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Nun reden Sie doch mal …


Er erwischt uns auf dem falschen Fuß. Eigentlich ist es schließlich unser Job Fragen zu stellen und die Antworten dann wiederum in Frage … Und nun sollen wir darüber nachdenken, was wir wollen?  

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Nun reden Sie doch mal …

Neugier ist ja eine typische und zumeist chronische Berufskrankheit von Journalisten. Also haben wir uns, auch wenn uns sonst „Politik“ nicht so wirklich interessiert, mit Peter auf der Landwehr, dem SPD-Kandidaten für das Bürgermeisteramt der Stadt Pulheim zum Kaffee verabredet.

Wir sind gespannt, was er uns „anbieten“ wird, mit welchen Wahlversprechen er uns überzeugen will. Und dann kommt – außer einem netten Austausch von Höflichkeiten über das vergangene Woche und das Wetter erst mal – nichts. Wie bitte? Wann fängt der Mann denn nun endlich an, seine Wahlkampfreden zu halten?

Ja, wo gibt's denn so was?

Also fangen wir an und wollen unsere Fragen an ihn loswerden, er aber schüttelt freundlich, aber bestimmt den Kopf. „Ich würde es gerne einfach mal umdrehen“, sagt er dann und fängt an zu lächeln als er unsere verblüffte Miene sieht. „Was ich für Pulheim erreichen will und was ich, würde ich Bürgermeister werden, gerne anders, möglicherweise tatsächlich besser machen würde, das weiß ich“, erklärt er uns, „viel wichtiger aber ist, was Sie erwarten.“ Hä? Ja, wo gibt’s denn so was?

Er erwischt uns auf dem falschen Fuß. Eigentlich ist es schließlich unser Job Fragen zu stellen und die Antworten dann wiederum in Frage … Und nun sollen wir darüber nachdenken, was wir wollen?

Es ist ja nicht nur "meine" Stadt

„Ja“, sagt er. „Bei meinen Besuchsrunden frage ich die Leute mittlerweile, was Sie tun würden, wenn sie Bürgermeister wären. Es ist schließlich nicht nur „meine“ Stadt.“ Und fährt fort: „Schauen Sie, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, der Blick über den Tellerrand ist nicht einfach. Als Familienvater von drei heranwachsenden Kindern, weiß ich in etwa, was meine Kinder brauchen und ich habe genügend Erfahrung, um zu wissen, was Familien mit kleinen Kindern brauchen. Aber was ist mit Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter? Welche Wünsche und Ansprüche hat die Generation 60+? Also frage ich halt, statt das übliche Wahlkampfprogramm abzuspulen.“

Wir sind es nicht gewohnt, dass man uns fragt und sozusagen unseren „Job“ machen will. Also haken wir doch noch mal nach. Irgendwelche Vorstellungen muss er doch haben, man kandidiert doch nicht, wenn man keine Idee, kein Programm hat. „Sicher habe ich so meine Vorstellungen“, gibt er dann doch zu. „Nehmen Sie mal die Pulheimer Innenstadt. Junge Leute finden Sie da so gut wie gar nicht. Mir schwebt vor, mit den Geschäftsleuten rund um den Marktplatz zu sprechen. Würde jeder von ihnen nur ein bisschen Geld in die Hand nehmen, könnte man zum Beispiel für ein öffentliches WLAN-Netz sorgen und so schon mal einen Anfang starten, um die City auch für die Jugend etwas attraktiver zu gestalten. Dann würden sich unter Umständen auch Anbieter ansiedeln, deren Angebot sich mit dem Geschmack der Jugend trifft und sie müssten nicht mehr unbedingt für jeden Einkauf nach Köln fahren.“

Langsam kommt Schwung in die Sache

Aha, nun bringen wir ihn doch zum Reden. Langsam wird er warm. „Wohnungen“, meint er dann, um gleich einzuschränken. „Dabei meine ich nicht – obwohl ich ja Sozialdemokrat bin –sozialen Wohnungsbau, sondern überhaupt Wohnungen. Junge Leute, Berufsanfänger oder vielleicht auch ältere, wollen oder brauchen nicht unbedingt ein Einfamilienhaus. Aber Wohnungen sind knapp in der Stadt. Da müsste mehr dran getan werden.“

Gut, da geht doch was. Und die Landesgartenschau? Ein Thema, das sicher nicht nur uns interessiert.  „Wollen Sie die Kurz- oder die Langfassung?“ fragt er zurück. Mit Blick auf die Uhr und unsere am Ende doch wieder knapp bemessene Zeit entscheiden wir uns für die Kurzform und er nickt, auch ihm scheint die Zeit unter den Nägeln zu brennen. „Ich bin auf alle Fälle dafür, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben“, meint er dann. „Allein schon, dass eine erfahrene Agentur die Ideen und Vorschläge, die bisher zusammengetragen worden sind, auf den Prüfstand stellen würde, hat eine Menge Potential, dass wir wirklich ein Bild darüber gewinnen, wo es noch fehlt und wo wir aktiv werden müssen, um für mehr Lebensqualität zu sorgen.“

Ohne Mut bewegt sich nie was

Unsere Tassen sind schon leer und von den Croissants sind auch nur noch ein paar Krümel auf den Tellern geblieben, aber bevor wir uns wieder an die heimischen Schreibtische begeben, wollen wir noch eine letzte Frage loswerden. „Bürgermeister“, überlegen wir laut, „wie wäre es, wenn Sie tatsächlich gewählt würden und dann nach fünf Jahren doch den Platz für einen anderen Kandidaten räumen müssten?“ Er zuckt mit den Achseln. „Ach wissen Sie, das ist im Leben halt so. Wenn ich gewählt würde, müsste ich meine jetzige Anstellung natürlich aufgeben und könnte nach Ablauf der Amtszeit auch nicht mehr meinen Arbeitsplatz beanspruchen. Aber ein bisschen Mut muss man schon mitbringen, sonst würde sich ja nie etwas bewegen.“

Gut, Herr auf der Landwehr. Dann bewegen wir uns mal, Sie an Ihre und wir an unsere Arbeit – was in dem Fall heißt, dass wir uns noch sozusagen im Selbstversuch – auf das Brett, das für manche die Welt bedeutet, begeben wollen, um hinterher über Freud' und Leid des Skateboardfahrens zu berichten.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Peter auf der Landwehr



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