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Sind Lehrer Menschen mit Sendungsbewusstsein, Herr Heppner?


Wie es funktioniert, hat er nicht verraten, aber möglicherweise liegt es daran, dass er zwar kein „Sendungsbewusstsein“, dafür aber jede Menge Freude am Umgang mit jungen Menschen hat. Sei dem drum: Gäbe es mehr Lehrer à la Heppner – bestimmt würde ...  

Sind Lehrer Menschen mit Sendungsbewusstsein, Herr Heppner?

In der Regel sind sie besser als ihr Ruf. Dieser Spruch dürfte sowohl auf „die“ Jugend wie auch auf „die“ Lehrer zutreffen. Auch wenn man in der Regel bereits mittags seinen Dienst in der Schule quittieren kann und über ausreichend Ferien verfügt, einen leichten Job hat man als Lehrer heutzutage nicht mehr unbedingt. Muss man also ein gewisses Maß an Sendungsbewusstsein haben, um sich Tag ein Tag aus mit mehr oder minder gelangweilten Schülern und zuweilen aufgeregten Eltern zu beschäftigen?

Dietrich Heppner, der seit 1978 als Lehrer tätig ist und seit 16 Jahren an der Arthur-Koepchen-Realschule in Pulheim-Brauweiler Mathematik, Sport und Geschichte unterrichtet, winkt ab: „Sendungsbewusstsein? Nein, ich glaube weniger. Ich denke eher, egal, welchen Beruf man im Leben ergreift, wichtig ist, dass man das, was man tut, mit Freude tut.“

Schon während seiner Zeit in der Bundeswehr war er als Ausbilder tätig. „Jungen Menschen etwas zu vermitteln, Ihnen etwas beizubringen hat mir schon damals ungeheuer viel Spaß gemacht“, erzählt er, „aber letztendlich wollte ich lieber jüngere Menschen unterrichten. Mit Anfang 20 ist der Mensch schon ziemlich „fertig“, wenn Sie verstehen was ich meine. Grundlegende Werte kann man in diesem Alter nur noch schwer vermitteln und ich fand und finde es immer noch wichtig, nicht nur Lehrstoff zu vermitteln, sondern den Schülern noch ganz andere Werte beizubringen.“

Auch Schule hat sich verändert

Wir denken an unsere lange zurückliegende Schulzeit: Haben unsere Lehrer auch versucht uns Werte zu vermitteln statt nur Wissen? Und wenn ja, welche waren es und sind sie überhaupt damit bei uns angekommen? Also entweder ist es zu lange her oder wir haben (wie so oft) nicht aufgepasst – wir wissen es nicht mehr und wollen mehr erfahren. „Schule und die Ansprüche, die an Schule gestellt werden, haben sich seit Beginn meiner Berufstätigkeit enorm verändert“, erläutert Dietrich Heppner. „Familien funktionieren nicht mehr wie früher, wo der Mann arbeiten ging und die Frau den Haushalt führte. Heute wird in vielen Familien maximal eine Mahlzeit in der Woche gemeinsam eingenommen. Das hat Folgen, nicht nur für das Familien, das spüren wir auch in der Schule.“ Unserem ratlosen Gesicht sieht er an, dass wir nicht sofort folgen können und fährt fort: „Es ist doch so: Gemeinsam zu essen ist doch mehr als nur, dass alle satt werden. Damit es funktioniert müssen eine Menge Regeln befolgt werden. Man muss sich auf etwas einigen, vielleicht beim Kochen oder Tischdecken helfen, pünktlich sein und so weiter. Im Prinzip sind das einfach nur grundlegende Regeln, wenn Menschen etwas gemeinsam tun, egal ob Familie, Verein oder eben wie hier Schule. Aber wie gesagt, dass wir weniger und wir müssen öfter sozusagen von „null“ anfangen.“

Im Grunde ist alles ganz einfach

Nun verdienen wir unser Geld zwar nicht als Lehrer, aber erziehungstechnisch stehen wir doch in der Pflicht und ein paar Ratschläge von einem Profi wären im Umgang mit einer Heranwachsenden nicht zu verachten, also fragen wir nach. „Das ganze predigen bringt nicht wirklich was“, so der erfahrene Pädagoge. „Man muss es einfach leben. Wenn ich von meinen Schülern verlange, dass sie pünktlich zum Unterricht erscheinen, kann es nicht gehen, dass ich selber zu spät komme. Wenn ich mit ihnen Vereinbarungen treffe, dann muss ich der Erste sein, der sich daran hält.“ Und noch etwas hält er für wichtig: Leistung muss anerkannt werden. Nicht jeder ist zum Beispiel ein sportliches Ass, aber er will den Willen sehen. „Ich finde es nicht so wichtig, ob man etwas auf Anhieb versteht oder kann. Was ich sehen will, ist, dass meine Schüler und Schülerinnen sich bemühen. Auch den Leistungswillen kann und muss man honorieren. Ich glaube, dass ist der einfachste und beste Weg Menschen anzuspornen.“

