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Kein Tag wie jeder andere


Wie viele andere im Land muss auch Pfarrer Christoph Hittmeyer an Weihnachten arbeiten. Um es salopp auszudrücken, muss er sogar dreifach rankrachen, denn gleich drei Christmetten und eine Krippenfeier wollen im Pfarrverband „Am Stommelerbusch“ mit ...  

Kein Tag wie jeder andere

Wie viele andere im Land muss auch Pfarrer Christoph Hittmeyer an Weihnachten arbeiten. Um es salopp auszudrücken, muss er sogar dreifach rankrachen, denn gleich drei Christmetten und eine Krippenfeier wollen im Pfarrverband „Am Stommelerbusch“ mit den Gläubigen gefeiert werden.

Weihnachten im Kreis der Familie

Hittmeyer, der als Jüngster von vier älteren Schwestern und einem Bruder aus einer großen Familie stammt, erinnert sich gern an die Weihnachtsfeste seiner Kindheit zurück. „Der Heilige Abend war natürlich immer etwas Besonderes: Das Wohnzimmer blieb fest verschlossen und am Nachmittag versammelten wir uns im oberen Zimmer, wo mein Vater die Familie auf dem Flügel begleitete, während wir Weihnachtslieder sangen, bis er dann irgendwann unter einem Vorwand das Zimmer verließ und bald darauf das Weihnachtsglöckchen läutete und uns Kinder zur Bescherung rief.“ Und selbstverständlich war auch die Christmette am Heiligen Abend fester Bestandteil der Tradition. „Natürlich ist es mir als Kind auch mal so gegangen, dass ich nicht immer voller Andacht der Messe gelauscht habe“, gesteht er ein, „ein Jahr habe ich ein großes Modellauto bekommen, einen Cadillac, das war so toll, dass ich nur an dieses Auto denken konnte und daran, wie schön es sein wird, ausgiebig damit spielen zu können.“

Der Sinn von Weihnachten

Doch die Zeiten, in denen er Weihnachten im Kreis der Familie verbringen konnte, sind schon lange vorbei. „Seit ich zum Diakon geweiht wurde, bleibt für eine Familienfeier am Heiligen Abend keine Zeit mehr, das bringt mein Beruf ebenso mit sich“, sagt er und fährt fort, „deswegen bin ich aber keineswegs einsam oder gar verlassen, ganz im Gegenteil. Gerade Weihnachten ist für viele Menschen ein Zeichen der Hoffnung. Nicht ganz ohne Grund hat man das Weihnachtsfest und somit Christi Geburt auf die Tage nach der Wintersonnenwende gelegt – die längste Nacht des Jahres ist vorbei und langsam, ganz langsam aber sicher wird es wieder heller werden. Gottesdienst ist ja auch eine Feier, nur ist der Kreis dann größer.“

Dass der eigentliche Sinn von Weihnachten immer mehr an Bedeutung verliert, glaubt er nicht. „In der Weihnachtszeit hört man ja im Radio oder Fernsehen immer wieder die absonderlichsten Antworten auf die Frage nach der Herkunft des Weihnachtsfestes, aber ich glaube nicht, so dass so viele Leute nicht mehr wissen, woher unser Weihnachtsfest stammt.“

An Weihnachten sind die Kirchen noch immer voll

Im aktuellen Pfarrbrief können wir nachlesen, dass die Kirchen immer leerer werden. Durchschnittlich besuchen noch 12,4 % der Katholiken regelmäßig die Sonntagsmesse, im Pfarrverband „Am Stommelerbusch“ sind es in der Regel sogar noch weniger, nämlich nur 8% Prozent, die regelmäßig am Sonntag in die Kirche gehen. Wir fragen ihn, warum dann ausgerechnet an Weihnachten trotzdem so viele Menschen den Weg in die ansonsten augenscheinlich so fernen Gotteshäuser nehmen. Er überlegt kurz bevor er antwortet: „Die Geburt eines Kindes ist ja immer auch ein Neuanfang und mit Hoffnung auf ein neues Leben verbunden. Mit Jesus ist hat sich diese Hoffnung dann noch einmal vergrößert. Liturgisch gesehen hat zwar das Osterfest und die Auferstehung die größere Wichtigkeit, denn ohne diese wäre Weihnachten zwar ein Geburtstagsfest, aber nicht mehr, trotzdem erscheint vielen Menschen Christi Geburt greifbarer und verständlicher. Ich glaube, dass es vielen Gläubigen ein Bedürfnis ist, dem Weihnachtsfest mit dem Besuch einer Christmette seinen ursprünglichen Sinn zu erhalten.“ Ob es ihn denn nicht ärgern würde, dass viele Menschen ausschließlich zu Weihnachten in die Kirche kämen, während sie ihr den Rest des Jahres fernblieben, möchten wir von ihm wissen. Die Antwort auf unsere Frage fällt ihm nicht schwer: „Nein“, sagt er und er erzählt uns von einer Begebenheit, die er neulich in der Kindermesse hatte. „In einer der Messen für die Kommunionskinder sang auch der Kirchenchor und ich fragte mich, ob es wirklich eine gute Idee sei, einen Kindergottesdienst mit dem Kirchenchor zu kombinieren, bis mir ein kleiner Junge auffiel, der völlig gebannt einem Choral lauschte. Sehen Sie“, er lächelt, „allein für diesen einen kleinen Jungen hat es sich gelohnt.“

Immer Gleich und doch anders

„Wir feiern seit über 2000 Jahren Weihnachten“, überlegen wir laut, „und seit dem 2. Vatikanischem Konzil und der Neuauflage des Messbuches 1970 sind auch schon wieder 40 Jahre vergangen – geht da nicht auch ein Weihnachtsgottesdienst in Routine über?“ „Möglich“, antwortet er, „aber das ist ja in das Ermessen des einzelnen Priesters gelegt. Natürlich feiern wir prinzipiell immer das Gleiche, aber was wir daraus machen, welche aktuellen Anknüpfungspunkte wir Jahr für Jahr finden, ist ja etwas Anderes.“ Seine Weihnachtspredigt hat er bereits fertig, drei Mal wird er sie am Heiligen Abend halten. Aber auch hier gilt für ihn: Gleich und doch anders. „Sehen Sie“, sagt er, „ich bin ja kein Schauspieler, der eine auswendig gelernte Rolle vorträgt. In jeder Gemeinde und jeder Messe begegne ich anderen Menschen. Von Messe zu Messe und Kirche zu Kirche ist auch die Stimmung eine andere. Natürlich bleibe ich bei dem von mir gewählten Thema, aber trotzdem sind durchaus Variationen möglich.“ 

Weihnachtswünsche

Einer der berühmtesten Weihnachtswünsche ist wohl der nach „Friede den Menschen auf Erden“, aber ob es denn noch einen anderen Weihnachtswunsch gäbe, den er mit auf den Weg geben wolle. „Vielleicht“, überlegt er, „ein wenig mehr Achtsamkeit und Wertschätzung für die Dinge, die wir haben und ein wenig Entschleunigung.“ Und dann erzählt er, dass er mit Hilfe von Astrid Flock, die in Stommeln die Familienbäckerei Flock führt, seinen ersten Stollen für die Versöhnungsgottesdienste backen wird. „Ob mir das wirklich gelingen wird, weiß ich nicht, aber ich will es wenigstens versuchen und so den Gemeindemitgliedern ein Zeichen der Wertschätzung entgegenbringen, indem ich ein wenig Zeit aufbringe und mich bemühe mit eigenen Händen etwas für sie zu schaffen.“

Am Ende eines langen Tages

Spät wird es werden, bevor Christoph Hittmeyer seinen Arbeitstag am 24. Dezember als beendet betrachten kann, denn die letzte Messe in Sankt Hubertus in Sinnersdorf wird erst um 22.30 Uhr beginnen. „Wenn ich dann nach Hause komme, werde ich wahrscheinlich noch eine späte Runde mit meinem Schäferhund Xeno drehen, um etwas durchzupusten“, erzählt er. Erst am 2. Weihnachtsfeiertag wird er dann Zeit für die Familie finden. „Mittags gehe ich dann mit meiner Mutter und meiner Tante essen, bevor wir nachmittags gemeinsam noch meine Schwester besuchen“, schmunzelt er. „Also ganz ohne Familie werde auch ich an Weihnachten nicht sein.“

Fotos: Rolf-Herbert Peters



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