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Von Butterbergen und Weinseen


Uns geht es gut. Wenn wir uns fragen, was wir essen sollen, geht es weniger um die Frage, wo wir etwas Essbares hernehmen sollen oder können, denn darum, worauf wir Appetit haben, was uns jetzt in diesem Moment schmecken könnte ...  

Von Butterbergen und Weinseen

Hunger? Wann waren Sie das letzte Mal wirklich hungrig? Echten Hunger bis an die Schmerzgrenze des Erträglichen kennen die meisten uns wohl höchstens aus den diversen Spendenaufrufen. Hunger in Deutschland scheint schon lange besiegt, dabei liegen die letzten Hungerjahre nur rund 70 Jahre zurück.

Was sollen wir nur essen?

Uns geht es gut. Wenn wir uns fragen, was wir essen sollen, geht es weniger um die Frage, wo wir etwas Essbares hernehmen sollen oder können, denn darum, worauf wir Appetit haben, was uns jetzt in diesem Moment schmecken könnte und möglicherweise vielleicht auch noch darum, ob das, was auf unseren Tellern liegt nun gut für uns ist und unserem Qualitätsbewusstsein entspricht. Essen scheint also zumindest in Deutschland mit Verlaub zu einem Luxusproblem geworden sein. Aber wie gesagt, das war nicht immer so.

Ein Jahr voller Geburtstage

Nun ja Geburtstage hat’s ja jedes Jahr, aber 2015 steckt nicht nur voll mit Geburtstagen, sondern auch mit Jubiläen: 200 Jahre Schlacht von Waterloo, 120 Jahre Kino, 70 Jahre Kugelschreiber, 50 Jahre Lottozahlen. Und dann wäre da der noch der Rhein-Erft-Kreis, der dieses Jahr  – genau wie der Personalcomputer - 40 geworden ist und noch ein paar „Runde“ mehr. Nicht ganz so alt, aber immerhin Kind und Produkt einer langen und wechselvollen Geschichte ist auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Sie wird zwar erst 20 und ist somit erst knapp dem Teenageralter entwachsen, blickt aber dennoch auf eine lange Geschichte und Tradition zurück.

Erst kam der Krieg und dann der Hunger

Über den Ersten Weltkrieg, seine Gründe, seinen Verlauf und seine Folgen ist im letzten Jahr ja bereits ausführlich geschrieben und diskutiert worden. Uns interessiert in diesem Zusammenhang „nur“ die Gründung der Reichsgetreidestelle (RG) vor eben genau 100 Jahren. Denn schon bald nach Kriegsbeginn stellte sich heraus, dass eben jener nicht so schnell wie er begonnen hatte auch wieder enden würde und schon ein Jahr nach Kriegsbeginn herrschte Mangel vor allem an der Lebensmittel“front“: Getreide und in der Folge Mehl und Brot wurden knapp. Mit der Einführung der Reichsbehörde ließ sich der Mangel zwar nicht beheben, wohl aber verwalten.

Der Hunger bleibt

Mal abgesehen von der Tatsache, dass man es wohl kaum als „klug“ bezeichnen möchte andere Länder mit Krieg zu überziehen und in der Folge die halbe Welt in Schutt und Asche zu legen, haben es die Nationalsozialisten dennoch etwas „klüger“ angestellt, denn in den ersten Kriegsjahren änderte sich an der Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln zunächst nur wenig. Dann allerdings ging es dramatisch abwärts: Die Wochenrationen an Brot, Fleisch und Fett wurden zum Teil um mehr als 50% gekürzt. Noch Ende 1946 entsprach die vorgesehene Tagesration für erwachsene Normalverbraucher 1550 Kilokalorien und konnte erst in den folgenden Jahren schrittweise erhöht werden. Man merke – heute rechnen wir mit einem Tagesbedarf von rund 2000 Kilokalorien.

Fiss biste patzt

Das Gute an schlechten Zeiten ist, dass auch sie irgendwann vorbei sind. So ging es auch mit dem Hunger in Deutschland. Raus aus der Not und rein ins Schlaraffenland. Da wurde geschlemmt und geprasst, statt Margarine gab’s die gute Butter schön dick auf’s Brot und wem man’s früher oder später ansah – auch gut: Immerhin zählt die „Plautze“, „Wampe“, der „Ranzen“ oder „Mollenfriedhof“ als Zeichen von Wohlleben und Wohlstand.

Die Angst bleibt

Trotz gut gefüllter Regale – die Angst vor der nächsten Hungersnot blieb, so dass noch bis in die 70er Jahre hinein die Angst vor der nächsten Hungerkatastrophe und unsere Regierung ließ es sich eine Menge kosten, nicht nur wohlmeinende Ratgeber für die private Vorratshaltung in ungeahnten Auflagenhöhen zu drucken, sondern auch geheime Vorratslager mit diversen Lebensmitteln anzulegen (bis heute) und zu überwachen.

Geschichte zum Anfassen

Wie bereits gesagt, schon den U60ern dürfte das Hungerphänomen nicht mehr aus eigener Erinnerung präsent sein. Und mal ehrlich: Was nicht nur immer verfügbar, sondern in der Regel auch noch ziemlich billig ist, genießt einfach nicht die richtige Wertschätzung. Vielleicht einer der Gründe, warum wir Deutschen so wenig achtsam mit unseren Lebensmitteln umgehen. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich auf dem Müll. Das sind pro Kopf und Nase nahezu 82 Kilo oder in Geld ausgedrückt 235 Euro. Vielleicht auch mit Blick auf diese kolossale Verschwendung rückt die aktuelle Ausstellung im LVR Freilichtmuseum Kommern die Dinge wieder in ein anderes Licht, erzählt uns doch die Ausstellung im Handwerkerhaus Henkel anhand von Kochrezepten aus der Hungerzeit und diversen anderen Exponaten von Hunger und Not, aber auch von Fresssucht und Verschwendung. Liest man, wie Hausfrauen vor nicht ganz hundert Jahren versucht haben aus „nichts“ noch etwas auf den Tisch zu zaubern, kommt man um verschiedene Überlegungen nicht umhin: Nämlich zum einen den Zauberinnen am Küchenherd Respekt zu zollen und auch einmal unser eigenes Konsumverhalten zu überdenken.

Ganz weit weg und ganz nah dran

Es soll ja Leute geben, die ein Museum für eine ziemlich staubige Angelegenheit halten. Immerhin wird dort doch nach allgemeinem Verständnis irgendeine Vergangenheit konserviert und präsentiert, die mit unserer Erlebenswelt nicht mehr sooo viel zu tun hat.

Und das ist eben das Schöne an der aktuellen Ausstellung im Freilichtmuseum Kommern. Hier geht es nicht nur darum, längst Vergangenes aus der Versenkung zu holen, Not und Elend von vor hundert Jahren neu zu beleben und die Mahnung „Nie wieder Hunger“ zu postulieren, sondern eben auch um die Fragen, die uns aktuell beschäftigen, um das, was uns in Zukunft erwarten wird.

Anschauen, mitnehmen, aktiv werden

Sicher kann auch die aktuelle Ausstellung in Kommern nicht alle Antworten auf alle Fragen geben, aber doch schon eine Menge. Zehn Erzählstationen, verteilt über die verschiedenen Baugruppen, greifen die verschiedenen Aspekte der Frage nach dem Woher und Wohin unserer Lebensmittel auf. Da mag die Frage nach den Ursachen und Gegenmaßnahmen des Bienensterbens vielleicht für den ein oder anderen noch akademisch klingen, aber wie wäre es mit der eigenen Gemüsesäule auf dem heimischen Balkon? Und wer gar einen Garten sein Eigen nennt, nimmt vielleicht anhand praktischer Beispiele den ein und anderen Tipp für den eigenen Gemüsegarten mit nach Haus.

Das Leben auf dem Land

Manch‘ ein Städter mag vom idyllischen Landleben träumen und sehnt sich nach Ruhe und Gediegenheit. Doch wie geht’s wirklich zu auf dem Land? Und was kann man tun, damit nicht nur idyllisch, sondern auch praktisch lebenswert zugeht? Schauen Sie doch einfach mal vorbei in der Zehntscheune aus Sechtem.

Das ham‘ se schön gemacht

Will man sich wirklich und in Ruhe alles anschauen, ein Tag wird kaum reichen und selbst unseren Bericht würde es sprengen, wollten wir Ihnen jetzt nun wirklich „alles“ präsentieren wollen. Damit uns und Ihnen Zeit genug bleibt, um vielleicht zum ersten, vielleicht auch zum zweiten oder dritten Mal nach Kommern zu fahren, machen wir es jetzt mal kurz und sagen: „Das ham‘ se wirklich schön gemacht.“

Also auf dann und Aufwiedersehen – in Kommern …

Für die "Fresswelle" danken wir Tim Reckmann und für den Geburtstagskuchen Mirko Waltermann - beide www.pixelio.de. Alle Bilder aus Kommern: DWW



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