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Ich schenk meiner Liebsten ein Bäumchen


So war das Maibaumstellen ursprünglich Teil des so genannten "Mailehenbrauchs", einer Art dörflicher Partnervermittlung, die im 17. Jahrhundert entstand. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen eines Dorfes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit  

Ich schenk meiner Liebsten ein Bäumchen

„Krieg‘ ich oder krieg‘ ich nicht?“, „Tut er’s oder tut er’s nicht?“ für verheiratete Frauen wohl eher eine akademische Frage, denn nirgends, aber auch wirklich nirgends lässt sich darüber etwas finden, ob auch bereits gestandene Ehemänner so als Zeichen der Liebe ihrer Angetrauten noch einen Baum vor die Tür oder das Fenster stellen, wobei das doch auch mal eine nette Geste wäre, so als Anerkennung für die gute Ehe oder als Liebesbeweis. Aber nein, der Maibaum bleibt denen vorbehalten, die noch nicht in den Hafen der Ehe eingelaufen sind.

Frühzeitliche Partnervermittlung

Möglichkeiten jemanden kennenzulernen gibt es ja zuhauf. Im Sportverein oder der Disco oder wenn es lieber etwas anonymer möchte eben auch über die diversen Chats und Partnervermittlungen im Internet, wobei man sich hier natürlich fragen kann, ob das noch romantisch ist. Aber sei dem. Wo wir heute mal eben einen „Post“ im Netz hinterlassen, mussten die Jungs früher schon mal ein bisschen mehr leisten.

So war das Maibaumstellen ursprünglich Teil des so genannten "Mailehenbrauchs", einer Art dörflicher Partnervermittlung, die im 17. Jahrhundert entstand. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen eines Dorfes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als "Lehen", als Leihgabe übergeben, wobei die unverheirateten jungen Männer eines Dorfes die unverheirateten Mädchen ersteigerten und eben „Maipaare“ bildeten.

Der mit dem höchsten Gebot (und eben dem meisten Geld in der Tasche, also vorher wenigstens), der wurde der Maikönig und seine Liebste seine Königin. Und damit auch die Romantik nicht auf der Strecke blieb, gab es eben für die Mädels auch einen geschmückten Maibaum.

Jetzt bloß keinen Fehler machen

Da das „wilde Schlagen“ von Bäumen – ganz gleich ob nun zur holden Maienzeit oder zu Weihnachten – sowieso verboten ist und viele Bauhöfe ja obendrein so ein Bäumchen auch noch kostenlos für die Selbstabholer bereithalten, kann man ja eigentlich nicht so viel verkehrt machen. Aber warum nun ausgerechnet eine Birke und keine Buche oder Kirsche oder ein Ahorn?

Nichts Genaues weiß man nicht

Ach, manchmal ist es vielleicht doch ganz gut, dass selbst das bestinformierteste Netz nicht alles so ganz genau weiß, da bleibt doch noch ein bisschen Platz für Spekulation. Nun gehören die Birken zu den sogenannten Pionierpflanzen, will sagen, ist irgendwo ein Plätzchen zum Wachsen, gehören Birken zu den Ersten und anders als in Russland, den baltischen und skandinavischen Ländern haben sie hierzulande außer als Maibaum nur eine geringe Bedeutung. Und außerdem gehören sie zu den ersten, die Ende April schon richtig grün sind und wer wollte seiner Liebsten auch schon ein noch ziemlich dürftiges und kahles „Gestrüpp“ vor die Tür stellen?

Bunt sind alle Bäume

Zum guten Ton gehört auch, dass das Bäumchen nicht nur im eigenen Blattgrün daherkommt, sondern auch mit bunten Bändern geschmückt wird. Ob es nun für die Farben der Maibänder spezielle Bedeutungen gibt, konnten wir nun nicht herausfinden. Allgemein gelten aber die folgenden Regeln: Rot steht, wie nicht anders zu erwarten für die Liebe, Grün bedeutet Hoffnung, Blau symbolisiert Sehnsucht und Weiß die Reinheit. Zurückhalten sollten Sie sich mit Gelb oder Violett, das kann nämlich schnell missverstanden werden, steht doch Gelb (auch) für Neid und Violett neben Schwarz für Trauer.

Wer bringt, holt auch wieder ab

Damit die Angebetete auch weiß, wem sie die Liebesgabe zu verdanken hat, sollte man im Baum selber schon mal einen Hinweis auf die Urheberschaft hinterlassen – so nach dem Motto „sicher ist sicher“, wäre ja auch zu blöd, wenn sich ein anderer mit fremden Bäumchen schmücken tät. Wobei das Geheimnis, wer denn der Verehrer ist, spätestens am Ende des Wonnemonats gelüftet werden sollte, schließlich gehört es zum guten Ton, dass man dann den Baum auch wieder abholt.

Kuchen, Küsschen und ein Bier

Nun wollen wir doch hoffen, dass es auch der Richtige war, der den Baum gebracht hat. Stimmt nämlich die Chemie zwischen beiden, gibt’s von der Liebsten ein Küsschen – also spätestens jetzt – und ist der möglicherweise Zukünftige auch der Frau Schwiegermama willkommen, dann sollte sie für den Tag der Abholung sozusagen als kleine Stärkung einen Kuchen bereithalten, während der Herr Schwiegerpapa vielleicht das ein oder andere Fläschen Bier ausgibt. Sie sehen also: So ganz „privat“ und nur zwischen zwei Liebenden geht die Sache mit dem Maibaum in der Regel nicht ab.

Ein ganzes Dorf tut mit

Drunten, bei unseren Schwestern und Brüdern im Süden der Republik, geht es sowieso ein bisschen anders zu. Mag sein, dass hier und dort ein verliebter Bursche auch so ganz für sich seiner Holden ein Bäumchen stellt, aber in der Regel ist hier das Maibaumstellen eine ganz kollektive Geschichte, bei der das ganze Dorf mittut.

Da kann so ein Maibaum bis zu 30 Meter hoch sein und ein ordentliches Gewicht auf die Waage bringen. Und wenn das die Muskelkraft der Dorfgemeinschaft nicht ausreicht, darf auch schon mal ein Kran zu Hilfe genommen werden, um den Baum in die Senkrechte zu bringen. Und damit sich der Aufwand auch lohnt, bleibt er, anders als sein kleinerer Kollege meist auch den ganzen Sommer über auf dem Dorfplatz stehen.

Das geht auch ohne Baum

Ob mit oder ohne Maibaum – eine Tradition gilt für alle gleich, nämlich der Tanz in den Mai und dafür müssen Sie weder ledig, noch umworben, noch Hexe sein oder gar zum Blocksberg reisen, denn in vielen Ortschaften ringsum finden rund um den ersten Mai eine ganze Reihe von Tanzveranstaltungen statt, wo man mit seinem oder seiner Liebsten das Tanzbein schwingen kann und wer weiß, wenn sich bis dato noch nicht das Passende gefunden hat, vielleicht klappt’s ja in der „Nacht der Nächte“.

Und dann wäre da noch …

Ach, zum Mai fallen einem ja eine Menge wunderbarer Geschichten ein und natürlich nicht zuletzt die Maikäfer. Aber weil es über so viel zu berichten gibt, sparen wir uns das mal für den nächsten Bericht auf und freuen uns, wenn Sie dann wieder dabei sind!



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