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Toskana-Feeling im Norden


Diesmal hat uns unsere Reise also nach Abano Therme geführt. Rheumageplagten und Wellnessanhängern dürfte das Örtchen unweit von Padua ja vielleicht ein Begriff sein, für alle anderen gleich uns: Es handelt sich um einen Kurort in den Euganeischen Hügeln  

Toskana-Feeling im Norden

Und was erzählen Sie sich so, wenn Sie Freunde und Bekannte treffen? Klar, am liebsten sprechen wir vom letzten Urlaub. Einerseits, weil wir selbst gern unsere schöne Erinnerungen durch’s Erzählen noch einmal auffrischen können und andererseits, nun ja, im grauen Einerlei des Alltags zwischen Arbeit, Abwasch und den Kindern ist so ein Urlaub doch ein echtes Highlight, über das sich es sich schon lohnt zu berichten.

Da erzählte mir also eine Freundin, dass sie die Sommerferien in der Toskana verbracht haben und während ich noch überlegte, ob ich nun angesichts von so viel Sonne und Kultur am Ende doch zur grünen Neidnase tendieren sollte, meinte sie abschließend: Es sei ja wieder sehr schön und nett gewesen, aber so schnell wolle sie da doch nicht wieder hin. Nach ungezählten Aufenthalten am Traumurlaubsort ungezählter Deutscher, sei es am Ende doch langweilig: Die großen Städte wie Pisa, Siena und Florenz kenne man nun schon zur Genüge und außerdem sei es doch ziemlich voll gestopft gewesen mit Touristen.

Woanders ist’s auch schön

Ausgemachte Italienfans behaupten ja, dass es überall auf dem Stiefel schön ist. Mag sein, aber irgendwie läuft es dann doch wieder auf die Schweinchen raus, die manchmal auch gleicher sind. Will sagen, an einigen Stellen ist es halt dann doch schöner als an anderen.

Diesmal hat uns unsere Reise also nach Abano Therme geführt. Rheumageplagten und Wellnessanhängern dürfte das Örtchen unweit von Padua ja vielleicht ein Begriff sein, für alle anderen gleich uns: Es handelt sich um einen relativ berühmten Kurort in den euganeischen Hügeln. I Das leicht radioaktive hyperthermale Brom-Jod-Sole-Wasser, das mit einer Temperatur von 87° C dem Euganeischen Thermalbecken entspringt, wird seit Jahrhunderten zu therapeutischen Zwecken, vor allem gegen Nervenleiden und Rheumatismus, genutzt. Da wir aber zum Glück weder vom einen noch vom anderen betroffen sind, haben wir unsere Zeit genutzt, um uns ein wenig in der Gegend umzuschauen.

81 Hügel, ebenso viele Täler und eine ganze Kette wunderschöner Ortschaften

Gleich vorab: Mit „nur“ rund einer Länge von ungefähr 15 Kilometern und Breite von zirka 12 Kilometern ist das Gebiet relativ überschaubar und hat den unschlagbaren Vorteil, dass man in kurzer Zeit eine Menge zu sehen bekommt. Dennoch kommt auf den verschlungenen Wegen, immer mit Blick auf die nächste Anhöhe, den nächsten kleinen Berg echtes Toskana-Feeling auf, nur, dass wir uns viel weiter im Norden, genaugenommen nämlich in der Provinz Venetien befinden.

Auf unserem Weg nach Arquà Petrarca kommen wir auf dem Camino del Sant‘ Antonio zunächst am Castello del Catajo vorbei, einem Prachtbau mit rund 350 Zimmern, von denen sechs Säle mit Fresken Giovanni Battista Zelotti, einem Schüler von Paolo Veronese, ausgestaltet wurden. Schade, heute sind Park und Burg nicht zugänglich, aber allein der Blick durch das Tor ist beeindruckend. Im Park würden uns unter anderem die ersten Mammutbäume, die den Weg von Amerika nach Europa fanden, erwarten, aber da uns noch so viel an Sehenswertem erwartet, besteht wenig Grund zum Traurigsein.

Der Dichter und sein Dorf

Arquà gehört sicher nicht ohne Grund zur gehört zu der Vereinigung „Die schönsten Dörfer Italiens“. Herzstück des oberen Ortskerns ist die Piazza an der das 1181 erstmals urkundlich erwähnte Dreifaltigkeits-Oratorium (Santissima Trinità) liegt. Dieser im 14. Jahrhundert erweiterte einschiffige Kirchenraum war mit Fresken ausgemalt, von denen heute leider nur noch wenige erhalten sind.

Hier zweigt auch das Gässchen ab, das zum Haus von Petrarca führt, der zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als Mitbegründer des Humanismus und als wichtigster Vertreter der frühen italienischen Literatur gilt.

Aber auch, wenn man nicht gerade zu den kulturbeflissenen Italienurlaubern zählt, sich wenig um Kunst und Kultur schert und einfach nur auf sich wirken lassen möchte, was sich dem Blick bietet, ist Arquà Petrarca einen Abstecher wert. Über steinerne Mauern hinweg funkeln Granatäpfel im Licht der milden Septembersonne, gleich gegenüber vom Petrarca-Haus hält ein Händler frische Oliven, Feigen und Kürbisse in jeder Größe und Form feil. Er freut sich, als wir um Erlaubnis bitten, seine Ware fotografieren zu dürfen in bricht in wortreiche Erklärungen aus von denen wir aber leider nur die Hälfte verstehen. Ähnlich geht in der Bar zu, auch wenn hier die meiste Aufmerksamkeit Aika gilt. Ob es sich um eine Bracke handelt, möchte man wissen, während man gleich eine Schüssel mit frischem Wasser bereitstellt. Unsere Erklärung, dass es sich um einen „Deutsch-Drahthaar“ handelt, stößt zunächst auf Unverständnis, aber bei „un cane per la caccia“ leuchten die Augen und ein Leckerchen fällt gleich auch noch ab. Sicher wäre Aika noch gern etwas länger geblieben, allzu gemütlich ist es ja, aber uns zieht es weiter, die nächste Etappe lockt.

Kleine Stadt mit großem Namen

Die kleine Stadt im Süden der Euganeischen Hügel war schon „alt“ als Azzo II 1056 den Vorläufer des noch heute erhaltenen wunderschönen Schlosses von Este erbauen ließ. 1000 Meter Ringmauer und 12 Türme umschließen die Schlossanlage, in der sich heute der Stadtpark befindet. Übrigens gehörten die Este zu den ältesten italienischen Adelsgeschlechtern. Doch auch für Este gilt das Gleiche wie für die meisten Ortschaften in den Euganeischen Hügeln – sie sind, ganz gleich auf welch lange und glorreiche Geschichte sie auch zurückblicken mögen, geruhsam und laden mit ihren ausgedehnten Arkaden, in denen sich Geschäfte aller Art finden, zum entspannten Bummeln ein.

Wer hier hungert oder dürstet ist selber schuld

Wie gesagt, es muss ja nicht immer die hohe Schule der Kunst und Kultur sein. Anders: Auch wer mehr den weltlichen Genüssen zugeneigt ist, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten, denn im Inneren des Naturparks führt die Weinstraße von Hügel zu Hügel, von Weinkeller zu Weinkeller. Rund 38 verschiedene Betriebe, die wahlweise Weinproben, Führungen durch die Weinberg- oder Keller und zum Teil sogar eine Unterkunft für die Nacht bieten, listet die „Strada del Vino Colli Euganei“ auf.

Hausgemachte Tagliatelle, die berühmte Bohnensuppe, Salami aus eigener Produktion oder gar das Olivenöl aus der seit der historischen Ölmühle in Valnogaredo – das und noch viel mehr gilt es zu entdecken, zu schmecken und vielleicht als zwar nicht dauerhafte aber immerhin köstliche Urlaubserinnerung einzutüten. Und dann natürlich der Wein: 13 D.O.C. Arten finden sich hier deren Qualität vom Konsortium Vini Colli Euganei kontrolliert wird. Lecker – einfach nur lecker!

Und wem das nicht reicht

Was ließe sich nicht noch alles entdecken, hätte man nur genügend Zeit: Das Dampfmaschinenmuseum in Monselice, dem Bollwerk zur Verteidigung Paduas. Hier siedelten nicht nur Römer und später die Langobarden. Auch die Franken unter Karl dem Großen, die Schwaben und last but not least die Serenissa haben hier Geschichte geschrieben. Oder Montagnana, die Stadt der Türme, deren rund 2 Kilometer lange Stadtmauer von insgesamt 24 sechseckigen Türmen, die bis zu 19 Meter in den Himmel ragen, gesäumt ist. Torreglia, wo die Kamaldulenser Mönche die Klause von Monte Rua erbauten. Und ja, dann ist da auch noch Padua, aber das ist eine andere Geschichte, die wir Ihnen ein anderes Mal erzählen wollen.

Ganz besonders möchten wir uns diesmal bei der netten Dame aus der Touristeninformation in Abano Therme bedanken, die uns mit jede Menge Informationsmaterial ausgestattet hat und uns und hoffentlich somit auch Ihnen erst die Türen zu den Euganeischen Hügeln geöffnet hat.



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