×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Von Flattermännern und Hornochsen


So besehen sind Fledermäuse ja auch richtig arme Schweine. Nicht nur, dass sie biologisch gesehen ja überhaupt keine Mäuse sind, ganz zu Unrecht haben sie auch keinen besonders guten Ruf.  

Von Flattermännern und Hornochsen

So besehen sind Fledermäuse ja auch richtig arme Schweine. Nicht nur, dass sie biologisch gesehen ja überhaupt keine Mäuse sind, woraufhin manche Zoologen und Artenschützer auch lieber von Fledertieren sprechen, ganz zu Unrecht haben sie auch keinen besonders guten Ruf.

Beim römischen Schriftsteller Plinius (A.D. 23–79) kommen sie noch relativ gut davon, er berichtet von der Verwendung von Fledermäusen gegen allerlei Krankheiten wie Darmentzündungen, Schlangenbissen, Hautverletzungen, Bauchschmerzen und Triefaugen und als Enthaarungsmittel. Aber ob es den Flattermännern denn dann Freude gemacht haben dürfte, in der menschlichen Apotheke Verwendung zu finden, sei ja nun auch dahingestellt. Doch in der Regel brachte der Mensch sie hauptsächlich mit Tod und Teufel in Verbindung.

Nützlicher als ihr Ruf

Zwar hat sich im letzten Jahrhundert Dank Dracula, Batman und Co. ihr Ruf etwas gebessert, helfen tut ihnen das aber wenig, denn die Gefahren, denen die kleinen „Handflügler“ ausgesetzt sind, sind mannigfaltig: Bedingt durch die in der Landwirtschaft eingesetzten Insektizide hat sich nicht nur die Insektenmenge und somit die Nahrungsgrundlage entscheidend verschlechtert, das was Insekten der Giftspritze entronnen ist, ist meist toxisch belastet und führt somit zur Anreicherung im Fettgewebe und zum frühen Tod. Und auch ihr Lebensraum wird vom Menschen drastisch eingeschränkt. Oft genug werden alte Bäume gerodet, Türme und Dachstühle renoviert oder alte Stollen aus Sicherheitsgründen zugemauert und somit für das Fledervieh unbrauchbar.

Dabei hätten wir allen Grund zu den einzig flugfähigen Säugetierchen ein bisschen netter zu sein: Rund ein Drittel ihres Körpergewichtes verspeist so eine Fledermaus pro Nacht und Nase. Das können bei einer Zwergfledermaus, die mit ihren 3,5 bis 7 g nur wenig mehr als ein Stück Würfelzucker wiegt, schon mal bis zu 2.000 Mücken sein. Und wer jetzt richtig gut im Rechnen ist, kann uns ja mal schreiben, wie viel dann wohl eine Bechsteinfledermaus, die bis zu 12 g auf die Waage bringen kann, wohl von den fiesen Blutsaugern vertilgt – keine davon wird Sie oder uns dann noch stechen!

Wobei, mit dem berühmten Flügel hat der Name nichts zu tun, er kommt vom deutscher Naturforscher, Forstwissenschaftler und Ornithologen Johann Matthäus Bechstein (1757 – 1822), der sich als einer der ersten für den Naturschutz und den Erhalt schützenswerter Arten, darunter eben auch von (man staune) Fledermäusen einsetzte.

Mit Speck fängt man Mäuse …

Wer regelmäßig den Lokalteil der Tageszeitung liest, wird es wissen: Dem fortschreitenden Tagebau werden auch Teile des Hambacher Forsts zum Opfer fallen müssen. Besonders betroffen ist die Kolonie der vom Aussterben bedrohten Bechsteinfledermaus, die hier in Hainbuchen und Stieleichen ansässig ist. Nun will man ihr ja nicht einfach ihren Lebensraum entziehen, sondern sie zum Umzug „überreden“, aber wie macht man einer Fledermaus den Umzug schmackhaft?

Was der Maus der Speck ist, ist der Fledermaus die Mücke oder überhaupt nachtaktive Insekten. Also muss man dafür sorgen, dass es „woanders“ eben noch mehr Nahrung gibt und das neue Wohngebiet dadurch möglichst attraktiv wird, schließlich kann man Fledermäuse nicht einfach einfangen und an anderer Stelle wieder auswildern.

