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Nennen Sie mich bitte nicht „Kurator“


Heute treffen wir uns mit Ed Werner. Spätestens seit er 2012 mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet wurde, dürfte er auch weit über die Pulheimer Stadtgrenzen hinaus bekannt sein.  

Nennen Sie mich bitte nicht „Kurator“

Heute treffen wir uns mit Ed Werner. Spätestens seit er 2012 mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet wurde, dürfte er auch weit über die Pulheimer Stadtgrenzen hinaus bekannt sein.

Auf unsere Frage, wie er denn seine Tätigkeit bezeichnen würde, lautet seine Antwort kurz und bündig. „Ach, sagen wir doch einfach, ich bin Veranstalter.“ Dann lächelt er dieses typische Ed-Werner-Lächeln, das bis tief in die Augenwinkel reicht, bevor er fortfährt: „Einmal hat man mich schon als Kurator bezeichnet, aber“, er hält inne“, „das bin ich nun wirklich nicht.“

Vom Sport zur Kunst

Angefangen hat Werner seine berufliche Laufbahn jedoch weitab von den Pfaden der Kunst, nämlich im Sportbereich. „Nach meiner Ausbildung als Sportkaufmann war ich zunächst bei einer großen Warenhausgruppe als Substitutenanwärter angestellt“, erinnert er sich, „aber irgendwie war mir schon bald klar, dass ich das nicht auf Dauer machen wollte.“ Also besuchte er nach Feierabend noch die Abendschule und büffelte Betriebswirtschaftslehre, um dann ein erstes eigenes Unternehmen zu starten. „Als Sportkaufmann entwickelt man Konzepte für Sportangebote oder stellt unter anderem das ganze Equipment für eine jeweilige Sportart zusammen“, erklärt er uns. „Unter anderem habe ich Ende der 70er den Auftrag bekommen, die Ausrüstung für eine Grönlandexpedition zusammenzustellen. Das war natürlich schon etwas Besonderes.“ Ach ja, und 1. Vorsitzender des Squash Verbandes Nordrhein-Westfalen war er auch und Betreiber einer Squash-Halle im Pulheimer Gewerbegebiet.

Ein Fehltritt und auf einmal ist alles anders

Der Fehltritt des Ed Werner ereignete sich weder auf dem glatten Parkett der Diplomatie noch in anderen Verstrickungen, sondern schlicht vor einem Pulheimer Eiscafe. Diagnose: Knöchelbruch und zwar so kompliziert, dass er die nächsten drei Monate komplett in der Horizontalen verbringen musste. „In meinem Beruf, der davon lebt, dass man persönlichen Kontakt zu Kunden unterhält, rausfährt und vor Ort anwesend ist“, erinnert er sich, „eine reine Katastrophe. Nach dieser Zeit konnte ich quasi wieder von Null anfangen.“ Bitterkeit über diesen bösen Streich, den das Leben ihm damals gespielt hat, ist nicht zu spüren. „Ach, wissen Sie“, meint er achselzuckend, „so ist das eben. Es geht nicht immer alles glatt und weichgespült. Damit muss man leben, aber am Ende wächst man ja auch daran und damit.“

Die schönste Nebensache der Welt

Bis dato war Kunst für ihn zwar immer ein wichtiger Bestandteil seines Lebens, aber eben nur eine Freizeitbeschäftigung. „Sehen Sie“, meint er, „ich entstamme ja sozusagen der 68er Generation und für uns gehörte Kunst eben immer schon zum Leben dazu.“ Ausstellungen im Wallraf-Richartz-Museum oder dem Museum Ludwig standen damit ebenso auf dem Programm wie Konzerte oder Filme. Und klar, wer sich „in der Szene“ bewegt, lernt zwangsläufig auch den ein und anderen Künstler persönlich und besser kennen. „Ende der 90er Jahre“, erinnert er sich, „saß ich mit meinem Freund Oskar Berner zusammen, der sich darüber beklagte, wie schwer es sei, sich und sein Werk zu vermarkten. Und nun ja“, wieder dieses Ed-Werner-Lächeln, das uns so gut gefällt, „vermarkten und verkaufen ist ja mein Geschäft. Also wurde quasi aus einer Weinlaune heraus die Idee geboren den Verein WzK01, Wir zeigen Kunst, ins Leben zu rufen.“

Von der Schulklasse bis zum Altersheim

2001 fand dann die erste Ausstellung mit Werken von Harald Klemm, Heinz Leuse, Wolfgang Göddertz und eben Oskar Berner in den Hallen des Pulheimer Walzwerks statt. „Wir haben von der Schulklasse bis zum Altersheim alle möglichen Institutionen und Vereine angeschrieben, um auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen“, sagt Werner und fährt fort: „Wir hatten ja noch überhaupt keine Erfahrung und wenig Idee, was da auf uns zukommen würde.“ Und tatsächlich sagte auch eine Gruppe von sechs Altenheimbewohnern ihren Besuch zu. „Entsprechend haben wir für die älteren Herrschaften Kaffee und Kuchen organisiert“, erzählt er. „Der erste Herr kam rein und fing gleich erst einmal an zu weinen. Also haben wir ihn zunächst in der Sitzecke, die wir vorbereitet hatten, platziert und ihn mit Kaffee und Kuchen versorgt. Eine weitere Dame beharrte darauf, dass ein bestimmtes Kunstwerk ihr gehöre und wollte es gleich mit nach Hause nehmen. Insgesamt ist es dann beim Kaffeeklatsch geblieben, für die Kunstwerke hat sich aus dieser Gruppe keiner interessiert.“ Trotzdem schien es für die „Rentnergang“ ein abwechslungsreicher Ausflug gewesen zu sein und auch Ed Werner merkt an, dass er diese Erinnerung nicht missen möchte und entmutigt hat sie ihn auch nicht, im Gegenteil. „Auf einmal war mir klar, dass das genau das war, was ich zukünftig machen wollte, nämlich Kunst und Künstler präsentieren.“

Das Bauchgefühl entscheidet

Mittlerweile organisiert und präsentiert der Pulheimer Veranstalter, wie er sich selber bescheiden nennt, diverse Events rund um die Kunst. Ausstellungen mit bildenden Künstlern, Konzerte und Lesungen stehen auf dem Programm, teils im Walzwerk, teils im in Auferstehung begriffenen Rittergut Orr. Welche Kriterien er denn bei der Auswahl „seiner“ Künstler und Künstlerinnen zugrunde legen würde, möchten wir gerne von ihm wissen. „Ach,“ meint er, „am Ende lasse ich mich einfach von meinem Bauchgefühl leiten. Wenn mich etwas anspricht, mich berührt oder mitnimmt, dann kann ich mir vorstellen und hoffe, dass es anderen genauso geht oder gehen könnte.“ Wenn das gegeben ist, schaue ich, ob ein gesunder Ausgleich zwischen Kreativität und Ausführung besteht, denn natürlich am Ende ist auch die Kunst „nur“ ein Handwerk.

Von jungen und von etablierten Künstlern

Bedauerlich findet Werner, dass sich zu Events wie der artpul, der in der Zeit vom 19. bis 22. Juni diesen Jahres bereits zum 4. Mal stattfindenden Kunstausstellung im Pulheimer Walzwerk nur wenige junge Künstler bewerben. Dabei sind gerade sie es, die er zum Beispiel über Aushänge an den Kunsthochschulen und regelmäßigen Besuchen bei Abschlussausstellungen zu erreichen sucht. „Junge Künstler“, erläutert er, „hören noch sehr genau zu und sie sind bereit, sich selber viel mehr einzubringen. Wenn es zum Beispiel heißt, die Wand sollte besser grau gestrichen sein, dann machen die das noch selber, während die Etablierten erwarten, dass man das für sie erledigt.“

Kommen wir ins Gespräch

Wir werfen ein, dass uns das, was man gemeinhin als Einführung in die Kunst zum Beispiel im Rahmen einer Vernissage anbietet, oft mehr verunsichert als es uns hilft den jeweiligen Künstler und sein Werk zu verstehen. Er nickt: „Bei von mir organisierten Kunstausstellungen verzichte ich in der Regel darauf. Vielmehr stelle ich dem jeweiligen Künstler oder der Künstlerin zunächst fünf Fragen. Wer könnte denn besser über sich, seine Ideen und seine Intentionen Auskunft geben? Und dann darf das Publikum Fragen stellen.“ Schade ist in seinen Augen, dass viele Besucher vor genau dieser persönlichen Begegnung zurückschrecken. „Dabei ist es doch gerade das, was Ausstellungen so lebendig und reizvoll macht, dass man im persönlichen Gespräch mehr erfahren kann. Handys und Co. sind ja eine tolle Sache, aber wenn wir uns mehr auf unsere elektronischen Helfer verlassen als auf unsere eigene Wahrnehmung, dann läuft irgendetwas gewaltig falsch.“

Was noch zu wünschen bleibt

Langsam füllt sich die Weingalerie wo wir uns zum Gespräch verabredet haben und damit steigt auch der Geräuschpegel und ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir uns seit über zwei Stunden angeregt unterhalten haben, Zeit also, ihn und seine Lebensgefährtin langsam aber sicher dem wohlverdienten Feierabend zu überlassen. Eine Frage wollen wir aber zum Schluss doch noch loswerden, nämlich, was er sich von den Kunstevents der Zukunft so erwarten würde. „Oh, das ist einfach“, antwortet er, „je breiter und abwechslungsreicher, desto schöner und interessanter finde ich es. Zum Beispiel würde ich hier auch gerne Streetart-Künstler präsentieren und ja, mehr Mode, denn Kunst und Mode haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte ja immer gegenseitig beeinflusst und beflügelt.“ Jetzt ist es an uns zu strahlen, denn solange ihn nicht der Elan verlässt, dürfen wir uns wohl noch auf viele spannende und abwechslungsreiche Ausstellungen, Konzerte und Lesungen freuen.

Wir danken Ed Werner und seiner Lebensgefährtin, die sich viel Zeit für unser Gespräch genommen haben und unserem treuen Begleiter und Fotografen DWW für die Fotos.



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