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Wein – Faszination und Genuss


„Der Wein steigt in das Gehirn, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern“ sagte einst William Shakespeare. Rund 24 Liter trinkt der Deutsche pro Kopf und Jahr vom edlen Tropfen, davon rund 43 % aus deutschem Anbau.  

Wein – Faszination und Genuss

„Der Wein steigt in das Gehirn, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern“ sagte einst schon der große englische Dichter und Dramatiker William Shakespeare. Rund 24 Liter trinkt der Deutsche pro Kopf und Jahr vom edlen Tropfen, davon rund 43 % aus deutschem Anbau. Doch wie kommt nun der Wein ins Glas?

Viel Arbeit, viel Können und ein wenig Glück

„Wer glaubt, dass die Arbeit des Winzers erst im Herbst mit der Lese beginnt“, erzählt uns Marco Pfennig auf unserem gemeinsamen Gang durch die Weinberge immer den Wißberg hinauf in Richtung des Wahrzeichens Gau-Bickelheims, der Kreuzkapelle, „der irrt. Damit die Trauben sich am Stock gut entwickeln und später ein qualitativ hochwertiger Wein entsteht, muss man bereits im Frühjahr mit der Arbeit anfangen.“ Je nach Lage und Witterung werden die Rebstöcke zwischen Januar und März von Hand zurückgeschnitten. Eine Arbeit, die nicht nur Zeit kostet, sondern auch viel Sachverstand erfordert. „Die Art des Rückschnitts bestimmt nicht nur den Wuchs des Rebstocks, sondern beeinflusst auch maßgeblich die spätere Qualität der Trauben und somit des Weins“, erklärt uns der Winzermeister. Zudem wollen die unterschiedlichen Rebsorten jeweils individuell behandelt werden. „Wir bauen auf rund 14 ha sowohl rote wie auch weiße Rebsorten an. Zum einen die alteingesessenen Sorten wie Riesling, Silvaner und Spätburgunder, aber auch Portugieser, Merlot, Dornfelder und andere.“ Besonders stolz ist er auf seine Emotion-Edition. „Das sind nach meinen beiden Söhnen meine Lieblingskinder“, strahlt er. „Diese Rebstöcke werden das ganze Jahr über ausschließlich in Handarbeit betreut. Sogar die Blätter werden manuell entfernt, damit die Trauben besonders viel Sonne tanken können. Und am Ende werden die Trauben handverlesen geernet, damit nur die allerbesten und reifsten zum Wein werden.“

Es ist alles eine Frage der Erziehung

Während wir an den verschiedenen Rebstöcken vorbeiwandern und es dabei nicht lassen können die ein und andere Traube noch vor der Lese zu pflücken und als Obst zu verkosten, erzählt Marco Pfennig: „Mit dem Wein ist es wie mit Kindern. Er will erzogen werden, sonst wird nichts draus. Als Winzer ist man quasi Geburtshelfer und Erzieher in einem.“ Unter „Erziehen“ versteht der Winzer kurz gesagt die Art, wie die einzelnen Triebe des Rebstocks fest- oder aufgebunden werden. Auch hier passt eines nicht für alle. Je nach Standort und Rebsorte wird zwischen verschiedenen Erziehungsstilen gewählt. Kein Wunder also, dass Winzer ein Ausbildungsberuf mit einer dreijährigen Lehrzeit ist. „Für mich stand schon als Kind fest, dass ich hier in unserem Betrieb anfangen werde. Ich bin mit der Arbeit im Weinberg quasi aufgewachsen und kann mir kein schöneres Leben vorstellen. Auch wenn vieles natürlich nicht so romantisch ist, wie mancher es denkt, ist der Beruf des Winzers für mich Berufung, einfach das, was ich jeden Tag mit ungeheuer viel Freude und Leidenschaft lebe.“ Denn auch, wenn je nach Lage der Weinberge der Einsatz von Maschinen die Arbeit erleichtern kann, ohne viel Sachverstand und Handarbeit geht gar nichts. Dazu gehört im Sommer auch das Ausgeizen der Pflanzen, das mancher ambitionierte Hobbygärtner von seinen Tomaten kennt. Hier werden, um einen reichen Ertrag zu sichern, überflüssige Triebe entfernt. Später dann muss auch das Laub zurückgeschnitten werden, damit die Trauben genügend Sonne bekommen, um einen aromatischen und gehaltvollen Wein produzieren zu können.

Ein paar Fakten zum Wein

Schon seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Vorderasien Wein angebaut. Als Ursprungsländer gelten das antike Persien sowie das heutige Georgien. Weinkultur ist zu allen Zeiten Ausdruck der Lebensfreude und Lebenskultur gewesen.
Rund 20,2 Millionen Hektoliter Wein und weitere 5,4 Millionen Hektoliter Sekt und Schaumwein wurden im vergangenen Jahr in Deutschland getrunken. Damit liegt der Wein nach dem Spitzenreiter Bier auf Rang zwei der alkoholischen Getränke. Deutsche Weine nehmen mit rund 43 % einen guten Platz ein. Wichtigste Bezugsquelle für heimische Erzeugnisse ist der Direktbezug vom Winzer.

Spannend wie eine Fussball-Weltmeisterschaft

„Im Juli, August beginnen wir bereits mit der grünen Lese“, erläutert Pfennig. „Überflüssige und nicht gereifte Trauben werden dann herausgeschnitten. Dadurch bleiben zwar weniger Trauben am Stock und wir verringern unsere Erntemengen. Dafür profitieren die restlichen Trauben mehr aus den Extrakten der Wurzel und wir können somit noch einmal die Qualität unserer Weine steigern.“

Richtig spannend wird es dann kurz vor der eigentlichen Lese. Immer wieder wird der Zuckergehalt der Trauben gemessen, denn er ist der Maßstab für die Reife und bestimmt wesentlich mit, wann ein Wein gelesen wird. Diese Oechslegrade sind übrigens nach ihrem „Erfinder“, dem Pforzheimer Mechaniker Ferdinand Oechsle, benannt worden.

„Da wir unterschiedliche Rebsorten anbauen, variiert natürlich auch der Zeitpunkt der Lese“, erläutert uns der Winzermeister. Einerseits wird ein Wein im Prinzip besser, wenn die Pflanze lange Zeit hat, die Trauben zu versorgen. Andererseits können ein plötzlicher Frost oder eine Regenperiode die Lese beeinträchtigen und nur gesunde und möglichst unversehrte Trauben dürfen in den Keller gelangen. „Dann wird es spannend wie bei einer Fussball-Weltmeisterschaft oder einem Pokerspiel“, schmunzelt er. „Ständig müssen wir die Wettervorhersage im Auge behalten und gleichzeitig natürlich auch den Einsatz von Helfern und Maschinen planen. Wenn dann nicht alles passt, kann die Arbeit des ganzen Jahres schnell dahin sein. Aber bisher hat es noch immer gut gegangen.“ Ob der Erkenntnis, dass das „Kölsche Grundgesetz“ seinen Weg schon bis nach Rheinhessen gefunden müssen nun auch wir grinsen.

 

Helfer willkommen

Auch heutzutage wird ein großer Teil der Arbeit im Weinberg nach wie vor von Hand erledigt, auch wenn der Einsatz von Maschinen die Kosten senkt. „Jahr für Jahr kommen immer wieder Kunden und Gäste, die gerne bei der Lese helfen. Viele von Ihnen gehören quasi schon richtig zur Familie“, erzählt Marco Pfennig. „Und natürlich sind uns die helfenden Hände immer willkommen. Aber letztendlich geht es uns weniger darum, auf freiwillige Erntehelfer zurückgreifen zu können. Viel wichtiger finden wir, dass auch Menschen, die in der Regel ganz andere Berufe ausüben, Einblick in unsere Arbeit nehmen können. Wer erst einmal ein wenig von der Arbeit des Winzers kennengelernt hat, der weiß den Tropfen im Glas hinterher noch mehr zu schätzen.“ Spricht’s und führt uns Richtung Marlene’s Gutsschänke, wo uns nicht nur eine ausgiebige Weinprobe, sondern auch eine Reihe rheinhessischer Spezialitäten wie Silvaner Krautschnitte, , Spundekäs mit Salzbrezeln, Wingertsknorze, also Roggenbrötchen mit Speck und Zwiebeln und natürlich Marlene’s Winzersteak erwarten.

Auf dem Weg dorthin begegnet und Sohn Willi, der gerade aus der Schule gekommen ist. „Sind Sie gekommen, um Wein zu kaufen?“ fragt er und wir erklären ihm, dass wir in erster Linie einen Bericht über Wein und die Arbeit des Winzers schreiben wollen, aber bestimmt auch die ein und andere Flasche mit nach Hause nehmen werden. „Dann müssen Sie im nächsten Jahr aber wiederkommen“, erwidert er, „denn der Papa hat mir einen eigenen Weinberg überlassen und ich mach‘ jetzt meinen eigenen Wein. Wenn der im nächsten Jahr gut ist, dann müssen Sie ihn unbedingt probieren.“ Noch ehe wir uns für die nette Einladung bedanken können ist er schon wieder auf und davon, wahrscheinlich um nach seinen Trauben zu schauen.