Um das zu erreichen, haben Experten von RWE Power zusammen mit dem Institut für Tierökologie und Naturbildung, unterstützt von der Diergardt'sche Gutsverwaltung Giffelsberg, eine neuartige Landwirtschaftsform durch weidendes Vieh für Ackerbauregionen wie die Kölner Bucht entwickelt. Dies hat aus Sicht der Naturschützer nicht nur den Vorteil, dass offene Weidelandschaften nicht mehr verbuschen, sondern offen bleiben. Untersuchungen haben sogar ergeben, dass beweidete Parzellen oft ist deutlich blütenreicher als Mähflächen sind und die floristische Vielfalt ansteigt.

Dabei halten die Rinder nicht nur das Gras kurz, sondern sorgt natürlich auch für entsprechenden Dung, der wiederum eine Vielzahl von Insekten anlockt, der nicht nur den Bechsteinfledermäusen, sondern auch den zwölf anderen im Altwald lebenden Fledermausarten als attraktives Nahrungsangebot dienen sollen.

Und noch eine gefährdete Art

In einem ersten Schritt wurden nun 21 Rinder der Rasse Glanvieh von Landwirt Jürgen Henschel, Verwalter der Diergardt'sche Gutsverwaltung Giffelsberg, auf den neu angelegten 80 Hektar großen Flächen bei Kerpen in der Nachbarschaft zu Manheim-Neu angesiedelt.

Das ist insofern besonders spannend, als es sich auch, wer hätte es gewusst, bei dieser Rinderrasse um eine vom Aussterben bedrohte Art handelt. Dabei war die von begründete Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken mit der Körverordnung vom 12. September 1773 begründete Rasse, die die Verbesserung des einheimischen roten kleinen Landviehs durch Deckbullen des Simmentaler und Berner Höhenviehs verlangte, als robustes, langlebiges Dreinutzungsrind, das nicht nur Fleisch und Milch lieferte, sondern auch zur Arbeitsleistung als Zugtier diente, durchaus beliebt. Steigender Maschineneinsatz in der Landwirtschaft sowie die Anforderungen an höhere Milchleistungen haben jedoch nahezu zur Verdrängung dieser Rasse geführt. Erst 1984/85 gründete sich ein Verein zur Rückzüchtung des Glanrindes, das sich durch sein charakteristisches braunes Fell auszeichnet.

Ganz nebenher entsteht so natürlich auch ein ganz natürliches Landschaftsbild, in dem sich Wälder und Wiesen abwechseln und, wie früher oft zu beobachten, das Vieh noch auf der Weide grast. „So erhält die Region viel von dem zurück, was früher die bäuerliche Wirtschaft rund um die Bürgewälder ausgemacht hat“, erklärt Henschel.

Auf gute Nachbarschaft

Ob sich die Vorteile eines Standortwechsels bereits bei den Fledermäusen herumgesprochen haben? Wir wissen es nicht. Da aber gerade Bechsteinfledermäuse im Sommer schon mal Rundflüge von bis zu 30 Kilometer zurücklegen, wird ihnen der neue Lebensraum nicht lange verborgen sein. Und wer weiß, vielleicht heißt es dann schon bald: Leute packt die Koffer, wir ziehen um …

Und auch die Rindviecher brauchen sich vor den neuen Nachbarn nicht zu fürchten, denn Blut saugen sie nun ganz bestimmt nicht, das tun nämlich nur einige wenige Arten und leben nicht hier, sondern in Südamerika.

So, und bevor wir jetzt mal überlegen, wo im Garten wir den so überaus nützlichen Fledertieren Heim und Unterkunft anbieten können (Fliegen hat's ja im Moment so auf dem Land mehr als genug), bedanken wir uns noch für das tolle Bildmaterial: Bei der RWE für unsere "Teaser"-Fledermaus und die Glanrinder, bei Marika für die hängende Fledermaus, bei Manfred Gerber für die "Maus" bei Nacht, bei Chritha für den Winzling in der Hand und last but not least bei Thommy Weiss.



Artikel empfehlen: