×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Irgendwie hat es immer mit Musik zu tun


Seit 2005 lebt und arbeitet der Musiker Dieter Kirchenbauer in Bedburg. Wir wollten wissen, wie es kam, dass ihn sein Lebensweg nicht nur zur Musik, sondern bis in das Städtchen an der Erft gebracht hat.  

Irgendwie hat es immer mit Musik zu tun

Vielleicht haben wir unsere erste Frage nicht besonders geschickt gestellt, denn auf die Frage, ob er denn nun „berühmt“ sei, weiß Dieter Kirchenbauer keine konkrete Antwort. „Berühmt?“ fragt er zurück und winkt ab: „Es gibt eine Reihe Leute, die mich und meine Musik kennen und mögen und es gibt eine Reihe, die haben noch nie von mir gehört.“

Aber so ganz abwegig war unsere Frage am Ende wohl doch nicht, denn schließlich war es der Wunsch nach Aufmerksamkeit, der ihn zur Bühnenmusik gebracht hat. „Ich so mit ungefähr fünfzehn“, erinnert er sich, „und nicht unbedingt das, was man damals so sexy fand: Die Haare zu kurz, Sommersprossen und obendrein auch noch abstehende Ohren. Also kam ich auf die Idee, dass ich das nette Mädel aus der Parallelklasse doch mit einem Auftritt in der Schülerband beeindrucken könnte. – Hat auch geklappt.“ Er lächelt und fügt an: „auch, wenn dieser erste Auftritt wahrscheinlich grottenschlecht war.“

Ab dann gab es kein Halten mehr für Dieter Kirchenbauer. „Irgendwie war es das, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Sport war nie so mein Ding, also habe ich richtig Gitarrenunterricht genommen und hatte wohl auch Glück, dass ich einen tollen Lehrer hatte.“

Musiker ist doch kein Beruf – oder doch?

Dass er jedoch aus seinem Hobby einen Beruf machen könnte, kam für seine Eltern zunächst nicht in Frage. „Natürlich ist es für einen jungen Menschen zunächst enttäuschend, wenn Eltern augenscheinlich nicht genug Verständnis für Neigungen und Berufswünsche aufbringen“, meint er, „aber im Nachhinein kann ich es schon verstehen. Kreative Berufe sind oft schwer fassbar und zunächst stellt sich eben für Eltern die Frage, wie Kinder auf Dauer für ihren Lebensunterhalt und ihre Existenzsicherung aufkommen wollen.“ Also machte er zunächst beim schwäbischen Autobauer eine Ausbildung als Energieanlagenelektroniker, bevor er am Münchner Gitarren Institut seine Fähigkeiten als Gitarrist vertiefen konnte. „Es ist ja nicht damit getan, dass man ein Instrument beherrscht“, erklärt er uns. „Als Berufsmusiker ist man zwar Künstler, aber man muss eben auch Unternehmer sein. Dazu gehört nicht nur, dass man sich selbst vermarkten muss, man muss sich auch um seine Sozialversicherung kümmern, eine Steuererklärung ausfüllen können und eben alles leisten, was jeder Selbstständige so können muss.“

Die Beatles, Köln und das Internet

Mehr als 1000 weltweite Auftritte hat Dieter Kirchenbauer seit 1987 mit seiner Beatles Coverband „hard days night“ absolviert und wir wollen wissen, ob er denn ein ausgesprochener Beatles-Fan sei. „Natürlich sind wir, also ich und die anderen Bandmitglieder, Beatles-Fans. Aber eigentlich hat sich das, wie so vieles im Leben, mehr durch Zufall ergeben als wir anlässlich meines Umzuges aus dem Schwarzwald nach Köln zu Silvester noch eine Abschiedsparty gegeben haben und unter anderem rund 20 Minuten ein Medley mit Beatlessongs gespielt haben. Irgendwie hat das allen so viel Spaß gemacht, dass wir die Band gegründet haben“, erzählt er, „und daraus hat sich dann gleich ein erster Baustein für den Lebensunterhalt entwickelt.“

In Köln angekommen, „rutschte“ er dann in den ersten Internetboom. „So Richtung Ende der 80er Jahre herrschte eine richtige Goldgräberstimmung. Das Internet, das es vorher in dieser Form ja nicht gegeben hatte, erlebte seinen ersten Boom und auf einmal wurde überall Musik gebraucht“, erinnert er sich. „Noch bis in die 70er und 80er Jahre hinein war Musik ja hauptsächlich Ausdruck eines Lebensgefühls, aber auf einmal wurde überall Musik gebraucht.“ Er wird nachdenklich: „Auf eine gewisse Art und Weise hat sich Musik zu einer Art Zewa wisch und weg entwickelt und somit natürlich auch eine Abwertung erfahren.“ Andererseits hat der wachsende Bedarf an musikalischer Begleitung und Untermalung ihm mit seinem Tonstudio in der Roonstraße in Köln volle Auftragsbücher ermöglicht, denn nicht nur große Auftraggeber wie Daimler Benz, Lotto oder IBM, sondern auch unzählige Werbeagenturen bestellten Kompositionen und Nachvertonungen bei ihm und noch heute widmet er einen großen Teil seiner Arbeitszeit der Musikproduktion. „Für „Let’s dance“ müssen bekannte Musikstücke so umgeschrieben werden, dass sie in kurzer Zeit tanzbar sind“, erklärt er. „In der Fülle entspricht das ungefähr fünf Alben.“

Auf! … (nach) Bedburg!

Auch beim Umzug nach Bedburg hatte wie so oft „Kommissar Zufall“ seine Hand im Spiel. „Irgendwann hatte ich in Köln einen Punkt erreicht, wo ich mich fragen musste, wie lange ich zunächst nur für die Mieten arbeiten muss“, erzählt der Musiker. „Ich unterhielt nicht nur das Tonstudio, sondern auch eine Wohnung. Und meine Lebensgefährtin hatte ihre eigene Wohnung. Es lag nahe, dass wir alles zusammenlegen wollten. Also haben wir uns auf die Suche nach etwas gemacht, wo wir gemeinsam leben konnten und noch genug Platz für ein Studio war. Mit der Zeit haben wir den Kreis um Köln immer weiter gezogen. Als uns das Haus in Bedburg angeboten wurde, war für uns sofort klar, dass wir es haben wollten. Zwar war zunächst eine Kernsanierung fällig, aber der Blick auf die Erft und das Umfeld hier, das war es einfach.“

Ein Geschenk an die Stadt

„Was mir hier sofort total gut gefallen hat“, meint Dieter Kirchenbauer, „ist, dass die Leute hier von Anfang an total offen und interessiert waren. Hier gab es kein »Wir haben nichts gegen die Fremden, aber diese Fremden sind nicht von hier«. Da lag es nahe, das Leben hier so mitgestalten zu wollen wie ich es schön finde, und habe 2005 die ersten Bands eingeladen, die vor rund 500 Zuhörern auf dem Bedburger Marktplatz gespielt haben. Was daraus geworden ist, das wissen Sie ja“, lächelt er. Mittlerweile hat sich die Bedburger Musikmeile zu dem Open-Air-Festival in der Region gemausert: In diesem Jahr konnte sie neben drei Top-Acts noch unzählige weitere Bands auf rund 13 Bühnen im Stadtgebiet präsentieren. Erwähnenswert, dass Kirchenbauer sich hier mit einem ungeheuren Aufwand ehrenamtlich einbringt, aber er winkt ab: „Stellen Sie sich vor, wenn es all‘ die Ehrenamtler nicht gäbe. Ich fühle mich hier wohl und das ist eben mein Beitrag für die Stadt und die Menschen, die hier leben. Dazu kommt doch, dass sich eine normale Familie einen gemeinsamen Konzertbesuch sonst fast nicht mehr leisten kann. Die Eintrittspreise sind zwar in der Regel berechtigt, schließlich müssen Musiker ja von ihrer Musik leben können, aber es kostet schon eine Stange Geld. Hier gibt es dann einmal im Jahr die Möglichkeit, sich gratis zu unterhalten.“

Nachwuchsförderung an der Erft

Wir kommen noch einmal auf seine Anfänge als Musiker zurück. „Man muss ja nicht gleich Berufsmusiker werden, aber ein Instrument zu erlernen und selber Musik machen zu können, ist für viele Menschen ein wichtiges Hobby. Deshalb und natürlich auch mit Blick darauf, was ich mache, wenn ich mal nicht mehr selber auf der Bühne stehe, haben wir das Gitarreninstitut gegründet. Dass ich damals bei der Gitarre geblieben bin, hatte sicher auch viel mit meinem Lehrer zu tun. Ich finde es einfach wichtig, dass junge Menschen ein vernünftiges Rüstzeug mitbekommen.“

Zum Schluss kommt die Katze

Während wir mit ihm noch einen Rundgang durch sein Studio machen und dabei unzählige Gitarren bewundern, die teils Dieter Kirchenbauer selbst gehören, ihm teils von Freunden zur Pflege und Aufbewahrung übergeben worden sind, kommt seine Katze des Wegs und beginnt auf ihre ganz eigene Art lauthals zu musizieren. „Na, Räuber“, begrüßt er sie, während er sie auf den Arm nimmt und ihr über den Kopf streicht, „schon wieder Hunger?“ Wir lachen, denn uns wird klar: Nicht nur bei uns, sondern anscheinend auch im Hause Kirchenbauer hat das liebe Vieh die Nase vorn. Damit also der Studiotiger zu seinem Recht, will sagen Streicheleinheiten und Futter kommt, wird es Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Doch bevor wir uns endgültig verabschieden, drückt uns Dieter Kirchenbauer noch eine CD in die Hand: „Na dann viel Spaß beim Texten und vielleicht beim Hören“, verabschiedet er uns mit seinem typischen Kirchenbauer-Lächeln und auf dem Nachhauseweg, beim ersten Hören von „Definitiv niemals vielleicht“ dem ersten Teil der Erftserenaden, denken wir: „Wie gut, dass er damals anscheinend noch nichts von seinem gewinnenden Lächeln gewusst hat. Da wär der Welt doch echt ein Klasse-Musiker verlorengegangen worden.“

Logo Musikmeile: Stadt Bedburg



Artikel empfehlen: