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Spannende Lehrstunde am Weiler Bach


Teil des RegioGrün Masterplans sind auch der Weiler Bach und die Weiler Teiche bei Hürth-Fischenich im südwestlichen Freiraumkorridor „Zu den Villeseen“, die anders als die durch den Braunkohletagebau entstandenen Villeseen, bereits Jahrhunderte alt.  

Spannende Lehrstunde am Weiler Bach

Die Untere Landschaftsbehörde des Rhein-Erft-Kreises, die Biologische Station Bonn und die Stadt Hürth hatten um Unterstützung bei der Beseitigung des „Drüsigen Springkrautes“ und des Jakobs-Kreuzkrautes gebeten und wer trotz drückend warmer Temperaturen den Weg zum Weiler Bach auf sich nahm, den erwartete nicht nur schweißtreibendes Unkrautrupfen, sondern auch eine spannende Lehrstunde nicht nur in Sachen heimischer Flora und Fauna.

Eine Vision bekommt Kinder

Bereits in den 20er Jahren des letzen Jahrhunderts entwickelten Konrad Adenauer und Fritz Schumacher die für damalige Zeiten nahezu visionäre Vorstellung der beiden äußeren Grüngürtel rund um Köln. Ausschlaggebend war die Überlegung für die innerstädtische Bevölkerung Kölns Freiräume zur Naherholung und zur Gesundheitsförderung zu schaffen. Vor dem Hintergrund des prognostizierten weiteren Siedlungswachstums im Umfeld der Region Köln wurde das Freiraumkonzept RegioGrün entwickelt, das nicht nur die Schaffung eines Dritten Grüngürtels, sondern auch landschaftliche Freiraumkorridore vorsieht, die die beiden Grüngürtel Kölns mit dem geplanten Dritten Grüngürtel, u.a. in der Erftaue und der bewaldeten Ville, verbinden werden. Teil dieses RegioGrün Masterplans sind auch der Weiler Bach und die Weiler Teiche bei Hürth-Fischenich im südwestlichen Freiraumkorridor „Zu den Villeseen“, die anders als die durch den Braunkohletagebau entstandenen Villeseen, bereits mehrere Jahrhunderte alt und somit Zeitzeugen einer alten Kulturlandschaft sind.

Artenvielfalt fördern, landwirtschaftliche Einkommen sichern

Im Rahmen der Schaffung von Ausgleichsflächen sind in der Hanglage des Weiler Bachtales landwirtschaftlich genutzte Weideflächen entstanden. „Im Rhein-Erft-Kreis“, so erläutert der Diplom-Biologe Dr. Bernhard Arnold von der Biologischen Station Bonn, „wird relativ wenig Viehwirtschaft betrieben. Entsprechend sind in unserer Region Weideflächen nur mit einem Anteil von rund 300 bis 350 Hektar vertreten.“ Dabei stellen gerade solche offenen Flächen wichtige Lebensräume für heimische Pflanzen und einen Rückzugsort für eine Vielzahl von Tieren dar und sind somit wichtige Grundlage für eine gesunde Artenvielfalt.

Jedoch sind buntblühende Wiesen selten geworden. Um diese sozusagen wieder zu rekultivieren, werden von der Biologischen Station speziell für die hier üblichen Kräuter und Wiesenblumen eigene Saatkulturen ausgebracht. „Natürlich würde auf diesen sogenannten Fettwiesen auch die bayerische Margerite genauso wachsen wie unsere hier im Rheinland heimische“, erklärt Arnold, „allerdings blüht sie zu anderen Zeiten, weil die Temperaturen in Bayern eben andere sind als hier im Rheinland. Genau deshalb ist es also wichtig, dass wir auf Saatgut zurückgreifen können, das tatsächlich hier aus der Region stammt.“

Doch mit der Anlage einer bunten Blumenwiese ist es nicht getan, sie muss auch gepflegt, das heißt rund zwei Mal im Jahr gemäht werden und auf die fragenden Blicke der gespannt lauschenden Zuhörer erläutert er: „Gräser wachsen in der Regel höher als Kräuter. Somit nehmen sie diesen Licht und Wachstumsmöglichkeiten.“ Um eine regelmäßige Pflege und Bewirtschaftung zu ermöglichen, wurden Kooperationsverträge mit Landwirten geschlossen. So werden die Hürther Wiesen von einem aus Kerpen stammenden Landwirt gemäht, der das so entstehende Heu als Futtermittel nutzen kann.

