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Kleine Gruppensiedlung mit Zukunftsambitionen


Kein Wunder also, dass der Wettbewerb der Dörfer irgendwann von „Unser Dorf soll schöner werden“ zu „Unser Dorf hat Zukunft“ umgewidmet wurde, denn mal ganz ehrlich: Was nutzen all‘ die schönen Blumenkübel und Rabatten, wenn es keinen mehr am Ort hält, um  

Kleine Gruppensiedlung mit Zukunftsambitionen

Manchmal ist das so: Jeder weiß wovon man spricht, aber keiner macht sich nun über die genaue Definition Gedanken. So jedenfalls ging es uns im Nachgang der heutigen Pressekonferenz auf der die Sieger des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ bekannt gegeben wurden.

Keiner als eine Stadt, aber größer als ein Weiler

Der Duden macht sich die Definition „Dorf“ einfach. „Eine Siedlung auf dem Land, die kleiner als eine Stadt ist.“ heißt es da lapidar. Etwas ausführlicher wird schon Wikipedia: „Als Dorf bezeichnet man eine zumeist kleine Gruppensiedlung mit geringer Arbeitsteilung, die ursprünglich durch eine landwirtschaftlich geprägte Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur gekennzeichnet ist. […] Traditionell stellte das Dorf – im Gegensatz zum kleineren Weiler – als Gemeinde der Bauern eine politische Einheit dar.“

Idylle mit Herausforderungen

Für Pessimisten ist ja gleich alles ein Problem, während Optimisten Veränderungen eben als Herausforderungen begreifen. Während also die einen die Auflösung ehemaliger dörflicher Strukturen, wo es eben keine gackernden Hühner und muhenden Kühe mehr gibt und vielen Straßenzügen anzumerken ist, dass ihre Bewohner immer älter und hilfsbedürftiger werden, beklagen, versuchen andere es anzupacken. Nein, ländliches Idyll wie weiland von Heimatdichtern und –freunden gelobt und gesungen finden wir eigentlich immer weniger, dafür aber Dörfer und Ortschaften im Um- und Aufbruch.

Schöne Zukunft

Kein Wunder also, dass der Wettbewerb der Dörfer irgendwann von „Unser Dorf soll schöner werden“ zu „Unser Dorf hat Zukunft“ umgewidmet wurde, denn mal ganz ehrlich: Was nutzen all‘ die schönen Blumenkübel und Rabatten, wenn es keinen mehr am Ort hält, um sie zu pflegen. Und ganz unter uns: Wir finden Blumen und schön gestaltete Parks ja auch toll, aber am Ende besteht unser Leben eher daraus, dass wir mal eben schnell zum Bäcker, Metzger oder Arzt müssen und wenn diese nur noch nach ewigen Fahrtstrecken erreichbar sind …

Jetzt wird’s anspruchsvoll

Im gleichen Maße wie sich unser Anspruch an Leben und Arbeiten im Lauf der Jahre verändert hat und gewachsen ist, haben sich auch die Kriterien des Wettbewerbs verändert. Zwar wird nach wie vor auch Wert auf das gepflegte Erscheinungsbild gelegt, aber daneben spielen Faktoren wie die gemeinschaftliche Entwicklung von Leitbildern, kurz, die Frage: Wie wollen in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren leben? Ein weiterer Schwerpunkt wird – so wie es sich für eine Dorfgemeinschaft ja wohl gehört –auf die Gestaltung des sozialen und kulturellen Lebens gelegt. Welche Möglichkeiten des Austauschs, Vereine, Jugendgruppen, Bürgerinitiativen gibt es vor Ort? Wie gut und abwechslungsreich ist das kulturelle Angebot? Und vor allem auch: Wie gut sind öffentliche Einrichtungen, in denen sich ja eben auch ein großer Teil des öffentlichen Lebens abspielt, für alle Bewohner erreichbar? Wie gut passen sich neue Gebäude, ganz gleich ob Kindergarten, Seniorenheim oder Einfamilienhaus an die bereits bestehende Bebauung an?

Mehr als ein Spaziergang

Um alle Kriterien tatsächlich in die abschließende Bewertung einfließen zu lassen, reicht ein kurzer Spaziergang nicht aus. Vielmehr haben die verschiedenen Jurymitglieder, die meist verschiedenen Fachbereichen angehören, ganze Kataloge zur Hand, die ihnen helfen sollen, möglichst alle Aspekte wahrzunehmen und entsprechend zu würdigen.

Jedem das seine

Nun hat ja – zum Glück – jeder seine eigene Sicht der Dinge. Und um nun allen Bereichen und Sichtweisen möglichst gerecht zu werden, setzen sich die Beurteilungskommissionen, ausgewählt von den jeweiligen Landwirtschaftskammern, auch aus Vertretern der verschiedenen Organisationen wie zum Beispiel dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, den Landfrauen- und Tourismusverbänden, aber auch den Dezernaten der „Ländlichen Entwicklung und Bodenordnung“ der jeweiligen Bezirksregierung zusammen, um zunächst jeder für sich und dann in gemeinschaftlicher Abstimmung die jeweiligen Kreisbesten zu ermitteln.

