×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Eine Stadt erfindet sich neu


„Mons“ als wir den Namen zum ersten Mal hören, macht sich erst einmal Unkenntnis breit. Nie gehört und keine Ahnung, wo die Stadt nun liegen könnte, außer eben „grobe Richtung Belgien“. Gut, so ganz verkehrt lagen wir mit unserer Unkenntnis vielleicht ...  

Eine Stadt erfindet sich neu

Es liegt schon eine Weile zurück, dass wir zur Pressekonferenz ins Belgische Haus nach Köln eingeladen wurden, um dort mit dem Team des Belgischen Verkehrsvereins, Kollegen und Vertretern und Honoratioren der Stadt Mons schon mal einen kleinen Ausblick auf das, was uns die Kulturhauptstadt 2015 bieten wird, zu bekommen und gebührend zu feiern.

Seitdem blättern wir immer wieder in dem nun wirklich weitgefächerten Programm und bedauern eigentlich nur eins: Nämlich, dass wir nicht mal eben für ein Jahr ins Hainault oder wie wir auf deutsch sagen, den Hennegau umziehen können, um uns nur ja nichts entgehen zu lassen.

Wo bitte ist denn das?

„Mons“ als wir den Namen zum ersten Mal hören, macht sich erst einmal Unkenntnis breit. Nie gehört und keine Ahnung, wo die Stadt nun liegen könnte, außer eben „grobe Richtung Belgien“. Gut, so ganz verkehrt lagen wir mit unserer Unkenntnis vielleicht nicht, denn noch bis in die 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Gegend um Mons wohl eher für Kohle, Zechen und Maloche bekannt, ein Umstand übrigens, der Vincent van Gogh, der hier um 1879 als Hilfsprediger tätig war, dann doch lieber zum Pinsel statt zur Bibel zu greifen. Aber über ihn reden wir dann später noch.

Vielleicht sind Sie ja nicht ganz so ahnungslos wie wir, aber für den Fall, das doch: Mons ist die Provinzhauptstadt des Hennegaus, der mit rund 1,3 Millionen Einwohnern (also nur ein bisschen mehr als Köln) die bevölkerungsreichste Provinz der Wallonie ist. Von „uns“ aus sind es ungefähr 250 Kilometer, die man in gut 2 ½ Stunden Autofahrt schaffen kann. Aber es gibt natürlich auch Bahnverbindungen wie den Thalys-Express.

Aber zurück zum Hennegau: „Im Hennegau sind kulturelle Identität, Geschichte und Tradition von beeindruckender Intensität und Vielfalt, ebenso wie die Baudenkmäler und Kulturstätten, von den 19 den Titel „Weltkulturerbe“ tragen.“ Lesen wir im Reiseführer „Mons“ von Rolf Minderjahn. Nun denn, dann wollen wir doch mal schauen, was die Stadt so zu bieten hat, außer natürlich dem reichgespickten Programm in 2015.

Der heiligen Waudru sei Dank

Eigentlich ist es ja ein Unding. Da zieht sich also eine Dame der höheren Gesellschaftsschicht, will sagen des fränkischen Hochadels, im 7. Jahrhundert in die Einöde zurück, weil sie ihr Leben als Nonne fernab aller Weltlichkeit verbringen möchte und dann wird gleich eine ganze Stadt daraus. Nun ja, bis heute werden die Reliquien der Stadtpatronin nicht nur in der Stadt selbst, sondern in der ganzen Region verehrt – gekrönt von der berühmten Prozession ihr zu Ehren immer am Dreifaltigkeitssonntag, dem Sonntag nach Pfingsten, wenn der „Car d’Or“, ein schwerer im Louis-XVI-Stil verzierter Wagen samt Reliqienschrein durch die Straßen der Stadt gefahren wird.

Sollten Sie übrigens gerade dann nicht in Mons weilen, schauen Sie einfach in der Stiftskirche vorbei. Und wo Sie doch sowieso schon einmal hier sind, werfen Sie auch einen Blick auf die Alabasterstandbilder und –flachreliefs des Monser Bildhauers Jacques Du Broeucq und die Glasfenster aus dem 16. Jahrhundert, die Kaiser Maximilian von Österreich seinerzeit (1510-1511) für den Chor gestiftet hat.

Gib dem Affen Zucker

Da wir uns – ungeachtet den Aktivitäten der Kulturhauptstadt – zunächst nur ganz leger einen ersten Überblick verschaffen wollen, bummeln wir also mal ganz entspannt durch’s Städtchen, werfen einen Blick auf den „Belfried“, den beeindruckenden Glockenturm, der übrigens auch zum Weltkulturerbe zählt und schmunzeln bei dem Gedanken an Victor Hugos etwas spitzfindige Bemerkung, dass es sich hierbei um eine „massige Kaffeekanne, die unterhalb des Bauches von vier kleineren Teekannen flankiert ist“ handeln würde und schlendern dann durch den Garten „Jardin du Mayeur“, wobei wir darauf achten, dem „Manneken Spritz“, der Monser Version des Manneken Pis in Brüssel, nicht zu nahe zu kommen und landen dann voll im prallen Leben, nämlich auf der Grand-Place mit Theater, Rathaus und jede Menge Gastronomie. Bevor wir aber nun zur Tat schreiten, einen Platz in einem der vielen Cafés oder Restaurant kapern und beherzt zur Speisekarte greifen, müssen wir zunächst noch dem Äffchen am großen Rathaus zwar keinen Zucker, dafür aber ein paar Streicheleinheiten mit der linken (!) Hand geben. Das soll nämlich Glück bringen!

Da wird ein Tag nicht reichen

Genau wie uns das Gras auf der anderen Seite des Zauns zwangsläufig immer grüner erscheint, sind wir der Meinung, dass das Essen in Belgien einfach köstlicher ist als daheim. Entsprechend blättern wir glückselig durch die Speisekarte, um dann feststellen zu müssen: Um das alles zu probieren wird ein Tag nicht reichen. Was nur wählen, wie sich entscheiden?! Das Kaninchen mit Pflaumen in Biersauce, schlicht „Lapin aux prunes“ genannt? Oder doch lieber „Côtes des veau à la montoise“, nämlich die Kalbskoteletts mit Schinkenstreifen und Béchamelsauce? Noch schwanken und zaudern wir zwischen Kalbsbries und Kalbsfrikassee, da fällt unser Blick auf etwas – uns wenigstens bisher völlig Unbekanntes: Escavéche de Mons. Was auch immer uns erwarten mag – das wollen wir probieren. Am Ende bekommen wir eine Platte mit kleinen kalten Fischhäppchen, die – hm,hm – einfach köstlich schmecken. Der Trick ist der, dass der Fisch zunächst paniert und konventionell gebraten, dann aber für mehrere Tage in einer Weißwein-Zwiebel-Vinaigrette mariniert wird. Zusammen mit einem Glas trockenen Weißwein nicht nur ein echter Genuss, sondern ein neuer Topseller auf unserer „Was-soll-es-denn-morgen-(na gut, übermorgen)-geben-?-Liste.

Ein wahres Feuerwerk

Während wir noch selig an unseren „Häppchen“ kauen, blättern wir unterdessen das Programmheft für 2015 durch. „300 Veranstaltungen, 400 Vereine in Bewegung, 1200 aktive Botschafter, 22 Partnerinstitutionen, Tausende von Künstlern … eine gewaltige Mobilisierung von Talent und künstlerischem Schaffen“ sagen die Veranstalter stolz und uns wird klar: Das können wir unmöglich alles in einem Bericht bringen und Mons wird uns das Jahr über immer wieder begegnen und begleiten.

Ein paar Schmankerl vorab

Kommen wir also, wie eingangs versprochen, nochmal auf Vincent zurück. Zum einen dürfen wir uns als wahre Kunstliebhaber natürlich auf keinen Fall die Ausstellung „Van Gogh im Borinage – Geburt eines Künstlers entgehen lassen, die vom 24. Januar bis zum 17. Mai im BAM, dem Museum der schönen Künste (Rue Neuve 8, 7000 Mons) zu sehen sein wird. An die 70 Gemälde und Zeichnungen haben die Kuratoren zusammengetragen, darunter umfängliche Leihgaben des Van Gogh Museums in Amsterdam.

Und wer dann noch nicht genug vom tragischen Genie hat, der sollte noch einen Ausflug nach Cuesmes einplanen, wo er von August 1879 bis Oktober 1880 gelebt hat und seine ursprüngliche Berufsplanung als Hilfsgeistlicher zugunsten der Malerei sozusagen an die Staffelei hängte. Speziell für das Jahr 2015 wurde ein neuer Rundgang gestaltet, der in räumlichen Inszenierungen, anhand von Dokumenten und einem originalgetreu eingerichtetem Zimmer Szenen aus seinem Leben schildert. (Maison van Gogh, Rue de Pavillon 3, 7033 Cuesmes).

Mons hat aber noch mehr an „Superstars“ zu bieten und widmet den teils berühmten, teils genialen und mitunter auch etwas verschrobenen Söhnen und Töchtern, die hier gelebt, gelitten und gearbeitet haben. In einem interaktiven Rundgang lassen wir uns auf kalkulierte oder gar aberwitzige Wagnisse und Experimente ein. Die Ausstellung „Mons Superstars – Von Menschen und Ideen“ bietet eine betont interaktive Erfahrung, in der Wissen und spielerisches Erleben in einem High-Tec-Rundgang verschmelzen. ( 24.01. – 12.04.15 Loto Mons Expo, Avenue Thomas Edison 2, Mons).

Das ist die Spitze eines Eisberges

Je mehr wir uns in unsere Unterlagen über Mons vertiefen, desto mehr kommen wir zu der Erkenntnis: Das ist ja nur die Spitze eines Eisberges. Neben noch etlichen anderen Ausstellungen und Veranstaltungen, die uns im Verlauf des Jahres immer wieder in den Hainault locken werden, wollen zudem noch weitere neue Museum, die mit Blick auf das Jahr als europäische Kulturhauptstadt geplant und realisiert wurden, das neue Konzerthaus und vieles mehr entdeckt werden. Und wir freuen uns schon darauf, wie es die Menschen, denen man einen schelmischen Charakter nachsagt, das Althergebrachte und Erhaltenswerte mit dem Neuen und Kühnen vereinbaren werden. „Wir wollen Kultur nicht nur bewahren, sondern vor allem neu erschaffen“, sagt Yves Vasseur, der Intendant der Stiftung Mons2015 und ist stolz auf die Mütter und Väter der Stadt, es gewagt haben, mit Daniel Liebeskind und Santiago Calatrava zwei international renommierte Architekten zu engagieren, um mit dem Congresszentrum und dem neuen Bahnhof, dessen Eröffnung aber leider erst für 2017 geplant ist, zu setzen.

Und was haben wir Ihnen verschwiegen?

Tja, kurz gesagt: Eine ganze Menge. Mons mag ja vielleicht, gemessen an seinen nicht ganz 100.000 Einwohnern, nicht gerade zu den Metropolen der Welt gehören. Aber nun misst sich die wahre Größe einer Stadt wohl kaum an Menschen und Quadratmetern. Eins ist auf alle Fälle klar, nämlich, gemessen an dem, was die Organisatoren und Bewohner auf die Beine gestellt haben. Da wäre zum Beispiel das Café Europa oder die Straßen der Poesie, die urbanen Installationen oder das glühende China. Aber keine Sorge, über all das werden wir Sie bestimmt auf dem Laufenden halten. Und weil auch uns Grenzen gesetzt sind, dürfen Sie ja schon mal vorab selber einen oder am besten ganz viele auf diese quicklebendige und vor allem humorvolle Stadt werfen. Geben Sie doch mal „Mons Street review“ in Ihre Suchmaschine ein und staunen Sie, wie die Antwort der Monser auf „Big Brother“ ausfällt. Und wir garantieren Ihnen: Der bereits viel beschriebene Hirsch ist nur eine von vielen Ideen.

Gut, und während Sie jetzt unsere anderen Berichte lesen, planen wir den nächsten Trip …

Für das reichhaltige Fotomaterial danken wir ganz herzlich der Stadt Mons



Artikel empfehlen: