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Ricke racke, ricke racke geht die Mühle mit Geknacke


Den Anfang nimmt unsere Erzählung im Jahr 1998 als Horst Engel, der des Unterhaltungsverbands Pulheimer Bach, sich das erste Mal intensiver mit den Wassermühlen am Pulheimer Bach befasste. Mindestens sieben Mühlen soll es hier gegeben haben.  

Ricke racke, ricke racke geht die Mühle mit Geknacke

Bevor wir uns Ärger mit dem Urheberrecht einholen, geben wir es gleich und unumwunden zu: Dieser Spruch stammt nicht von uns, sondern von Wilhelm Busch und gehört zum Finale der Max und Moritz’schen Streiche. Aber es passt einfach zu gut zu unserem aktuellen Thema und schon sind wir mitten drin in einer neuen, spannenden Geschichte aus dem Rhein-Erft-Kreis.

Den Anfang nimmt unsere Erzählung im Jahr 1998 als Horst Engel, der des Unterhaltungsverbands Pulheimer Bach, sich das erste Mal intensiver mit den Wassermühlen am Pulheimer Bach befasste. Mindestens sieben Mühlen soll es hier gegeben haben, doch sein an die Stadt Pulheim gerichteter Vorschlag, die großenteils ehemaligen Standorte mit Hinweisschildern auszustatten scheiterte: Zu gering sei die Zahl der historischen Dokumente, um für ausreichende Information zu sorgen. Doch Engel ließ nicht locker: Bereits im Frühjahr 2000 wurde, analog zum Mühlenkreis Minden-Lübbecke, unter dem Vorsitz von Landrat Werner Stump der Verein Erftkreis-Mühlenkreis e.V. gegründet, der mittlerweile zum „Mühlenverein Rhein-Erft-Rur e.V.“ angewachsen ist. Mit Hilfe dieses Vereins sowie der Unterstützung des „Rheinischen Mühlen-Dokumentationszentrums“ konnte der Historiker Dr. Ralf Keiner für das Projekt „Dokumentation der historischen Mühlen am Pulheimer Bach“ gewonnen werden.

Detektivischer Spürsinn ist gefragt

Nun war akribische Feinarbeit mit nahezu detektivischem Eifer angesagt, denn die Überlieferungslage für die Mühlen am Pulheimer Bach erschien zunächst äußerst dürftig. So ergab die Anfrage an das LVR-Archiv für das Rheinland, dass die entsprechenden Bestände nicht erhalten seien. Mehr Glück hatte man hingegen im Landesarchiv in Düsseldorf. Doch auch hier mussten zunächst die sogenannten Findbücher, also Dokumentationen, in denen der jeweilige Archivar Urkunden und andere Unterlagen zu einem bestimmten Thema zusammenfasst und mit einer Kennzeichnung über ihren Standort im Archiv versieht, gesichtet werden. „Gerade die älteren Findbücher“, erzählt der Historiker Dr. Ralf Kreiner, „sind zumeist noch handgeschrieben, manchmal sogar in Sütterlin und nicht immer gut lesbar. Dann muss man sich die Originalquellen aus dem Archiv kommen lassen und prüfen, ob man etwas zum Thema darin findet.“

Wahrscheinlich sind sie noch viel, viel älter

Insgesamt konnten sieben Mühlen am Pulheimer Bach nachgewiesen werden; die Älteste von ihnen, die Geyener Mühle wird bereits 962 zum ersten Mal genannt, wobei Kreiner darauf hinweist, dass nicht nur sie, sondern auch ihre „Kolleginnen“ durchaus älter sein können, denn eine erste schriftliche Nennung bezieht sich meist auf Änderungen der Rechtsverhältnisse und nicht zwingend auf die Errichtung eines Gebäudes. Auch weisen Ortsnamen wie Geyen und Glessen laut Kreiner auf einen sogar noch vorgermanischen Ursprung hin.

Leider haben nur wenige von Ihnen, nämlich die Braunsfeld (auch Fabrizius) Mühle in Glessen, die Geyener Mühle und die Pletschmühle in Pulheim dem Lauf der Zeit stand gehalten. „Nur durch Zufall fand sich bei den Erschließungsmaßnahmen des Neubaugebietes in Sinthern ein alter Schälstein“, erzählt Horst Engel, „eigentlich lag er schon zum Abtransport bereit; es ist uns aber damals gelungen ihn sozusagen zu retten. Heute steht er unweit des alten Mühlenstandortes und weist somit auf den alten Standort hin. Auch von der Olligsmühle, die zur Gewinnung von Öl diente, sind nur zwei alte Kollersteine erhalten geblieben. „Mühlen“, so der Historiker, „dienten ja nicht nur der Weiterverarbeitung von Getreide zu Mehl oder geschrotetem Viehfutter. Sie hatten vielfältige Aufgaben: So konnten mit Mühlen-Schlaghämmer seit dem Hochmittelalter auch Lumpen zu Papiermasse zerkleinert oder Waidt, ein blaues pflanzliches Farbpigment gewonnen, oder Wollstoffe durch 'Walken' verdichtet und damit veredelt werden.

Viele Geschichten ranken sich um die Mühlen

Und auch die alten Mühlteiche, die zum Aufstauen des Wassers benötigt wurden, lassen sich meist nur noch anhand von historischem Kartenmaterial nachweisen. Überliefert sind jedoch vereinzelt Geschichten, die sich im Umfeld der Mühlen zugetragen haben sollen wie die vom Sintherner Kanalschwimmer: „Früher nutzen die Kinder die Mühlteiche gern, um im Sommer dort zu schwimmen und zu plantschen“, erzählt Horst Engel, „am Standort der Sintherner Mühle verband ein tönernes Kanalrohr den Mühlteich mit dem Wasserrad. In dieses Rohr nun wurde ein Kind gespült, das sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien konnte. Die Müllerin jedoch soll veranlasst haben, dass das Rohr zur Rettung des Kindes zerschlagen wurde und, um weitere Unfälle dieser Art zu vermeiden, ist an dieser Stelle auch kein neues Rohr gelegt worden.“

Mühlen gehören wahrscheinlich zu den ältesten von Menschen entwickelten Maschinen und sind somit untrennbar mit der kulturellen Entwicklung verbunden. Sie sind somit auch Wahrzeichen der wirtschaftlichen Entwicklung in unserer Region.

Eine ganze Reihe von Dokumentationen

Mit „Pulheimer Bach“ liegt nun der erste Band einer ganzen Reihe von Dokumentationen über die Entwicklung der Mühlentechnik und deren Einsatz im Rhein-Erft-Kreis vor. Ihm wird noch zu Ende des Jahres eine technische Dokumentation über die Mühlen im Kreisgebiet folgen. Hier werden dann nicht nur die am Pulheimer Bach gelegenen Wassermühlen, sondern auch alle weiteren Mühlentypen unserer Region dokumentiert. Ein weiterer Band wird sich im kommenden Jahr ausschließlich mit der Geschichte und Technik der Gymnicher Mühle bei Erftstadt befassen.

Wer nun mehr wissen möchte und an der Dokumentation interessiert ist, wende sich an das Rheinische Mühlendokumentionszentrum (www.rmdz.de) oder an den Landschaftsverband Rheinland (www.lvr-rheinland.de).

Bilder: Rheinisches Mühlen-Dokumentationszentrum (RMDZ), Dr. Ralf Kreiner, Copyright: Mühlenverband Rhein-Erft-Rur e.V.



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