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Ein Haus macht Furore


Über ein Jahr lang wurde also nun emsig recherchiert und restauriert bis das Quelle-Fertighaus Typ 100 am neuen Standort der Baugruppe Marktplatz Rheinland und quasi bis zum letzten Moment geschraubt, gefeilt und fein gemacht, bis nun also im August ...  

Ein Haus macht Furore

Rund 15 Millionen Einfamilienhäuser gibt es in Deutschland und – wenn man den Statistiken glauben darf –dann ist ungefähr jedes 7. davon ein Fertighaus, umgerechnet kommt man also auf die stattliche Summe von rund 1 Millionen. Dass es nun also ausgerechnet das Haus ist, das Wolfgang Uhlmann vor gut 50 Jahren im Stommelerbusch hat errichten lassen, das nun in die Schlagzeilen geriet, hätte sich der Gute aber wohl kaum träumen lassen.

Am Anfang war der Plan …

Wer seinen Traum von den eigenen vier Wänden schon mal auf den Prüfstand der Realitäten gestellt hat, der weiß: Da kommt was auf einen zu. Mal abgesehen von der Suche nach einem geeigneten und am Ende auch noch bezahlbaren Grundstück und der Finanzierung. Wer ist schon in der Lage jeden Schritt der Bauausführung so zu überwachen, dass am Ende tatsächlich alles so wird wie man es sich in seinen Träumen ausgemalt hat?

Da ist doch der Gedanke sich für ein Fertighaus zu entscheiden, gar nicht mal abwegig und möglicherweise waren es ja genau die Überlegungen, die Uhlmann zu seiner Entscheidung für das Quelle Fertighaus Typ 100 bewogen haben: Vom Preis her zwar kein Schnäppchen, aber trotzdem günstig und in nur 5 Tagen fertig und bezugsfähig. Das lässt sich sehen.

…Dann kam der Ärger

Man rechnet ja mit so allem möglichen, aber damit, dass ihm das Stommeler Bauamt (weiland in den 60ern war die Gemeinde Pulheim in ihrer jetzigen Form genauso wenig erfunden wie der Rhein-Erft-Kreis) gemäß dem Kölschen Grundgesetz § 6 „Kenne mer nit, bruche mer net, fott domet“ dem Bauherren einen dicken Strich durch Rechnung machen würden, daran hatte der euphorische „Häuslebauer“ Uhlmann wohl nicht gedacht. Also wurde aus den geplanten 5 Tagen Aufbauzeit erst einmal fast ein ganzes Jahr, in dem Brief auf Brief ausgetauscht wurde, bis man sich auf den Kompromiss einigte, dass das Haus nicht in der Straßenflucht, sondern zurückgesetzt und hinter einer Mauer verborgen nun doch aufgebaut werden dürfe. Nun ja, auch das eine echt kölsche Lösung …

Alle Freude währt kurz

Lange aber konnte sich Uhlmann jedoch nicht an seinem neuen Heim erfreuen, denn schon einige Jahre nach dem Umzug in den „Büsch“ verstarb er an einer Blinddarmentzündung. Dafür allerdings hatte seine Frau Gisela, ihres Zeichens und ganz entsprechend der Mode der Zeit Avon-Beraterin von Beruf, im neuen Haus nicht nur Heim, sondern auch Heimat gefunden, war mit den Nachbarn auf gutem Fuß und blieb bis sie in hohem Alter verstarb.

Hä?

Nun ist der Mensch ja sowieso ein Gewohnheitstier und wenn man was nicht anders kennt, wen sollte es da stören. Als wir damals in den „Büsch“ zogen gehörte das Haus hinter der Mauer genauso zum Straßenbild wie jedes andere auch und auch, dass es dann wohl eine geraume Zeitlang leer stand wusste wahrscheinlich nur die unmittelbare Nachbarschaft. Umso größer war das Erstaunen als wir eines Tages, als die Mauer einem Bauzaun und einem großen Plakat mit dem Hinweis „Ich komme nach Kommern“ gewichen war. Hä? „Unser Haus soll nach Kommern kommen? Ja wie denn das“, wird sich – wir inbegriffen – so manch‘ einer gefragt haben.

Man sagt nicht „Umzug“, sondern „Translozierung“

Mag ja sein, dass wir sozusagen am Polarkreis des Rhein-Erft-Kreises leben, aber nicht hinterm Mond und insofern sind uns Umzüge nicht fremd, wobei man mehr zu uns hin und weniger wegzieht und dann haben wir ja auch noch den Karnevals- und Erntedankumzug. Aber dass gleich ein ganzes Haus um- beziehungsweise wegzieht, was man im Fachjargon aber nicht Umzug, sondern eben Translozierung nennt, das dürften nicht nur wir noch nicht erlebt haben. Kein Wunder, dass sich am 13. Mai 2014 nahezu das ganze Dorf auf Höhe des Jugendheims zusammenfand, um dem Haus, das zwischenzeitlich eher weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, das letzte Geleit auf zur neuen Heimat zu geben. Und ehrlich, manch‘ einer dürfte, als Kranführer Franz Winterberg das Haus vom Grundstück über Nachbars Haus auf den Tieflaster hob, nicht anders als wir mal eben einen Stapel Geschirr bewegen, die Luft angehalten haben. Noch festzurren und alles transportsicher machen und dann – tja „Was fott is fott“ (§ 4 Kölsches Grundgesetz)?

Keine Publicity für Detektive

Heißt man nicht gerade Sherlock Holmes oder Horst Schimansky ist es mit der Öffentlichkeitswirkung von Detektiven ja meist nicht so gut bestellt. Und genauso ging es auch dem Team um den Direktor des Kommerner Freilichtmuseums, die von Hause aus eher mal Historiker oder Architekten sind, aber in Ausübung ihres Berufes sich auch schon mal einen Deerstalker überziehen. Über ein Jahr haben sie in akribischer Kleinarbeit nach Inventar aus den 60er Jahren gefahndet und es am Ende auch gefunden, um das Quelle-Fertighaus in nostalgischem Glanz neu erstrahlen zu lassen. Wobei, ein bisschen mogeln mussten sie hin und wieder schon. „Was die Inneneinrichtung angeht, haben wir zwar nicht die Originalmöbel, aber immerhin Einrichtungsgegenstände aus der Zeit auftreiben können“, erzählt Josef Mangold, „nur bei der Hollywood-Schaukel – einem absoluten Must-have der 60er Jahre, wurde es eng, die sind eigentlich durchweg dem Rost zum Opfer gefallen. Aber Ende“, er lächelt verschmitzt, „haben wir in einem Gartencenter für kleines Geld ein Retrostück gefunden.“

Riesenparty für ein Haus

Über ein Jahr lang wurde also nun emsig recherchiert und restauriert bis das Quelle-Fertighaus Typ 100 am neuen Standort der Baugruppe Marktplatz Rheinland und quasi bis zum letzten Moment geschraubt, gefeilt und fein gemacht, bis nun also im August neu eröffnet werden konnte.

Und gemäß dem Kölschen Grundgesetz § 10 (Drinkste ene met?) und alter Väter Sitte wurden natürlich alle Unterstützer, Freunde, Förderer und nicht zuletzt die Nachbarn aus dem Stommelerbusch zur großen Einweihungsparty eingeladen. Und bei den Klassikern des Rock’n Roll und Schlagern – richtig authentisch als Singles auf den Plattenspieler gelegt, bei Bluna und Afri Cola war man sich schnell einig: Das ist ja fast noch schöner als bei seinem Erstaufbau.

Glücklich ja, aber noch lange nicht zufrieden

Klar, dass sich nicht nur die Besucher über den Neuzuwachs in der Baugruppe freuen, sondern vor allem die Mitarbeiter des Museums. Aber zufrieden sind sie deshalb noch lange nicht. Denn das Quelle-Haus aus den 60er Jahren ist genau genommen nur ein weiterer Baustein im Rahmen der Museumsentwicklung. Galt das Hauptaugenmerk lange der „wirklich alten“ Alltags- und Lebensstruktur auf dem Land, wandelt sich das Museum in zu einem Archiv für Zeitgeschichte, die viele von uns, anders als das Leben vor 100 Jahren, aus eigenem Erleben noch kennen, soll nach und nach ein „modernes“ Dorf mit Tankstelle, Eisdiele, Friseursalon und vielem mehr entstehen. Für viele von uns mag das dann Teil unserer Erinnerung sein und gar nicht so weit weg, für unsere Kinder oder gar Enkel wiederum eben doch „wirklich alt“.

Aber sei dem wie dem sei, ob nun ganz nah dran oder ganz weit weg, so weit ist es von uns ja nicht – vom Stommelerbusch aus gerade mal schlappe 57 Kilometer und somit immer mal schnell einen Tagesausflug wert.

Fotos: DWW



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