Von Guten und Besten

Insgesamt hatten sich für das Kreisgebiet zwischen Rhein und Erft neun Kommunen für den alle drei Jahre stattfindenden Wettbewerb angemeldet und konnte mit seinen ganz eigenen Leistungen punkten. Angefangen von Bedburg – Pütz, dem die Jury „anerkennenswerte Leistungen“ und einen Geldpreis von 300,- Euro für die dörfliche Gemeinschaftskasse zusprachen über Hürth Stotzheim, das nicht nur mit seinen barrierefreien Bushaltestellen, sondern auch seiner intakten Infrastruktur überzeugte bis hin zu Bedburg Königshoven, das die Jury als erste Empfehlung für die nächste Stufe, nämlich den Landeswettbewerb kürte.

Von Umsiedlern und Neuanfängen

Es mag daran liegen, dass wir selbst in der Großstadt aufgewachsen sind oder vielleicht sind wir einfach ein paar Mal zu oft im Leben umgezogen, der Begriff „Heimat“, dieses Gefühl genau an diesen Flecken Erde zu gehören, wo man seit Anbeginn jeden Baum und Strauch, jeden Winkel und jeden Nachbarn kennt, es fehlt und halt. Und das macht es für uns auch ein wenig schwierig, die Gefühle, Sorgen und Ängste der Menschen nachzuvollziehen, deren Dörfer aufgrund des Tagebaus umgesiedelt wurden.

Aus Alt mach Neu

Eigentlich, so müsste man doch denken, gibt es doch keinen Grund sich zu beklagen. Ein neues Dorf? Mit lauter neuen Häusern, neuen Straßen, neuen Kindergärten und Schulen, nichts, an dem schon der Zahn der Zeit genagt hat. Mag sein, dass das Neue durchaus viel für sich hat, aber nun hat das „Alte“ eben auch seinen Charme, nicht zuletzt, weil so viele Erinnerungen daran hängen. Am Ende kann man es also wohl nachvollziehen, dass selbst eine Umsiedlung im näheren Umkreis keine einfache Sache ist. Zumal auch, weil – ist ein Umzug unvermeidlich – meist nie alle Dorfbewohner in die neue Siedlung wechseln, so dass manch‘ eine Gemeinschaft schlicht daran zerbrochen ist, dass es auf einmal nicht mehr genug Menschen gab.

Königshoven hat’s geschafft

Letztes Jahr haben sich die Königshovener eine richtig große Party gegönnt. 30 Jahre Umsiedlung liegen hinter ihnen und sie haben es geschafft. Nicht nur, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung von „Alt“ nach „Neu“ umgezogen ist, auch die meisten Vereine sind ohne größere Verluste am Standort erfolgreich gestartet. Und nicht nur das, aus der wahrscheinlich in ihrer Anfangszeit noch ziemlich sterilen Neubausiedlung ist wieder ein Dorf mit Leben und Charakter geworden.

Auf in die Zukunft

Man braucht es eigentlich nicht extra zu erwähnen, dass Königshoven genau wie Manheim (neu) und viele andere Ortschaften im Braunkohlerevier ihre wechselvolle Geschichte eben genau ihr zu verdanken haben, aber selbst die Braunkohle wird in absehbarer Zeit Geschichte sein. Mit Blick auf den Windpark, der sich auf den Anhöhen nahe der Ortschaft angesiedelt hat, ist klar: Der Wind steht auf veränderlich und genau dem versuchen sich auch die Königshovener, mit den Veränderungen Schritt zu halten – denn schon ist die erste klimafreundliche Siedlung enstanden.

Man kann nicht verlieren

Trauer und Enttäuschung war im Rahmen der Pressekonferenz, auf der Platzierung der am Wettbewerb beteiligten Dörfer bekanntgegeben wurde, der Dansweiler Delegation anzumerken, hatten sie diesmal doch „nur“ mit dem Prädikat „Herausragende Leistung“ und einem Preisgeld von 600,- Euro abgeschlossen. Verstehen kann man es, denn wer je seinen Fuß nach Dansweiler gesetzt hat, weiß wie viel Zeit, Geld, Arbeit und auch Liebe die Aktionsgemeinschaft investiert, um den Ortsteil von Pulheim zu einem der Schönsten zu machen. Aber manchmal ist es eben so und nun ja, jetzt liegen ja wieder drei weitere Jahre vor jedem Ort, die die Möglichkeit geben, Gutes noch besser zu machen oder vielleicht einfach nur ein bisschen an der Präsentation zu feilen, um beim nächsten Mal die Jury zu überzeugen, dass man nicht nur auf Siegertreppchen, sondern eben auch die Landesebene kommt …



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