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Von Fastfood und Flamingozungen


Amsel, Drossel, Fink und Star lassen wir mal da wo sie hingehören und ob man sich nun für in Honig gesottenen Siebenschläfer zu begeistern weiß, sei auch dahingestellt, aber am Ende hat die römische Küche doch eine Menge zu bieten.  

Von Fast Food und Flamingozungen

Vom „römischen“ Essen zu sprechen ist nicht ganz so einfach wie es auf den ersten Blick aussieht. Immerhin reden wir da von einem Zeitraum von gut 1000 Jahren und überlegen Sie mal, wie sich allein in den letzten 50 Jahren die Ess- und Trinkgewohnheiten hierzulande verändert haben … Meine Großmutter zum Beispiel würde unter dem Begriff „Hamburger“ wohl allenthalben einen Bewohner der Hansestadt verstehen, im Leben aber nicht auf die Idee kommen, dass es sich dabei um eine zwischen zwei Brötchenhälften gepackte Frikadelle handeln könnte.

Von Ientaculum, Prandium und Cena

So besehen waren die Essgewohnheiten der alten Römer den unseren gar nicht mal unähnlich, denn genau wie der moderne Mensch nahmen sie in der Regel drei Mahlzeiten am Tag zu sich.

Um fit in den Tag zu starten, gönnte man sich zum Frühstück meist etwas Brot mit Käse oder Honig, dazu ein paar Oliven oder Nüsse. Kaffee und Tee fielen allerdings aus, das war nämlich noch nicht erfunden. Und wer so wie die Schuljungen so früh aus dem Haus musste, dass die Sklaven noch nicht mit dem Tischdecken fertig waren, holte sich auf die schnelle eine Kleinigkeit beim Bäcker.

Wem mittags dann der Magen knurrte, griff meistens wieder zur Schnitte. Nur fielen dann Belag und Beilagen meist ein bisschen üppiger aus als morgens, diente aber auch nicht wirklich dem Genuss, sondern war mehr so eine Art erweiterte Zwischenmahlzeit, um nicht vom Fleisch zu fallen.

Nach einer meist ziemlich ausgedehnten Siesta inklusive Mittagsschläfchen, vor dem selbst Caesars Soldaten im Angesicht des Bürgerkriegs nicht zurückschreckten, war es dann schon fast Zeit für die Hauptmahlzeit des Tages, die Cena. Und selbst die bestand in der Regel nur aus drei Gängen, einer Vor-, Haupt- und Nachspeise. Nichts Sensationelles also? Warten Sie es ab …

Mit Familie oder in Gesellschaft

Machen wir uns nichts vor: So richtig auftafeln tun auch wir meistens dann, wenn wir Gäste erwarten. Das war auch im alten Rom nicht anders. Ging es im Kreise der Familie – und bei den weniger gut betuchten sowieso – meist recht bescheiden zu, wurde aufgetischt, dass sich die Tische bogen, wenn es darum ging Gäste zu bewirten. So berichtet Macrobius von einem Gastmahl, bei dem auch Cäsar zugegen gewesen soll, von „Seeigeln, rohen Austern (so viel man wollte), Riesenmuscheln, Lazarusklappen, Drosseln auf Spargeln, Masthähnchen, Auflauf aus Austern und Riesenmuscheln, schwarzen und weißen Seemuscheln, noch mehr Lazarusklappen, Gienmuscheln, Seeanemonen, Feigendrosseln, Eiern, Filets vom Zicklein und vom Eber, mit Mehl panierten Mastgeflügel, Stachelschnecken und Purpurschnecken. Als Vorspeise wohlgemerkt! Zum Hauptgang gab es dann Milchleisten von Säuen, Enten, gesottene Kriechenten, Hasen, gebratenes Mastgeflügel. Und als Dessert noch ein wenig Mehlspeise und Picenisches Brot.

Gut, die Flamingozungen standen jetzt nicht explizit auf dem Menueplan, aber ganz abwegig sind sie gewiss nicht.

Von Servietten und Doggy-bags

Angesichts all‘ dieser Köstlichkeiten, von denen wir noch nicht einmal voll umfänglich haben ermitteln können, worum es sich da handeln mag, kann einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen, aber wer wollte all‘ das auch nur ansatzweise kosten?

Kein Problem, wenn man denn seine Serviette mitgebracht hatte. Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwar war der Gastgeber nämlich für die Bereitstellung von Speis und Trank verantwortlich, nicht aber für die entsprechende Tischwäsche. Und da die Römer entweder zum Löffel griffen (die Gabel war noch nicht erfunden und Messer galten als Waffen und hatten bei Tische nichts zu suchen) oder gleich die Hände nahmen, war so ein Stück Stoff einfach unerlässlich, um sich zwischendurch Hände und Mund zu reinigen. Die Reste wurden dann – aber bitte mit Maßen – in selbige eingewickelt und mit nach Haus genommen, sozusagen die antike Form des Doggy-bags also.

Selber kochen oder take away?

Nahrungsaufnahme auf der Straße gehörte im Imperium Romanum zum Alltag, von gesalzenen Erbsen bei den bei Wagenrennen und Gladiatorenkämpfen bis zu frittierten Fischen auf dem Heimweg von Roms berühmten Bädern war der schnelle Happen zwischendurch ein echter Renner. Garküchen waren aber auch deshalb so gefragt, weil viele Menschen gar keine Kochstelle besaßen. Und noch ein weiterer Punkt kam dazu: Selbst viele einfache Gerichte basierten auf Hülsenfrüchten und die brauchten ewig um gar zu werden – und das dafür benötigte Brennholz war zu knapp und zu teuer, um im privaten Ofen verfeuert zu werden.

Nicht anständig, aber beliebt

Wie gesagt, dem größten Teil der Bevölkerung wird nicht viel Anderes geblieben sein, als in Kneipen und Gaststätten eine warme Mahlzeit zu bekommen und die wurde auch nicht wie bei den feinen Leuten im Liegen, sondern auf Bänken und an Tischen im Sitzen verspeist. Einen guten Ruf hatten die römischen Gastro-Betriebe dennoch nicht. Zusammen mit Bordellen galten sie schlicht als „unanständige Orte“. Ob sie trotzdem oder gerade deswegen so eine magische Anziehungskraft auf die oberen Zehntausend ausgeübt haben? Von Nero jedenfalls behauptet Sueton, dass er sich nur allzu gern mit seinen Kumpanen auf Sauftour begeben habe: „Gerade war es dunkel geworden, da zog sich schon eine Mütze oder Kappe über und ging in Kneipen, triebt sich in allen Vierteln herum und trieb seine Späße.“

An die Töpfe fertig los!

Amsel, Drossel, Fink und Star lassen wir mal da wo sie hingehören und ob man sich nun für in Honig gesottenen Siebenschläfer zu begeistern weiß, sei auch dahingestellt, aber am Ende hat die römische Küche doch eine Menge zu bieten, was sich auch heute noch ohne Schrecken und Bauchgrimmen verputzen lässt wie vielleicht die „gefüllten Mangoldblättern mit Sauce Vinaigraitte“, ein „Brotsalat“ oder das „Schweinsragout à la Matius“?

Mittlerweile gibt es etliche Kochbücher, die sich speziell mit den Rezepten der „alten“ Römer beschäftigen. Wir haben unsere Anregungen jedenfalls aus „Lukullische Genüsse – Die Küche der alten Römer“ von Brigitte Cech bezogen.

Fotos: DWW, Brot - Dieter Schütz bei www.pixelio.de

 



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