Alle Tage Sonntag
Alle Tage Sonntag
Früher war das nicht so, da war nur selten Sonntag. Also den Sonntag, den konnte man von den anderen Tagen gut unterscheiden, denn da gab es immer Lecker-Futter. Sonst gab‘ es das nicht, weil die Mama, die muss morgens früh aufstehen und für die Claire Brote schmieren, weil die kriegt jeden Morgen eine Brotbüchse für die Schule und die kocht auch Kaffee morgens, die Mama, weil sie sagt, dass sie ohne nicht richtig funktionieren würde. Und dann hat sie nicht so viel Zeit und eigentlich kann die Mama sowieso nicht so richtig kochen. Also die kann das schon, sagt der Papa, aber man kann das nicht so gut essen, sagt der Papa. Und der Papa, der steht nicht so ganz früh auf wie die Mama, weil der tut nicht so gut schlafen und dann ist der morgens noch ein bisschen müde. Das kann ich gut verstehen, weil ich stehe auch nicht so gerne früh auf. Und ich glaube, das ist auch besser so, wie wo wenn die Mama noch nicht so gut funktioniert und so viel Brote schmieren muss, dann ist die auch nicht so gut gelaunt und dann geht man ihr besser aus dem Weg. Also ich glaube, der Papa macht das, weil er schlau ist. Aber weil das eben immer so war hat die Mama mir morgens kein Essen kochen können, sondern es gab immer Körnchen. Aber das war in blöd, weil da macht die Mama Wasser drüber und dann sagt sie, ich muss warten bis die Körnchen gar sind, aber das will ich nicht so gerne, weil ich nämlich morgens Hunger habe, wenn ich aufgestanden bin und dann will ich schnell was zu essen haben und das soll zack, zack gehen.
Da steht eine Dame mit Koffer vor unserer Tür
Und dann kam irgendwann die nette Dame. Die Mama, die kennt ja ganz viele nette Damen, weil die doch immer so viel reden tut mit ganz vielen Leuten, das muss die nämlich, weil das ist der ihr Beruf. Also nicht das Reden, eigentlich schreibt die Mama ja, weil die ist nämlich Journalistin, aber dafür muss die natürlich erst mal mit den Leuten reden, damit die das aufschreiben kann. Zu Hause, da redet die Mama nicht so viel, da sagt die oft nur „aha“ oder „hm“ oder „ich muss jetzt arbeiten“, das ist dann ein bisschen langweilig, aber so ist sie eben, die Mama.
Ich war ja erst ein bisschen erschrocken als sie so vor der Tür stand, weil die hatte einen großen Koffer dabei und ich habe ein bisschen Sorge gehabt, dass sie wo bei uns einziehen will und dann muss die Mama morgens noch mehr Brote schmieren und hat noch weniger Zeit und das wär ja ganz blöd. Aber die Dame hat mich erst mal gestreichelt und gesagt, dass ich ganz toll wäre und total lieb und ich dürfte auch Tante Liane zu ihr sagen und da hab‘ ich mir weniger Sorgen gemacht, weil da konnte man ja merken, dass sie ganz klug ist und auch ziemlich nett. Die Mama ist hat dann auch gleich was angeboten, weil das machen wir so wenn Besuch kommt. Und dann haben die beiden angefangen sich zu unterhalten über Hundchen und Kinder, weil Mamas reden nämlich unheimlich gern über ihre Kinder und ihre Hundchen, weil das sind auch die Kinder von denen.
Und dann hat Tante Liane ganz viele Dosen auf den Tisch gestellt und die Mama hat immer „aha“ und „ach ja“ gesagt. Aber ich fand das langweilig mit den Dosen, weil die haben nicht gerochen und da wusste man ja nicht was das soll. Und dann hat sie der Mama erklärt, wie wichtig das ist, dass man immer ganz gute Sachen isst, weil man davon nämlich ganz gesund bleibt. Aber das wussten wir schon, weil der Papa das auch immer sagt, und weil der schimpft, wenn die Claire Döner isst, aber die Claire mag das trotzdem und ich finde das auch lecker, weil manchmal da fällt was runter und daher weiß ich dass das total lecker ist.
Die Tante Liane, die ist total nett
Also wie gesagt, Tante Liane, die hat da so ihre Dosen aufgebaut und ich hab‘ mich gefragt, was das wohl zu bedeuten hat, weil eigentlich essen wir nämlich nichts aus Dosen. Das kann selbst der Papa nicht kochen, sagt er. Das macht er lieber selber. Ich bin dann eingeschlafen, weil wenn Mamas sich erst mal so richtig unterhalten, dann dauert das immer furchtbar lange und meistens weiß man schon was die erzählen, da muss man nicht so hinhören. Und wie ich so ein kleines bisschen Heia gemacht habe, da hat es auf einmal so lecker gerochen bei uns und ich bin wach geworden, weil das roch als wenn die nette Dame gut gekocht hätte. Ist ja logisch nicht? Wie wo Mama nicht kochen kann und Papa nicht zu Hause war, konnte es ja nur die Dame gewesen sein. Ich also nichts wie hin, um zu sehen, was die da machen. War aber komisch, weil die saßen immer noch am Tisch und gekocht wird bei uns immer in der Küche, da kenn‘ ich mich aus. Und dann hat die nette Dame gesagt, ich dürfte das mal kosten. Oh man, das war total lecker, das kann ich Euch ja mal sagen. Und die Mama, die hat gelacht, weil auf der Dose da stand nämlich „Witwe Boltes Schrecken“ und das fand die Mama lustig. Ich weiß ja nicht so genau, wer das ist, vielleicht hat die das ja auch gekocht und nicht Tante Liane.
Ich bekomm' ein Fresspaket
Und dann hat die Mama gesagt, dass sie das gut fände, also mit dem Essen, weil das schmeckt ganz lecker und ist auch gesund und wir essen nur gute Sachen und nichts Giftiges, weil davon wird man ja krank und das ist blöd. Jetzt kauft die Mama immer das leckere Futter in der Dose, aber sie muss nicht in den Laden, weil der Postbote, also das ist der, auch immer was Leckeres dabei hat, der bringt jetzt mein Fresspaket von Tante Liane und es gibt auch verschiedene Sorten, die sind auch prima, aber ich hab‘ vergessen wie die heißen. Das einzige, was ein bisschen blöd ist, jetzt weiß ich nicht mehr genau wann Sonntag ist, weil es jeden Tag Lecker-Futter gibt. Aber die Mama ist total zufrieden, die sagt, dass ich nicht so viel Haare verliere und sie jetzt nicht mehr so oft putzen muss, wie wo dann hat die mehr Zeit und kann mit mit rausgehen oder Ballspielen oder meine Geschichten aufschreiben.
