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5-Elemente-Ernährung


Wenn ich an das Essen meiner Kindheit denke, dann fallen mir dazu verschiedene Geschichten ein. Zunächst einmal musste gegessen werden was auf den Tisch kam. Das war einfach, weil meine Mutter sowieso nur kochte, was wir Kinder mochten. ...  

Auf der Suche nach dem verlorenen Genuss oder was die chinesische 5-Elemente-Ernährung mit meiner Kindheit zu tun hat

Vorab, damit es keine Missverständnisse gibt: Nein, meine Eltern stammen nicht aus China, sondern aus dem östlichsten Osten unserer Republik.

Wenn ich an das Essen meiner Kindheit denke, dann fallen mir dazu verschiedene Geschichten ein. Zunächst einmal musste gegessen werden was auf den Tisch kam. Das war einfach, weil meine Mutter sowieso nur kochte, was wir Kinder mochten.

In den Ferien bei Oma Therese gab es jeden Morgen das gleiche Ritual: Während des Frühstücks fragte sie uns dann, was wir mittags gern essen wollten. Begeistert äußerten wir unsere Wünsche, denn die Oma konnte ausgesprochen gut kochen. Und regelmäßig wie sie fragte, antwortete sie: „Dann will ich mal schauen, ob ich das bekomme. Sonst gibt es etwas anderes.“

Die dritte Erinnerung ist die: Kaum war der Winter gekommen, löcherten wir unsere Ersatz-Oma, wann sie denn endlich wieder Grünkohl kochen würde. „Nach dem ersten Frost“, war jedes Mal die lapidare Antwort, „sonst schmeckt er nicht.“

Was ich Ihnen damit sagen will? Bei uns wurde saisonal gegessen. Eis oder Erdbeeren im Winter waren genauso undenkbar wie Lebkuchen im Sommer. Es wurde gegessen, was die Jahreszeit anbot und das war gut so.

Umso interessanter ist es, dass heutzutage, wo nahezu alle Lebensmittel dauerhaft verfügbar
sind und selbst exotische Früchte wie Mango, Papaya und Drachenfrucht in so gut wie jedem Lebensmitteldiscounter angeboten werden, die Gesundheitsschäden, die durch falsche Ernähr-
ung verursacht werden, in nahezu beängstigendem Maße zunehmen. Nun wollen wir aber nicht darüber philosophieren woran das liegt und wie man es unter Umständen ändern könnte, sondern wollen uns nach China begeben und schauen, welches Verhältnis zu Essen und Gesundheit die Chinesen haben.

Die „Erfindung“ der traditionellen chinesischen Medizin

Als einer der Begründer der chinesischen Arzneimittellehre gilt Shen Nung, der rote Kaiser,
der ungefähr 3.500 Jahre vor Christus lebte. In Selbstversuchen, so die Überlieferung, hat er verschiedene Lebensmittel und Pflanzendrogen ausprobiert und die Ergebnisse seiner Studien
an die nächste Generation weitergegeben.

Aus diesen Anfängen hat sich die umfangreiche chinesische Kräuterheilkunde und Diätetik entwickelt und für viele Chinesen ist es auch heute noch eine Selbstverständlichkeit ,ihre Mahlzeiten so zu gestalten, dass sie nicht nur nahrhaft und lecker sind, sondern auch der Gesundheit zu Gute kommen.

Die Lehre von Yin und Yang

Grundpfeiler der chinesischen Philosophie ist die Lehre der Gegensätze „Yin“ und „Yang“,
wobei das chinesische Schriftzeichen für Yin ursprünglich für „die schattige Seite des Hügels“
und Yang „die sonnige Seite des Hügels“ stand. Das Zusammenspiel der Gegensätze (hell/dunkel, schwarz/weiß, weiblich/männlich, Tag/Nacht, heiß/kalt und so weiter) ist für das Gleichgewicht der Kräfte zuständig, verändert und beeinflusst sich fortwährend.

Sind Yin und Yang im Gleichgewicht, ist optimale Gesundheit gegeben. Sind wir wirklich gesund, fühlen wir uns körperlich und geistig fit, haben einen guten Appetit und einen gesunden und erholsamen Schlaf. Daraus ergeben sich Schaffensfreude, gute Laune und nun ja, fast automatisch Erfolg in dem, was wir tun. Selbstredend werden wir krank, wenn das Gleichgewicht von Yin und Yang gestört ist: Übermäßiges Schwitzen oder Frieren, unruhiger Schlaf, rasche Ermüdung, Appetitlosigkeit und mangelnder Antrieb sind nur einige der Folgen.

