×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

La Serenissima


Mit Venedig ist es wie mit dem schwangersein, ein bisschen geht nicht. Entweder sie lässt einen kalt der man verfällt dem Charme der Stadt und ist für den Rest seines Lebens mit dem Sehnsuchtsvirus infiziert. Vorsicht! Dieser Virus kann ansteckend sein.  

La Serenissima

Mit Venedig ist es wie mit dem schwangersein, ein bisschen geht nicht. Entweder sie lässt einen kalt der man verfällt dem Charme der Stadt und ist für den Rest seines Lebens mit dem Sehnsuchtsvirus infiziert. Vorsicht! Dieser Virus kann ansteckend sein, aber wie gesagt, muss nicht.

Venedig für Anfänger

Wenn Sie zum ersten Mal die Stadt im Wasser besuchen, dann sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, und seien sie noch so von anderen Touristen überlaufen, natürlich ein absolutes Muss. In Venedig gewesen zu sein, ohne wenigstens einen flüchtigen Blick auf den Marcusdom erhascht zu haben – ein No-go!

Für einen ersten „Schnelldurchgang“, nimmt am besten ein Vaporetto, einen Bus auf dem Wasser sozusagen und fährt über den Canale Grande direkt zum Marcusplatz. Eilige nehmen die Linie 1, ganz Eilige die Nr. 2, die nicht alle Haltestellen auf der Strecke anfährt. Wer Glück hat und einen Platz (auf den meist ziemlich überfüllten Schiffen) am Fenster ergattert hat, lässt schon mal gemütlich seinen Blick nach rechts und links schweifen, denn der Canale Grande ist gesäumt von großartigen Stadtpalästen.

Pitstop an Rialto

Die Rialtobrücke ist nicht nur eines der bekanntesten Wahrzeichen Venedigs, sondern quasi auch die Keimzelle der Handelsstadt. Alle großen Handelshäuser und Banken tummelten sich rund um die Ponte die Rialto, wie sie auf Italienisch heißt und auch Händler von nah und fern brachten hier ihre Waren zum Verkauf und Weitertransport her.

Übrigens hat es rund 80 Jahre gedauert, bis man sich nach heftigen Diskussionen über die Ausführung und Finanzierung einer steinernen Brücke 1588 auf den Entwurf von Antonio da Ponte einigte. Noch heute wird die erste Brücke über den Canale Grande, von Souvenirgeschäften jeder Art bestimmt, doch die lassen wir zunächst links liegen und machen einen Abstecher zum Rialtomarkt und bestaunen das überreiche Angebot von allem, was Land und Wasser hergeben.

Der Fischmarkt, der montags bis samstags abgehalten wird gehört zu den schönsten der Welt. Seit 1907 findet er in der eigens für diesen Zweck errichten neugotischen Markthalle statt. Von Aalen über Thunfische bis hin zu Meeresfrüchten glitzern und funkeln die Schätze des Meeres in allen Farben und warten, gut auf Eis gekühlt, auf den Verkauf.

Im Angesicht des Löwen

Leider müssen wir uns schon bald wieder von Rialto und auch von dem Gedanken an eine herrliche Mahlzeit wieder verabschieden, denn unsere Fahrt geht weiter – denn schließlich wollen wir ja noch mehr sehen. Unser nächster Halt führt uns in das Angesicht des Löwen, zur Piazza San Marco, dem Schutzpatron, dem Evangelisten Marcus gewidmet ist. Wobei: Die Legende erzählt, dass Kaufleute die Gebeine des Heiligen unter Schweinefleisch versteckt aus Alexandria nach Venedig geschmuggelt haben sollen. Damit waren sie natürlich fein raus, denn etwas für sie so „Unreinem“ hätten muslimische Kontrolleure natürlich nachgeschaut. Wie dem auch sei: Seit also über 1000 Jahren wacht er nun zusammen mit seinem Wahrzeichen, dem geflügelten Löwen, über die Stadt.

Als den „schönsten Festsaal Europas“, hat Napoleon den Markusplatz bezeichnet und ja, auch wenn man nicht alle Ansichten des großen Feldherren teilen muss, wo er Recht hat, hat er Recht. Ein bisschen kurmelig geht es schon zu, zwischen all den anderen Touristen (Pech, das wir ja genaugenommen auch dazu gehören) und den Tauben. Gibt es dann auch noch Hochwasser und ist der Platz mit Wasser geflutet, gibt es nur eins: Sich in den Menschentrauben vorsichtig auf den Stegen entlangschieben lassen und den Blick schnell zwischen unten (damit man nicht am Ende nasse Füße bekommt) und oben (damit man möglichst viel sehen kann) wechseln lassen. Und ja, die Aussicht auf den Markusdom, den „el paron de casa“, also den „Herrn im Hause“ genannten Campanile, den Uhrenturm, auf dessen Spitze die Mohren und anzeigen, was die Stunde geschlagen hat, den Dogenpalast und nicht zuletzt die noblen Adressen der in den Arkaden der ehemaligen Procuratien und ihre berühmten Cafés wie das „Caffè Florian“, wo sich im 18. und 19. Jahrhundert Künstler und Schriftsteller trafen ist gewiss manche Strapaze wert.

