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Die Weihnachtsstadt


Wo könnte man die Adventszeit schöner verbringen als im fränkischen Rothenburg ob der Tauber, wo, wenn man es genau nimmt, eigentlich das ganze Jahr Weihnachten ist? Immerhin findet man umschlossen von der mittelalterlichen Burgmauer nicht nur eine ..  

Die Weihnachtsstadt

Ein paar Tage ist es ja noch hin bis Weihnachten und die wollen wir in vollen Zügen genießen und auskosten, bevor uns nach dem Jahreswechsel der düstere Januar mit seinen Raunächten eiskalt erwischt.

Und wo könnte man die Adventszeit schöner verbringen als im fränkischen Rothenburg ob der Tauber, wo, wenn man es genau nimmt, eigentlich das ganze Jahr Weihnachten ist? Immerhin findet man umschlossen von der mittelalterlichen Burgmauer nicht nur eine bezaubernde Kulisse alter Bürgerhäuser, sondern auch Deutschlands Weihnachtsmuseums, wo man sich ganzjährig am Glanz der Lichter und der Kugeln erfreuen kann. Und als wäre das nicht genug, gibt es neben dem fränkischen Familienunternehmen Käthe Wohlfahrt, das seit 1964 ein immer breiteres Sortiment an Weihnachtsartikeln anbietet, auch etliche andere Läden, wo man sich das ganze Jahr über mit Weihnachtsdekoration von der Kugel bis zur Krippe eindecken kann. Vor allem aber lässt der Reiterlesmarkt richtige Weihnachtsstimmung aufkommen.

So gar nicht christlich?

Auch wenn Weihnachten mit all‘ seinen Bräuchen als ein so durch und durch christliches Fest erscheint, hier in Rothenburg haben sich noch Anklänge an die Zeiten weit vor der Verbreitung des „neuen“ Glaubens erhalten. Seinen Namen, Reiterslemarkt, verdankt der fränkische Weihnachtsmarkt nämlich Wotan, dem germanischen Göttervater, der auf Sleipnir, dem achtbeinigen Pferd begleitet von den toten Seelen durch die Lüfte reitet.

Und noch eine Besonderheit zeichnet den Rothenburger Weihnachtsmarkt aus. Hier nämlich verteilt nicht Sankt Nikolaus Gaben wie Äpfel, Nüsse und Süßigkeiten an die braven Kinder, sondern der Pelzmärtel. Und wo wir Sie nun schon mit unserem neuerworbenen intermedialen Wissen plagen: Der Pelz hat nichts mit dem Mantel zu tun, sondern kommt vom mitteldeutschen „pelzen“, was so viel wie prügeln oder hauen bedeutet. Erfunden haben ihn übrigens die Protestanten, die mit den katholischen Heiligen, allen voran Sankt Martin und sein „Kollege“ Sankt Nikolaus, einfach nichts mehr zu tun haben wollten.

Der Friede täuscht

Also den Wechsel Konfessionswechsel haben die ob der Tauber ganz friedlich hingekriegt. Prädikant Teuschlein geht einfach zur evangelischen Predigtform über und so nach und nach folgt ihm Stadtbevölkerung und wird halt evangelisch. Das hat woanders nicht so problemlos geklappt.

Aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Auch wenn das Städtchen anscheinend ohne Delle ohne Bruch seinen mittelalterlichen Charme in die Neuzeit gerettet hat und das Leben recht gemächlich wirkt, das Bild trügt, wie man feststellen kann, wenn man den Besuch im Kriminalmuseum wagt. Uns mögen ja die in Deutschlands bedeutendstem Rechtskundemuseum gezeigten Folterinstrumente und Bestrafungsgerätschaften teils gruselig, teils humoristisch vorkommen, aber in letzter Konsequenz erzählen sie doch viel über das Leben und die Probleme in einer mittelalterlichen Stadt. Klatsch, Tratsch und Verleumdung, spielsüchtige Verschwender und missgünstige Nachbarn, die einem auch schon mal das Dach überm Haus angezündet haben – alles an der Tagesordnung und alles nicht neu.

Trinkfest und mutig

Und wo wir schon gerade von Lasterhaftigkeit reden – Trunksucht dürfte in der Regel auch dazu gehören. Nur, wenn Sie diese mit Tapferkeit paart, dann wird eine hübsche Legende daraus wie diese zum Beispiel: Da soll der Feldherr Tilly im 30jährigen Krieg die Stadt nicht nur belagert, sondern auch eingenommen haben. Um also nun sozusagen „schön Wetter“ zu machen, so ein guter Schluck beruhigt ja allgemeinhin die Gemüter, boten die bereits zum Tode verurteilten Ratsherrn ihm einen Humpen Wein an. Aufgepasst: Wir reden hier nicht von einem Schluck, sondern von satten 3 ¼ Litern!!! Und wie der große Feldherr nun zum Spaßen aufgelegt ist, verfällt er auf den Gedanken, dass, würde sich jemand finden, diesen in einem Zug zu leeren, er die Ratsherren und die Stadt begnadigen würde. Da die Rothenburger ja nun nichts zu verlieren, aber eine Menge zu gewinnen hatten, griff Altoberbürgermeister Nusch beherzt zum Kruge – oder sollte man doch lieber vom Eimer sprechen? – und siehe, ihm gelang das Kunststück. Und die Moral von der Geschicht? Wär‘ Nusch nicht gewesen, wären wir um ein wunderbares Reiseziel ärmer.

Wenn Sie den trinkfesten Georg Nusch einmal „live“ erleben wollen – Jahr für Jahr wird am Freitag vor Pfingsten mit einem Festspiel an ihn erinnert. Oh – und noch eine gute Nachricht: Geschadet, so sagt man, habe ihm der viele Alkohol nicht weiter. Immerhin soll er gute 80 Jahre alt geworden sein.

Und jetzt wird’s ernst

Nun haben wir Sie – hoffentlich – kurzweilig mit der ein und anderen Anekdote aus Rothenburg unterhalten, aber sicher wären uns die auf dem „Essigkrug“ ansässigen Franken recht bös, würden wir nicht noch ein wenig von den wirklichen Sehenswürdigkeiten berichten. Das allerdings, seien Sie vorgewarnt, fällt schwer, denn die Auswahl ist groß.

Neben Türmchen, Erkern und liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern prägen auch prächtige Renaissancefassaden das Rothenburger Stadtbild und laden in der Altstadt zu einer Zeitreise bis ins Mittelalter ein.

Starten Sie Ihren Rundgang doch einfach damit, dass Sie ganz gemütlich und entspannt ein Stück auf der alten überdachten Stadtmauer entlang flanieren, sich dann in den kleinen, teils engen und krummen Gassen verlieren und ganz nebenbei ohne Stress und Hektik einen Teil der herausragenden Sehenswürdigkeiten gönnen – denn alle, das sei gleich gesagt, werden Sie im Rahmen eines Kurzurlaubes kaum schaffen.

Wichtigste Achse schon in der frühen Stauferstadt war die heutige Herrngasse, die damals von der Burg aus in Richtung Nürnberg führte. Aus dem ursprünglichen Viehmarkt entstand der rechteckige Marktplatz als Zentrum des alten Rothenburgs mit dem mächtigen Rathaus mit dem gotischen Turm und dem vorderen Renaissancebau, der Ratstrinkstube an deren Fassade sich neben der Kunstuhr zwischen 10 und 22 Uhr jeweils zur vollen Stunde zwei Fenster öffnen, die die Legende des Meistertrunks erzählen.

Die Stadtkirche St. Jakob wirkt von außen zwar eher schlicht, doch überragen ihre schlanken Türme sämtliche städtischen Gebäude bis heute. Erbaut wurde die gotische Basilika im 15. Jahrhundert. Ihre größte Kostbarkeit ist sicher der von Tilmann Riemenschneider gefertigte der Heiligblutaltar.

Auf Ihrem Weg durch die Stadt werden Sie sicher noch eine Menge mehr entdecken wie zum Beispiel das Baumeisterhaus in der Oberen Schmiedgasse, das als das schönste Privathaus der Renaissance in Rothenburg gilt, die Inschrift am Feuerleinerker in der Klingengasse, die Marienapotheke und viele, viele andere.

Auf zu weißem Glühwein und "Halb-Meter-Feuerwurscht"

So ein Stadtrundgang macht hungrig und deshalb wollen wir last but not least noch einen kurzen Blick auf die Rothenburger Spezialitäten werfen. Gleich einen halben Meter lang und dazu noch im langen Kipfle (so eine Art Riesenbrötchen) ist die „Feuerwurscht“ eine heftig, deftig gewürzte Bratwurst, die einen nach einem Spaziergang durch die Winterluft wieder so richtig warm werden lässt. Und dazu dann ein Glas weißer Glühwein, der, anders als sein roter Bruder, weniger Gerbstoffe (Tannine) enthält, was ihn süffiger und trinkfreudiger macht. Also aufpassen – wir wollen ja nicht zu Meistertrinkern werden.

Nun käme wohl kaum einer auf die Idee außerhalb der Winterzeit zum Glühwein zu greifen, zu Schneebällen, zumal wenn sie so köstlich sind wie Rothenburger aber wohl alle mal. Die kugeligen Keksgebäcke wurden einst nur zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten gereicht, heute aber sind sie eigentlich ein Muss für jeden Rothenburg-Besucher. Der aus Mehl, Eiern, Zucker, Butter, Sahne sowie Zwetschgenschnaps bestehende Mürbeteil in Kugelform wird nicht nur in Fett ausgebacken, sondern auch noch reichlich mit Puderzucker bestäubt, daher ja sein Name. Ist köstlich lecker, hat es aber kalorientechnisch gesehen in sich.

So und bevor wir es uns jetzt mit einem Glas Glühwein gemütlich machen, wollen wir uns erst noch mal für die tolle Unterstützung bei "unseren" Fotografen bedanken. Es sind dies: Vom Tourismusbüro der Stadt Rothenburg: Plonlein im Winter und Reiterslemarkt - W. Pfitzinger, Burgtor, Kriminalmuseum und Meistertrunk-Uhr - A. Böttger, Meistertrunk - Kurt Pachl. Und bei www.pixelio.de haben wir folgende Bilder für Sie gefunden und ausgesucht: Rothenburger Dächer - Will Heidelbach, Stadtmauer - Volker Wortmann, Schneeballen - Uwe Steinbrich.

 



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