Hübsch, aber giftig

Nicht nur das menschliche Auge freut sich an den bunt blühenden Weideflächen, auch Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen schmeckt die Artenvielfalt, liefert sie doch qualitativ hochwertiges Futter. Aber nicht alles, was gut aussieht, ist auch gesund wie zum Beispiel das gelbblühende Jakobskreuzkraut. Früher so selten, dass es in den gängigen Pflanzenbestimmungsbüchern meist noch nicht einmal aufgeführt wird, ist es seit einigen Jahren beständig auf dem Vormarsch. Das Gefährliche am Jakobskreuzkraut sind die in ihm enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide, die sich in der Leber als Giftstoffe ablagern und nicht vom Körper abgebaut werden können. Dabei reichen bei Pferden und Rindern schon geringe Mengen aus, um tödlich zu wirken. „Für Landwirte, die die ihnen zur Verfügung gestellten Weideflächen zur Futtergewinnung nutzen wollen, stellt das ein echtes Problem dar“ ,so Anja Pflanz vom Amt für Umweltschutz und Kreisplanung. „Einerseits fehlt ihnen die Zeit, um die Pflanzen zu jäten und andererseits ist das Heu als Futter schlicht unbrauchbar, wenn der Anteil von Jakobskreuzkraut zu hoch ist.“

Unerwünschter Störenfried

Ein unerwünschter Störenfried der ganz anderen Art ist das asiatische Drüsige Springkraut. Ursprünglich stammt die von weißlich über blassrosa und rosa bis tiefpurpurn blühende Pflanze, die eine Höhe von bis zu 2,5 Metern erreichen kann, aus den Höhenlagen des Himalaya, wurde aber bereits um 1839 zunächst nach England und dann nach Europa eingeführt, wo sie sich als Gartenpflanze großer Beliebtheit erfreute. Zum Problem wurde es durch seine starke Verbreitung: „Platzt die Samenkapsel auf“, erklärt Anja Pflanz, „dann kann sie ihren Samen bis zu 7 Meter weit herausschleudern und verbreitet sich somit sehr schnell über die Grenzen des Gartenzauns hinaus.“  Aufgrund seines Größenwachstums nimmt das Drüsige Springkraut anderen, hier heimischen Pflanzenarten, nicht nur Licht und die Möglichkeit der Entwicklung, vielmehr „lockt“ es durch seinen intensiven Geruch Insekten besonders stark an, wodurch andere Kräuter wie zum Beispiel das Rühr-mich-nicht-an nicht mehr bestäubt werden und so langsam aber sicher vom Aussterben bedroht sind.

Aktive Mithilfe ist gefragt

Nachhaltiger Naturschutz kann nur dann erfolgreich sein, wenn alle Akteure, also nicht nur die Gestalter von landschaftlichen Naturschutzräumen, sondern auch die Nutzer dieser Grün- und Freiflächen sich nicht nur ihrer Bedeutung bewusst sind, sondern auch verstehen, wie wichtig der Erhalt einer artenreichen Landschaft ist. Und man konnte es den zahlreichen Helfern, darunter nicht nur Anwohner des Ortsteils Fischenich, sondern auch die Damen Metternich und Schneider als Vertreterinnen der Stadt Hürth, die der Einladung der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Erft-Kreises gefolgt waren, anmerken, dass sie nicht nur gespannt zuhörten, sondern im Nachgang auch engagiert bei der Eindämmung der unerwünschten Störenfriede mithalfen, und mit Spaß bei der Sache waren, denn nur, was wir begreifen und selber hegen und pflegen wird uns als wahrer Schatz bewusst.



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