgemerkt, auch wenn es relativ schlicht, ja, im Gegensatz zu Sanssouci nahezu ärmlich wirkt, das Schloss, in dem sich auch etliche von Friedrich Wilhelm I. selbst gemalte Bilder finden, hat durchaus seine schönen und sehenswerten Seiten. Aber nun ja, nicht jede rheinische Frohnatur kann sich mit der preußischen Lebensart anfreunden. Aber (Des) Königs Wusterhausen hat ja noch viel mehr zu bieten.

„Hallo, hallo hier ist Königs Wusterhausen“

Ein Leben ohne Funkwellen? Ohne Radio? Ohne Fernsehen? Ohne Internet oder gar Mobiltelefon? „Unvorstellbar!“ werden Sie sagen, aber genau besehen sind diese Zeiten noch nicht ganz so lange her. Zwar wurden schon 1911 auf dem damaligen Windmühlenberg von Königs Wusterhausen mit "ortsveränderlichen" Lichtbogensendern, deren Antennen mit Ballonen und Drachen in die Höhe gehoben wurden, funktechnische Versuche durchgeführt, aber erst im April 1917 versuchte man Sprache und Musik zu übertragen. Pech, dass schnell angeordnet wurde „diesen Unfug zu unterbinden". Erst am 22. Dezember 1922 wurde erstmalig ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt, genau genommen aber nicht für Deutschland, denn hier war „Rundfunkhoeren“ bei Strafe verboten. Dennoch kann man dieses Konzert durchaus als die Geburtsstunde des deutschen Rundfunks bezeichnen.

Das alles und noch viel mehr können Sie beim Besuch des Sender- und Funktechnikmuseums, Funkerberg 20 in Königs Wusterhausen erleben.

Baden, Fahrradfahren und Wandern satt

Auch wenn das Städtchen an Dahme und Nottekanal nur rund 36 Kilometer vom Berliner Stadtzentrum entfernt liegt, ist sie ein idealer Ausgangspunkt für Badefreuden, Wanderer und Radler. Schon Theodor Fontane schwärmte in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ von landschaftlich schönen Region. Ganz gleich, ob man auf Schusters Rappen, gut ausgerüstet mit Wanderstöcken als Nordic Walker oder als Radfahrer die Umgebung erkunden will: Hier finden sich nicht nur dichte Wälder und grüne Wiesen, sondern auch kleinere und größere Wasserläufe, ganz zu schweigen von den sechs (!) großen Seen, die zum Planschen, Baden und Vergnügen einladen.

Ist klein, aber hat Flair

Zugegebener Maßen ist das Städtchen mit seinen rund 34.000 Einwohnern relativ überschaubar, aber wie gesagt, wer es groß möchte, bis Berlin ist es ja nicht weit. Wer also irgendwann genug hat von der großen weiten Bundeshauptstadt, der sollte sich zumindest für einen Abstecher entscheiden. Und wer noch mehr wissen und erfahren möchte: In der Touristeninformation gleich am Bahnhof im Stadtzentrum hilft man auch gern weiter (wir haben’s ausprobiert).

Die Fotos aus (Des !) Königs Wusterhausen  hat DWW für uns gemacht. Und für das schöne Bild mit der Pfeife danken wir Hans-Joachim Köhn, der es bei www.pixelio.de eingestellt hat.



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