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Der Chancengeber


Auf der Suche nach Chancen besuchen wir das Christliche Jugenddorf in Frechen Bachem, immerhin nennen sie sich selbst „Die Chancengeber“, und treffen uns dort mit Markus Besserer, der den Campus seit rund neun Jahren leitet.  

Der Chancengeber

Eigentlich ist es schon spannend. Da verwenden wir wer weiß wie oft die Vokabel „Chance“ und alle wissen zwar, worum es sich so im Groben dreht, aber wer macht sich schon Gedanken über die tatsächliche Definition? Mathematisch gesehen, so lernen wir bei Wikipedia, ist eine Chance nicht mehr und nicht weniger als eine Möglichkeit, „des Eintreffens eines günstigen Ereignisses mit einer mathematischen Wahrscheinlichkeit, die größer als Null, aber kleiner als Eins, ist.“

 Größer als „Eins“

So besehen, also folgen wir der mathematischen Sicht der Dinge, dann sind Chancen anscheinend ähnlich rar gesät wie das Glück. Aber es gibt eine kleine Ausnahme, sozusagen einen Silberstreif am Horizont, günstige Gelegenheiten ergeben sich nämlich meistens dann, wenn jemand mit einer gewissen Sympathie auf uns schaut. Nur, wo finden wir die Menschen, die mit eben dieser Sympathie auf uns schauen?

Auf der Suche nach der Chance

Auf der Suche nach Chancen besuchen wir das Christliche Jugenddorf in Frechen Bachem, immerhin nennen sie sich selbst „Die Chancengeber“, und treffen uns dort mit Markus Besserer, der den Campus seit rund neun Jahren leitet. „Das CJD“ erklärt er uns, „wurde nach dem Ende des 2. Weltkriegs mit dem Ziel gegründet, entwurzelten Jugendlichen eine neue Heimat und neue Perspektiven für ihre persönliche Entwicklung zu geben.“

Aus diesen bescheidenen Anfängen hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine Institution entwickelt, die jährlich 155.000 jungen und erwachsenen Menschen Orientierung und Zukunftschancen bietet. „Unser Anspruch“, korrigiert Besserer unseren ersten Eindruck, „bezieht sich nicht nur auf junge Menschen, die aufgrund von Lernschwächen einen erhöhten Förderbedarf haben. Im Gegenteil, wir haben als der Begriff „hochbegabt“ noch nicht in Mode war, bereits Anfang der 80er Jahre in Braunschweig eine erste Förderklasse für hochbegabte Schüler und Schülerinnen eingerichtet.“

Erst kommt das Ankommen, dann die Bildung

„Sehen Sie“, erklärt uns Besserer, „es ist am Ende gleich, ob man mit dem System Schule nicht zurechtkommt, weil einem das Lernen schwer fällt oder weil man sich aufgrund von Unterforderung langweilt. Zuerst geht es immer erst einmal um den Menschen. Wer er ist und was man tun muss, damit er sich wohlfühlt.

Dabei steht der Erwerb von Bildung nicht unbedingt im Zentrum der Bemühungen. „Erst kommt das Ankommen, dann die Bildung“, sagt Besserer. „Selbstvertrauen und Beziehungsfähigkeit gehören für uns zu den Grundvoraussetzungen, um überhaupt erfolgreich sein zu können. Wenn das erst einmal stimmt, kommt der „Rest“ meist ganz von allein.“

 

Wenn eins zum anderen kommt

Da, wo das CJD vor fast 40 Jahren gerade mal mit einem Gebäude und 126 Auszubildenden angefangen hat, hat sich mittlerweile ein richtiger Campus entwickelt. Diverse Ausbildungsstätten, Wohnmöglichkeiten, eine Gärtnerei, eine Kantine, Sporthallen und –plätze und sogar eine Boulebahn, ja selbst ein Geschäft mit Friseursalon findet man hier.

Wurde damals Mitte der 70er Jahre die Einrichtung von den Nachbarn zunächst noch kritisch beäugt, pflegt man heutzutage ein harmonisches Miteinander. „Wo immer es geht, tauschen wir uns miteinander aus“, so der Chef der Frechener CJD-Niederlassung. Die Nachbarn kommen gern mal vorbei, mal vielleicht nur auf einen Kaffee in der Cafeteria oder zum Tag der offenen Tür. Und wenn es nötig ist, stellen wir auch gerne mal unsere Räume für private Feierlichkeiten zur Verfügung. So haben wir uns mittlerweile zu einer festen Einrichtung in Bachem entwickeln können.“

Aber dem nicht genug. Schon lange ist das Christliche Jugenddorf über seinen Anspruch jungen Menschen Bildung und Ausbildung zu vermitteln, hinausgewachsen. „Was ich mir vorstelle und wünsche“, erzählt Besserer, „ist ein integrativer Campus für alle – von ganz klein über jung bis alt.“ Um seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen, hat er mit seinen Mitarbeitern schon jetzt 10 Tagespflegeplätze für demenzkranke Menschen eingerichtet. „Wenn es irgendwie möglich ist, wollen wir das Angebot gerne noch ausbauen“, sagt er, um dann begeistert von seinem anderen „Kind“ zu sprechen, der Kinderpflegeeinrichtung für Kinder von 0 bis 6 Jahren zu sprechen. „Teils haben die jungen Frauen, die hier ihre Ausbildung machen, den Wunsch noch während dieser Zeit eine Familie zu gründen und da ist es doch wichtig, dass sie ihren Nachwuchs gut betreut wissen“, lächelt er, „aber natürlich ist die Einrichtung auch für andere offen.“

Der Netzwerker

In Köln mag man es „Klüngel“ nennen, in feineren Kreisen spricht man vielleicht von Nepotismus, aber mal ganz ehrlich, ohne ein gutes Netzwerk kommt man einfach nicht gut durchs Leben. Im Prinzip fängt es schon in der Nachbarschaft an. Gut gepflegt ist halb geholfen und wenn man hin und wieder Nachbars Katze hütet, kann man sich in der Regel auch verlassen, dass die eigenen Blümchen im Urlaub nicht verlassen sind.

Und was im Kleinen gilt, gilt natürlich umso mehr im Großen. So hat Besserer seit er die Leitung des CJD Frechen übernommen hat, eine Reihe von Veranstaltungen wie das Gebetsfrühstück nach dem Vorbild des amerikanischen Präsidenten, das nunmehr im 4. Jahr stattfindende Boule-Turnier oder die Tafelrunde, die von den Auszubildenden des hauswirtschaftlichen Bereichs ausgerichtet wird, eingeführt. „Eine Einrichtung wie wir kommt ohne Freunde und Förderer nicht aus“, erklärt er uns, „wir brauchen Partner aus der Wirtschaft, dem Handwerk und der Industrie, denn welchen Nutzen hätte es, wenn wir junge Menschen ausbilden, sie aber im Anschluss keinen Arbeitsplatz finden. Also sind diese Veranstaltungen einerseits ein kleines Dankeschön für ihre Unterstützung und andererseits ist es auch so, dass unsere Auszubildenden hier einmal die Möglichkeit haben, sich sozusagen vor Publikum beweisen zu können.“

Und, oh ja, das tun sie mit Bravour, viel Einsatz und Können wie wir bei der letzten Tafelrunde feststellen konnten als wir von den jungen Menschen mit einem wunderbaren Menu verwöhnt wurden.

Ein weißer Fleck weniger

Auch wenn das für Sie jetzt vielleicht merkwürdig klingen mag, aber ein Lifestyle-Magazin herauszugeben kann manchmal ganz mühselig sein, immerhin liegen die tollen Themen auch nicht immer auf der Straße, sondern wollen erst gesucht und gefunden werden. Wenn man aber im Rahmen dieser Arbeit auf Institutionen wie das Christliche Jugenddorf und Menschen wie Markus Besserer trifft, dann weiß man – wieder ist aus einem weißen Fleck ein bunter geworden und wenn man selbst vielleicht auch in der komfortablen Lage ist und nicht unbedingt die Dienste und Hilfen des CJD in Anspruch nehmen muss – es ist schön, dass es so etwas hier gibt.

 



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