Natürlich sind auch alle Lebensmittel dem Prinzip von Yin und Yang unterworfen. Darüber hinaus haben sie aber eine thermische Wirkung. Je nachdem was wir essen, kühlen oder erwärmen
sie uns. Entsprechend haben Lebensmittel, die nur in entsprechenden warmen Regionen oder Jahreszeiten wachsen wie zum Beispiel das meiste Obst eine abkühlende Wirkung, während Lebensmittel, die erst in den Wintermonaten geerntet werden wie zum Beispiel die meisten Kohlsorten, für eine Erwärmung des Körpers sorgen. So ist es in unseren Breitengraden völlig normal gerade im Winter viel Obst, besonders Zitrusfrüchte, zu essen. Nach den Maßstäben
der chinesischen Ernährungslehre ein Unding, wirken diese Lebensmittel doch in der kalten Jahreszeit noch zusätzlich abkühlend.

Die fünf Elemente und ihre Wandlungsphasen

Ausgehend von Beobachtungen über Werden, Wandlung und Vergehen hat sich die daoistische fünf-Elemente-Lehre entwickelt. Die Elemente Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde sind unmittelbar aus der Natur abgeleitet und beschreiben die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt ebenso wie zwischen den einzelnen Organen innerhalb des menschlichen Organismus.

Anders als in den westlichen Ländern üblich, unterteilen die Chinesen den Jahreszyklus nicht
in vier, sondern in fünf Einheiten. Dem Erwachen der Natur im Frühling ist das Element „Holz“ zugeordnet. Zu ihm gehört die Farbe Grün, die Beginn, Kindheit und Wachstum symbolisiert.
Auch der saure Geschmack, der Schweißgeruch, das Schreien und der Wind werden diesem Element zugeordnet. Dem Element Holz folgt das „Feuer“. Seine rote Farbe symbolisiert nicht
nur die Wärme des Sommers, sie steht auch für alles Aktive und Aufsteigende und die Jugend.
Ihm werden der bittere und austrocknende Geschmack, der verbrannte Geruch, die Hitze und
das Lachen zugeordnet. Gefolgt wird das Feuer-Element von der „Erde“, die mit der Farbe Gelb verbunden wird. „Erde“ symbolisiert das Zentrum und die Mitte, die Beständigkeit und die
Fruchtbarkeit. Der ihr zugeordnete Geschmack ist süß und befeuchtend. Das vierte Element in
der Abfolge der Wandlung ist „Metall“. Seine Farbe ist weiß. Ihm werden alles Formbare, Starke und Widerstandsfähige, die Lebenserfahrung und das reife Alter zugeordnet. Sein Geschmack
ist aromatisch bis scharf. Auch die Traurigkeit und die Trockenheit ordnet die chinesische
Lehre diesem Element zu. Als letztes Element folgt „Wasser“, das durch die Farbe Blauschwarz symbolisiert wird. Dieses Element steht für alles Befruchtende, Anpassungsfähige und den Lebensabend. Sein Geschmack ist salzig, sein Geruch faulig.

Auch alle Nahrungsmittel werden im Rahmen dieser Philosophie den einzelnen Elementen zugeordnet ebenso wie die menschlichen Organe.

Kochen im Kreis herum“

Um für ein ausreichendes Angebot an Nährstoffen zu sorgen, sollte jedes Gericht nach Möglichkeit alle fünf Geschmacksrichtungen umfassen: Süß, sauer, bitter, salzig und scharf. Ebenso ist die thermische Wirkung der verschiedenen Lebensmittel zu beachten, wobei allerdings zu sagen ist, dass sich ein großer Teil der Teil als thermisch neutral zu bezeichnen ist. Jedoch sollten kalte und heiße Nahrungsmittel grundsätzlich nur in kleinen Mengen verwendet werden. „Das hört sich zunächst sehr kompliziert an“, erklärt Hanne Schüller, die bei Well-Food als Ernährungsberaterin tätig ist. „In der Kurzform jedoch handelt es sich um saisonales Kochen.“

Richtig angewendet ist die 5-Elemente-Küche jedoch weitaus mehr als nur abwechslungsreiches und leckeres Essen, sondern auch ein einfacher Weg der Gesundheitsförderung. „Im alten China wurden Ärzte nur solange entlohnt, wie die Familien, die sie betreuten, gesund waren. Erkrankte ein Familienmitglied, wurde die Entlohnung bis zur Wiedergesundung ausgesetzt.“ erzählt sie
und fährt fort: „Kein Wunder also, dass im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin der Schwerpunkt auf der Vorbeugung von Erkrankungen und weniger auf deren Heilung liegt.“ Die positiven Wirkungen einer Ernährungsumstellung sind vielfältig. Angefangen von der Stärkung
des Immunsystems über die Stoffwechselanregung, die Verbesserung des Hautbildes bei Ekzemen, Neurodermitis und Allergien verhindert sie durch die Ausgewogenheit der verschiedenen Lebensmittel Mangelerkrankungen und unterstützt das allgemeine Wohlbefinden.

„Angesichts der Tatsache, dass wir in der Regel drei Mahlzeiten pro Tag zu uns nehmen, wird deutlich, dass gerade der Ernährung eine so große Bedeutung zukommt. Denn, wenn man
sowieso essen muss, warum dann nicht gleich etwas Gutes und Gesundes?“ Auf die Frage, ob
diese Form der Ernährung für den europäischen Gaumen denn nicht doch sehr exotisch und überdies aufwendig sei, schüttelt sie nur den Kopf. Nein, erwidert sie, nur ein sehr geringer Anteil an Nahrungsmitteln wie die stark enzymhaltige Misopaste ist tatsächlich asiatischer Herkunft. Viel wichtiger findet sie auf die richtige Qualität der Lebensmittel zu achten. „Sie werden niemanden davon überzeugen etwas Gesundes zu essen, wenn es nicht schmeckt“, sie lächelt „aber über den Aspekt „hm – lecker“ lässt sich so gut wie jeder zu gesunder Kost verführen.“

Mittlerweile ist traditionelle chinesische Ernährung längst über den „Exoten-Status“ hinausgewachsen. Rund 2,2 Millionen Ergebnisse liefert Google für das Stichwort 5-Elemente-Ernährung. Nicht leicht also hier noch den Überblick zu behalten.

Unser Buchtipp zum Thema:

Barbara Temelie · Beatrice Trebuth „Das fünf Elemente Kochbuch“

Wer neugierig geworden ist und gerne mehr über die das chinesische Verständnis von Kochen, Essen und Gesundheit erfahren möchte, für den lohnt sich ein tiefer Blick in „Das fünf Elemente Kochbuch“. Herzerfrischend locker und ohne den „erhobenen Zeigefinger“ führen die beiden zunächst einmal gut und übersichtlich in die chinesische Ernährungs-
philosophie ein und geben einen umfangreichen und dennoch verständlichen Überblick über die jahrtausende alte Esskultur und die Zusammenhänge von Yin, Yang und dem daraus resultierenden Qui. Nein, das müssen Sie jetzt und hier nicht auf Anhieb verstehen, dafür gibt es ja das Buch. Im
zweiten Teil findet sich dann eine umfangreiche Rezeptsammlung, die verdeutlicht, welch ungeahnte Möglichkeiten diese Form der Ernährung bietet. Dabei sind die Rezepte nicht durchweg exotischer Natur. Natürlich darf der klassische chinesische Reisbrei oder „Congee“ (von den beiden liebevoll „Das einfachste, bekömmlichste und fadeste Gericht“ genannt) nicht fehlen, aber damit er für europäische
Gaumen schmackhaft wird, gibt es jede Menge Anregungen, wie er zu variieren ist. Daneben
finden sich aber auch bekannte Klassiker wie Tomatensuppe, Rucolasalat mit Tomaten, aber auch echte Raritäten wie die „Scharfe Mandelsauce aus Thailand“ oder „Indonesische Gado-Gado-Soße“. Und auch für diejenigen, die lieber am Backofen denn am Herd stehen, ist gedacht, denn
es finden sich auch ausreichend Kuchen- und Brotrezepte. Selbstredend sind alle Zutaten mit
einem entsprechenden Elemente-Vermerk versehen, so dass die Orientierung leicht gemacht
wird. Abgerundet wird dieses echte „fünf Elemente“ Buch durch kleine Hinweisfähnchen auf
die „schnelle Küche“, damit auch keiner meine, die Chinesen kennen kein „Fast Food“.

Unser Fazit: „Das fünf Elemente Kochbuch“ aus dem Joy Verlag ist ein rundum gelungenes Einsteigerwerk und liegt mit 26,95 Euro in einem Top-Preis-Leistungsverhältnis.



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