Weingut Pfennig

Das Weingut Pfennig liegt in der Gemeinde Gau-Bickelheim am Fuße des Wißbergs der mit 271 m Höhe die zweithöchste Erhebung in Rheinhessen ist. Von der mit Reben bewachsenen Anhöhe lassen sich zudem gut zwei Dutzend Ortschaften ausmachen, ebenso der Donnersberg in der Pfalz und das rechtsrheinische Niederwalddenkmal. Von Bergheim aus ist das rund 200 Kilometer entfernte Winzerdorf über die Autobahn in gut 2,5 Stunden erreichbar.

Gäste sind im Familien-Weingut Pfennig immer willkommen. Auch neben den regulären Öffnungszeiten der Gutsschänke ist jeder willkommen, der auf eine Weinprobe vorbeikommen möchte oder auch nur schnell ein Flaschen mitnehmen möchte. Zusätzlich können auch einzelne Veranstaltungen mit bis zu 40 Gästen gebucht werden. Hier reicht das Programm von der Weinprobe bis zur Führung durch die Weinberge oder eine Fahrt mit der Pferdekutsche oder dem Oldtimer-Trecker samt Planwagen. Wer es nicht schafft den Weg ins Rheinhessische zu schaffen, kann den Wein direkt vom Winzer auch über den Onlineshop beziehen.

 

Nach der Lese und vor dem Genuss

„Sei ehrlich, Marco“ meint seine Mutter Marlene, die sich zu uns gesellt hat, „mit dem Wein ist es wie mit Kindern. Solange sie im Haus sind, machen Sie Arbeit.“ Er nickt: „Mit der Lese allein ist es ja nicht getan. Danach beginnt dann die Arbeit im Weinkeller. Auf die Lese der Trauben folgt die Auslese: unreife und faule Beeren müssen aussortiert werden, um einen hochwertigen Wein zu erzeugen. Dann folgt teils das Entrappen: Hier werden die der Beeren von den Traubenstielen getrennt, damit die in den Stielen enthaltenen Gerbstoffe und Säuren nicht in den Wein gelangen.“

Je nach Rebsorte will jede Traube anders behandelt werden. Während weiße Trauben direkt nach ihrer Ankunft im Keller gepresst werden und der so entstandene Saft im Rahmen der Mostgärung vergoren wird, werden rote Trauben vorsichtig gemahlen. Vergoren wird dann die Maische, nämlich Saft, Fruchtfleisch, Schale und Kerne. In dieser Phase entsteht die Farbe des Rotweins, denn die Farbpigmente – wie auch die Tannine – sitzen in zum größten Teil in der Traubenschale. Der Pressvorgang erfolgt erst nach der Gärung.

Dann wird der noch junge Wein, der sich seinen Namen eigentlich erst noch verdienen muss, je nach Rebsorte in Fässern, Barriques, also Eichenfässern, oder Tanks ausgebaut werden. Erst jetzt entwickelt der Wein Komplexität und Struktur. Je nach Weinart, Qualität, Potenzial und Jahrgang kann sich die Dauer des Ausbaus über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Jahren erstrecken. Je länger dieser Reifeprozess andauert, desto kostenintensiver ist er.

Von der Flasche in das Glas

Ist der Reifeprozess abgeschlossen, wird der Wein auf Flaschen gezogen und wartet dann nur noch darauf getrunken und genossen zu werden. „Welcher Wein schmeckt ist natürlich sowohl vom Anlass als auch von den persönlichen Vorlieben des Einzelnen abhängig“, meint Pfennig. „Auch das war ein Grund, warum wir verschiedene Rebsorten anbauen und hier in der Gutsschänke gerne Weinproben anbieten. So kann man hier nicht nur gemütliche Stunden verbringen, sondern im Vergleich der verschiedenen Weine und Jahrgänge ganz in Ruhe herausfinden, welcher Wein sein persönlicher Favorit ist.“

Nach einer ausgedehnten Wanderung durch die Weinberge und eine ausgiebige Verkostung werden Kopf und Glieder langsam müde und wir sind froh, dass wir im Dorf Gästezimmer gefunden haben und uns erst am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück bei Pfennigs auf den Heimweg machen müssen, denn egal wie gut der Wein auch sein mag: Mit dem Autofahren verträgt er sich am Ende leider nicht.
 

Fotos: Kapelle auf dem Wißberg: Michael Ottersbach; Trauben: Gert Muelller Grahl; Weinlese: Annamartha; Weinprobe:Rainer Sturm alle Pixelio; Sonstige: Weingut Pfennig

 

 



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