Ist wohl nicht „echt“, hört sich aber gut an

Gleich um die Ecke finden wir die „Ponte dei Sospiri“, die Seufzerbrücke. Die, elf Meter lange Kalksteinbrücke wurde von Antonio Contin, der schon am Bau der Rialtobrücke beteiligt war geplant. Sie führt vom Dogenpalast in das gegenüberliegende Gefängnis. Ob die Gefangenen nun beim womöglich letzten Blick in die Freiheit geseufzt haben mögen oder nicht, der Name, der wahrscheinlich erst in der Romantik erfunden wurde, klingt doch gut oder? Und obwohl es sich um eine recht schmale Brücke handelt, haben sich die Erbauer die Mühe gemacht, sie in der Mitte durch eine Mauer zu trennen, die den Blick von abgeführten Gefangenen auf die dem Gericht Vorzuführenden verhindert.

Raus aus dem Getümmel und rein in die „Fabrik“

Ob Venedig nun im Wasser oder auf dem Wasser erbaut wurde, lassen wir, weil es sowieso Haarspalterei ist, mal außer Acht. Aber klar: Eine Seemacht braucht vor allem Eins: Schiffe, Schiffe und noch viel mehr Schiffe. Kein Wunder also, dass die Venezianer das Arsenale, die in der Stadt gelegene Schiffswerft, durch eine fließbandähnliche Organisation der Arbeitsabläufe so optimal gestalteten, dass die rund 16.000 Arbeiter mehr als 100 Schiffe pro Jahr bauen konnten. Damit galt das Arsenal bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als eine der größten und leistungsfähigsten Schiffswerften der Welt.

Ein Besuch des einstigen Paradebetriebs und Zentrums der Seerepublik Venedig lohnt heute nicht nur wegen seinem historischen Schiffsmuseum. Hier finden sich viele Ausstellungsstücke der Seemacht Venedig sowie zahlreiche Informationen zu Schiffsbau, Seekriegen und Schiffshandel. Neben Handels- und Kriegsschiffen kann das Museum auch mit einer beachtlichen Gondelsammlung aufwarten. Unter den Exponaten auch eine ausgebrannte Staatsgaleere des Dogen.

Außerdem liegt das Arsenale schon etwas abseits von den überlaufenen Touristenwegen und es wird etwas ruhiger und beschaulicher. Wir lassen uns treiben. Manchmal sind es einfach nur die schmalen Gässchen, die uns gefangen nehmen. Da kann es passieren, dass man bei seiner Entdeckungstour nicht weiterkommt – die Straße endet, wie könnte es anders sein, am Wasser. Hier, nur wenige Gehminuten von den Touristenmagneten entfernt, lohnt es auch in eine der kleinen Bácari, die ihren Namen dem Weingott Bacchus verdanken, einzukehren.

Bitte keine Pizza

Gut, die Pizza gehört zu Italien wie die Sonne und das Meer. Aber genaugenommen gehört sie nach Neapel, wo sie erfunden wurde, und nicht nach Venedig. Zwar darf sie auch hier auf keiner Speisekarte und keinem Teller fehlen, aber wer es etwas originaler und venezianischer haben möchte, der greift zu Cicchetti – kleinen mit Gemüse oder Salat belegten Brotscheiben, darauf gehäuft aromatisierte Käse- oder Quarkcremes in unterschiedlicher Konsistenz. Oder Fischmousse in allen Variationen, Oliven, Kapern, Tomaten, frittierte und eingelegte Gemüsehäppchen, Fleischfrikadellen, Presssack mit Polenta, geröstete Brotscheiben mit Salami oder Schinken. Und weil diese kleinen Köstlichkeiten meist vom Wirt oder der „Mama“ selbst gemacht werden, variieren sie auch von Lokal zu Lokal. Da gibt es gefüllte Täschchen, belegte Törtchen, frittierte Tintenfische oder mit Zwiebeln, Essig, Öl und Pinienkernen eingelegte Sardinen.

Wem das zu unübersichtlich ist, der greift zu einem Tramezzino. Lassen Sie sich nicht täuschen! Nur von außen ähnelt ein Tramezzino einem belegten Toast. Seinen wahren Wert werden Sie erst schätzen lernen, wenn Sie einmal hineingebissen haben, denn zwischen den dreieckigen Brotscheiben ohne Rinde verbirgt sich ein Herz aus Schinken, Tomaten, Käse, Thunfisch, Salami oder Meeresfrüchten, verbunden durch feinste Remouladen. Sie sehen also: Nichts gegen Pizza, aber die können wir auch zu Hause essen.

Dazu trinken wir dann das venezianische Nationalgetränk, den Ombra, ein Deziliter einfachen Rot- oder Weißwein, den apulische Weinhändler ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Fässern nach Venedig brachten, um ihn auf der Piazza San Marco zu verkaufen. Um ihn kühl zu halten, folgten sie stets dem Schatten des Campanile, daher auch sein Name, denn „ombra“ heißt schlichtweg „Schatten“.

Das zweite Gesicht

Wer von Venedig mehr mit nach Hause nehmen will als nur eine Reihe schöner Erinnerungen und eine unstillbare Sehnsucht nach der Stadt im Wasser, könnte sich an nahezu jeder erdenklichen Ecke mit Souvenirs eindecken: Von der Rialtobrücke bis zum Marcuslöwen oder einem Campanile, von klein bis groß, von kitschig bis künstlerisch wertvoll, nicht zu reden von allem, was die „Glas-Insel“ Murano an Scheußlichem und Schönem hervorbringt.

Wir jedoch entscheiden uns für etwas, was venezianischer kaum sein kann: Eine Maske. Bei “Mistero Buffo” einem der letzten handwerklichen Werkstätten im Herzen von Venedig werden wir fündig. Hier fertig Leonardo Faggian seit über 20 Jahren nach der alten venezianischen Tradition der Maskenhersteller Masken aller Art aus Pappmaché her. Neben hunderten und aberhunderten von Masken, die wir hier bestaunen können, haben wir auch die Möglichkeit dem Meister ein wenig über die Schulter und auf die Finger zu schauen.

Auch wenn sie keine Trauer tragen

Im Schnitt müssen Sie schon mit einem Euro aufwärts pro Person und Minute für eine Gondelfahrt rechnen. Aber auch, wenn Ihnen das zunächst ganz schön teuer vorkommt, sehen Sie es mal so: Neun verschiedene Hölzer braucht es für den Bau einer Gondel. Kiefer für den Boden und das Vordeck, Lärche für die Seiten und das Hinterdeck, Nussbaum für den Sitz und die vordere Bank,. für die beiden oberen Planken und für die Rippen am Leib der Gondel braucht es Eiche, Kirsche für die hintere Bank und für die schiefe Plattform. Die Innenbretter werden aus Ulme und Tanne gefertigt, während die für die Verzierung des Bugs Linde benötigt wird. Ramin verwendet man für die Riemenstange und die Fläche des Riemens ist aus Buchenholz. Die Riemengabel, Forcola genannt, besteht aus Nussbaumholz. Allein der Rumpf einer Gondel setzt sich aus 280 Teilen zusammen. Der Bau einer Gondel benötigt etwa fünfhundert Stunden. Kein Wunder also, dass man für eine Gondel, die in der Regel nach 10 Jahren verschrottet werden muss rund 30.000 Euro kalkulieren muss.

Dass die Gondeln mittlerweile alle einheitlich schwarz sind, geht auf den Dogen Gerolamo Priulis zurück, der, um der ungezügelten Prunksucht des venezianischen Adels Einhalt zu gebieten, 1562 die einheitlich schwarze Ausstattung für alle Gondeln vorschrieb.

Vom Virus gepackt

Bevor wir uns von Ihnen für dies Mal verabschieden, wollen wir nicht vergessen, für alle Diejenigen, die noch nie in Venedig waren, eine Warnmeldung auszusprechen: Entweder man ist immun gegen den einzigartigen Charme dieser Traumstadt im Wasser oder man verfällt ihr mit Haut und Haaren. Dann wird es einem bereits bei der Erwähnung des Namens weh um s Herz und die Sehnsucht packt einen, aber ich finde – für Venedig lohnt sich durchaus etwas Herzweh und ja, irgendwann werde ich wiederkommen, denn mit Bedacht habe ich den Kauf einer Maske für das nächste Mal aufgespart. Damit ich einen guten Grund habe, wieder zurückzukehren ….

Auch die Fotografen von www.pixelio.de hat der Venedig-Virus befallen. Ihnen verdanken wir folgende Bilder: Die Rialtobrücke - Daniel Stricker, Dogenpalast - Katharina Wieland-Müller, Löwe - CM, Markusplatz Jakob Erhardt, Blick über den Canale Grande - Peter Heinrich und alle weiteren wie üblich von DWW



Artikel empfehlen: