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Komm‘ doch mal nach Kommern


Mittlerweile haben sich auf dem 95 ha großen Gelände 65 historische Gebäude angesiedelt. Bauernhöfe, Wind- und Wassermühlen, Werkstätten, Gemeinschaftsbauten wie Schul- und Backhaus, Tanzsaal und Kapelle stehen beispielhaft für das Bauen, Wohnen und ...  

Komm‘ doch mal nach Kommern

Bei der Auswahl eines geeigneten Ausflugsziels für unsere aktuelle Ausgabe stand das Freilichtmuseum in Kommern, wie könnte es gerade um diese Jahreszeit anders sein, ganz oben auf unserer Liste. Dennoch hatten wir die ein und andere hitzige Debatte, ob man etwas, das doch augenscheinlich sowieso jeder kennt, noch extra vorstellen sollten. Naja, selbstredend hat sich Kommern für diesmal gegenüber seinen Mitbewerbern durchgesetzt, sonst würden Sie diesen Bericht ja jetzt nicht lesen können.

Melting Pot Kommern?

„Früher oder später kriegen wir Sie“, hieß irgendwann mal ein Werbespot, allerdings haben wir vergessen, welches Produkt damit beworben wurde. Ist eigentlich auch nicht so wichtig, könnte aber augenscheinlich auch für die (von unserer Tochter damals so getauften) „Häuschen“ gelten. Hier finden sich Omas, Opas, Mamas, Papas, Kinder, Enkel und sogar Urenkel ein. Und einträchtig läuft der Herr Oberstudienrat neben dem Altrocker von Baugruppe zu Baugruppe, schieben Omas und Opas ihre Enkel im Kinderwagen von Haus zu Haus …

Das ist schön, also uns gefällt das, aber woran mag das liegen? Ein Faktor dürfte wahrscheinlich sein, dass das Museum nun schon etliche Jahre auf dem Buckel oder besser gesagt auf seinen Hügeln hat. Denn nachdem die Entscheidung im Jahr 1958 für den Standort Kommern gefallen war und schon bald die ersten Gebäude der Baugruppe „Eifel“ und der Windmühle aus Spiel errichtet waren, wurde das Rheinische Freilichtmuseum am 20. Juli 1961 eröffnet.

Von Bauerhöfen, Wind- und Wassermühlen

Mittlerweile haben sich auf dem 95 ha großen Gelände 65 historische Gebäude angesiedelt. Bauernhöfe, Wind- und Wassermühlen, Werkstätten, Gemeinschaftsbauten wie Schul- und Backhaus, Tanzsaal und Kapelle stehen beispielhaft für das Bauen, Wohnen und Wirtschaften der Landbevölkerung in der ehemaligen, 1822 vom Königreich Preußen errichteten „Rheinprovinz" seit dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Spannend wird die Sache dadurch, dass die Baudenkmale nicht nur in eine Museumslandschaft mit Äckern, Bauerngärten und Obstwiesen eingebettet sind, sondern zu Teilen, wenn auch nur zu „Show-Zwecken“ nach wie vor bewirtschaftet werden. So durchzieht an Wochenenden der Duft von frisch gebackenem Brot, süßen Weckchen und Streuselkuchen die Baugruppe „Westerwald“ und mit ein bisschen Glück kann man Brot und Kuchen sozusagen als Souvenir im Tante Emma Laden auch gleich noch mitnehmen. Wobei Tante Emma Laden: Erinnern Sie sich noch an diese kegelförmigen Lutscher und die essbaren „Perlenketten“? An große Bonbongläser aus denen man je nach Laune der Verkäuferin schon mal ein Himbeerbonbon geschenkt bekam? Verloren und vergessen meinen Sie? Tja, im Supermarkt um die Ecke gibt’s all diese Herrlichkeiten tatsächlich nicht mehr, zumindest nicht in dieser Form, aber hier, wo die Zeit quasi stehengeblieben ist, ist auch die Rückkehr in die eigene Kindheit noch möglich.

Eine neue Baugruppe entsteht

In den kommenden Jahren wird im LVR-Freilichtmuseum mit dem "Marktplatz Rheinland" eine neue Baugruppe entstehen, die bereits jetzt besichtigt werden kann. Noch ist das Gelände zum Teil eine Baustelle, aber der Bungalow Kahlenbusch und die Gaststätte "Watteler" aus Eschweiler über Feld sind sind bereits für die Museumsbesucher zugänglich.

Und demnächst gibt es Zuwachs: Dann wird nämlich ein Fertigbauhaus von Quelle, das zur Zeit noch in der Hahnenstraße im Pulheimer Ortsteil Stommelerbusch sein Zuhause hat, hier sein neues Quartier beziehen. „Das Spannende an diesem Haus“, erklärt Tobias Rosenstengel von der JaKo Baudenkmalpflege „ist, das sich seit den 60er Jahren als es hier aufgebaut wurde, quasi nichts am Haus verändert wurde. Badezimmer, Steckdosen und selbst die Tapeten – alles noch wie beim Erstbezug.“ Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass das Gebäude aller Wahrscheinlichkeit nach asbestbelastet sein dürfte. Kein Problem, solange alles an seinem Platz bleibt. Deshalb wird es auch, anders als bei vielen anderen Gebäuden, nicht Stück für Stück abgebrochen und wieder aufgebaut, sondern gut verpackt in einem Stück an seinen neuen Standort im Museum transportiert.

Aus dem Leben einer Mausefallenkrämerin

Das Kostüm aus mit Hut, Rucksack und Mausefallen am Ring ist ein echter Hingucker. Und vielen Eifelern, die ins Museum kommen, anscheinend sogar noch wohl bekannt. Im Freilichtmuseum trifft Regine immer wieder auf Besucher, die ihr entgegenrufen: „Sie kommen wohl aus Neroth!" rufen sie der Mausefallenkrämerin entgegen. Und tatsächlich sind die letzten Hausierer noch bis in die 1980er Jahre mit ihren Mausefallen durch die Eifel gezogen.

Wer das alles nicht kennt, dem erzählt Regine Braconnier, geborene Michels aus Kirchweiler in der Eifel, gern einen Schwank aus ihrem Leben. 1833 als Tochter eines armen Pächters geboren, heiratete sie mit 25 Jahren den im nur 5 Kilometer entfernten Neroth ansässigen Landwirt Hans Braconnier, der mit der Herstellung und dem Vertrieb von Mausefallen ein recht einträgliches Nebengewerbe unterhielt. Für Regine bedeutet die Heirat mit Hans einen wirtschaftlichen Aufstieg. „Während wir in Kirchweiler noch aus Mangel an Geld, Eier und Butter für dringend benötigte Waren beim Krämer eintauschen mussten, kam mein Mann nach erfolgreichen Reisen mit Bargeld zurück. Wir konnten Kleinvieh kaufen, etwas mehr Land pachten, meine Söhne Robert und Franz gingen in die Schule", erzählt sie den Besuchern. Mit ihrer Schwiegermutter, der Schwägerin und den Kindern stellt Regine Mausefallen her, die sie ihrem Mann anschließend auf dem Postweg nachschickt. Im Jahre 1872 hat Hans Braconnier zunehmend Beschwerden mit seinen Knien, so dass Regine die Touren ihres Mannes übernehmen muss. „Die Arbeit als Hausiererin gefällt mir, ich verdiene Geld und sehe etwas von der Welt!"

Aber nicht nur die Mausefallenkrämerin, auch Schmiede, Bäcker, Korbflechterin, Bäurin, Weber, Stellmacher und viele mehr stehen den Besuchern gern Rede und Antwort und erzählen vom Leben und Arbeiten aus längst vergangenen Zeiten.

Riesenparty zu Ostern

Zu Ostern lassen es die Kommerner traditionell so richtig krachen, denn dann heißt es vom 19. bis 27. April „"Jahrmarktes anno dazumal". Und weil es in diesem Jahr schon der 20. ist und somit ein schönes Jubiläum, erwartet die Besucher eine Weltsensation mit Europas größter Hochseiltruppe Geschwister Weisheit ® Gotha, die ihre Weltneuheit "Artistik von Turm zu Turm" präsentieren. Von einer gigantischen Rampenanlage in 12 Meter Höhe starten die Seilläufe und mehrere Motorräder, unter denen Artisten in Trapezen Kunststücke vorführen, auf einer Seilstrecke von mehr als 100 Metern. Höhepunkt der rund einstündigen Schau ist der Auftritt von Peter Mario Weisheit auf dem schwankenden Peitschenmast des mit 62 Metern höchsten reisenden Artistenturms der Welt.

Wem das zu aufregend ist – an die 90 Karussells und Schaubuden laden ja auch noch zum Staunen und mitfahren ein …

Jetzt können wir nur noch hoffen

„Traditionell“, so unkt mein Mann mit grimmigem Blick auf’s Barometer, „ist das Wetter in Karwoche immer lausig.“ Ich aber, ich kann mich an einen Karfreitag bei wunderbarem Sonnenschein und milden Temperaturen in Kommern erinnern. Getrübt wurde unser junges Familienglück nur dadurch, dass unsere Tochter, damals vielleicht gerade zwei, schon nach kürzester Zeit das dreckigste Kind im ganzen Museum war, aber vielleicht auch das mit dem meisten Spaß.

Sei dem wie dem sei: Wir hoffen jetzt darauf, dass das Wetter über Ostern mitspielt und uns ausreichend Gelegenheit für eine gemütliche „Wanderung“ bietet. Und wenn es denn dann doch mal regnen, hageln oder gar schneien sollte (ist ja immerhin noch April), dann flüchten wir uns so lange in die verschiedenen Sonderausstellungen … Aber die erkunden Sie (für hier und heute) mal schön selbst.

Wir wünschen Ihnen jedenfalls eine wunderbare Zeit … und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Fahren wir doch mal nach …“

Fotos: DWW



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