Den Zappelphilip hat es immer schon gegeben

Wir werfen ein, dass die Zahl der Kinder, die unter krankheitsbedingten Defiziten leiden, immer größer wird. Allein von 2004 bis 2007 ist die Zahl der ADS-Diagnosen um 50% angestiegen. Wie wird man als Lehrer damit fertig? Dietrich Heppner muss nicht lange überlegen. „Bei mir gibt es keine ADS-Fälle“, sagt er und schmunzelt. Wir staunen: „Haben Sie ein Geheimrezept gegen Zappelphilip und Co.?“ wollen wir wissen. „Nein, natürlich habe ich das nicht“, winkt er ab. Es ist völlig normal, dass es Kinder gibt, die erheblich größere Schwierigkeiten haben sich zu konzentrieren und dem Unterricht zu folgen. Aber eine Schulstunde dauert bekanntlich nur 45 Minuten. Dann gibt es eine Pause von 5 Minuten. Ich fordere von den Kindern einfach, dass sich während dieser 45 Minuten Mühe geben und meistens funktioniert das.“ Und wenn nicht? „Dann übe ich grundsätzlich Kritik an der Sache. Es ist ja nicht der Mensch, der schlecht ist oder was auch immer, es ist sein Verhalten und das kann er in der Regel ändern. Gerade im Umgang mit jungen Menschen ist es wichtig, das immer wieder klar zu machen.“

„Strafen“ müssen nicht wehtun, sie müssen Sinn machen

Warum wir an einem Samstag das Vergnügen haben, Dietrich Heppner im Rahmen einer „Samstags-AG“ zu besuchen, tut nichts zur Sache, wir waren es jedenfalls nicht, die etwas auf dem Kerbholz haben. Schon als wir kurz nach neun Uhr das Schulgelände betreten sehen wir etliche Schüler, die, mit Greifzangen und Tüten ausgerüstet, eifrig Papier und andere Hinterlassenschaften ihrer Mitschüler aufsammeln. Gerade sind zwei weitere Schülerinnen eingetrudelt, die von dem Lehrer mit den Worten „Los, zeigt mal eure Hände her“, begrüßt werden. Mit einem Blick auf die lackierten Fingernägel heißt es: „Kein Problem, dann gebe ich euch eben Gummihandschuhe.“ Und dann werden die beiden, ausgestattet mit Handfegern und einem Wassereimer losgeschickt, um die Fensterbänke zu reinigen. Wir staunen als die beiden ohne zu murren abziehen, anscheinend macht es ihnen und auch ihren „Mitgefangenen“ nicht allzu viel aus, um ihr Wochenend-Ausschlafen gebracht worden zu sein.

„Wenn Schüler Mist machen, dann muss das natürlich Konsequenzen haben“, erklärt uns Dietrich Heppner, „aber von Strafen an sich halte ich nichts. Wenn sie aber Samstags in die Schule müssen, während alle anderen ihr freies Wochenende genießen können, um hier das Schulgelände sauberzumachen, dann tun sie nicht nur etwas Sinnvolles, sie lernen hoffentlich auch, dass diese Aktionen nicht nötig wären, würden alle auf mehr Ordnung und Sauberkeit achten. Ob es wirklich nutzt“, er hält inne und lächelt, „wer will das schon wissen. Aber auf alle Fälle ist es am Montag hier sauber.“

Zwischen Spaß und Respekt

In den Jahren, in denen die eigene Tochter mittlerweile diverse Schulbänke gedrückt hat, sind uns natürlich etliche Vertreter des Lehrerstandes begegnet. Engagierte Lehrer, strenge Lehrer und natürlich auch welche, von denen wir den Eindruck hatten, dass ihr Beruf nur wenig mit Berufung zu tun hat. Wie gesagt, Lehrer sind in der Regel besser als ihr Ruf, wir selber wollen uns nicht beklagen. Aber dennoch: Dietrich Heppner scheint eine Ausnahme zu sein. Wir denken mal wieder zurück und überlegen: Wie war das denn zu unserer Schulzeit? Da gab es das Modell „streng aber gerecht“, damit konnte man gut leben. Und dann gab es noch die, vor denen man keinen Respekt hatte. Da konnte man zwar nahezu Unsinn machen, aber beliebt war dieses Modell nicht wirklich. Und einen, der Spaß und Kameradschaft mit Respekt zu verbinden wusste? Keine Erinnerung.

Es scheint also das Geheimrezept von Dietrich Heppner zu sein. Wie es funktioniert, hat er nicht verraten, aber möglicherweise liegt es daran, dass er zwar kein „Sendungsbewusstsein“, dafür aber jede Menge Freude am Umgang mit jungen Menschen hat.

Sei dem drum: Gäbe es mehr Lehrer à la Heppner – bestimmt würde Schule richtig viel (mehr) Spaß machen.

Fotos: DWW



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