×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Einhundert + x


Gut, da haben wir also rund 100 Künstler aus Deutschland und Europa und mitten drin – Syrien, genau genommen die art’pu:lspot, eine Sonderschau mit Werken von insgesamt 10 syrischen Künstlerinnen und Künstlern.  

Einhundert + x

Dieses Jahr geht die art’pu:l also in die 5. Runde. Wer sie kennt, der schätzt sie: Den vielfältigen Mix von Künstlern aus der Region und von woanders, von Fotografie, Installation, Malerei, Skulptur und Zeichnung und das alles präsentiert in den wunderbar nahezu authentischen Industriehallen im Walzwerk, wo noch bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Rohre und kaltgewalztes Bandeisen hergestellt wurden.

Von - für

Als die „Macher“ der art’pu:l vor eben besagten 5 Jahren zum ersten Mal antraten, war ihr klares Bekenntnis: Wir als (selber) Künstler, wollen eine Kunstausstellung für und mit Künstlern gestalten. Für und mit, das heißt in erster Linie bezahlbaren Ausstellungsraum anzubieten und somit auch Kunstschaffenden, die entweder noch nicht von einem Galeristen vertreten werden oder denen es am nötigen „Kleingeld“ mangelt, die Möglichkeit zu geben, sich und ihr Werk der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Nach Geld fragt man nicht

Komisch, da kennen wir haufenweise Sprichwörter, die doch alle vermitteln wie wichtig uns das Geld ist und mal ehrlich, seit der Mensch der Tauschgesellschaft entwachsen ist, geht eigentlich nichts mehr ohne, nur drüber reden, das tun wir nicht so gern, irgendwie scheint es sich einfach nicht zu gehören. Entsprechend haben wir auch nicht danach gefragt, was denn am Ende der Veranstaltung so übrig bleibt, aber nachdenkenswert ist es schon. Andersherum wird die Sache nämlich interessant. Da zahlen die ausgewählten für die Dauer von vier Tagen eine Ausstellungsgebühr von 250,- Euro, nicht viel also. Eine Vermittlungsprovision wie sie im Rahmen von Verkäufen bei großen Kunstevents auch schon mal üblich ist, gibt es hier auch nicht. Und ja, aber das wissen Sie ja, den Eintrittspreis von 8 beziehungsweise 5 Euro (ermäßigt) kann man eigentlich auch nur moderat nennen. Bedenkt man nun den Aufwand, den man betreiben muss, um ein solches Event in Szene zu setzen, dann kann man eigentlich nur sagen: Da steckt eine Menge Idealismus und Engagement hinter – nicht nur von und für Künstler, sondern auch für die Besucher, die hier die Möglichkeit haben, sich nahezu barrierefrei der Kunst zu nähern.

Mal drüber nachgedacht? Wie kommt das Bild an die Wand

Mit einer Kunstausstellung ist es so ähnlich (pardon, aber stimmt doch) wie mit einem guten Essen. Am Anfang steht die Idee und dann die „Beschaffung“. Also heißt es zunächst im In- und Ausland die Bewerbungsunterlagen zu veröffentlichen, um ein möglichst breites Spektrum an Künstlern zu erreichen. Fassen wir uns kurz: Über 300 Bewerbungen à jeweils 5 Bilder von Kunstwerken aller Darstellungsformen und Kunstgattungen haben die Jury erreicht. Das macht über den Daumen gepeilt 1.500 Werke, die zunächst von jedem Mitglied der Jury einzeln begutachtet werden wollen, bevor man sich gemeinschaftlich auf eine Auswahl einigen kann.

100 Künstler – 100 Seelchen

Ob nun Künstler per se als besonders sensibel oder gar anspruchsvoll zu betrachten sind, mag ja dahingestellt sein, aber natürlich haben sie – wie ja eigentlich jeder von uns – so ihre eigenen Befindlichkeiten. Der eine braucht vielleicht eine preiswerte Unterkunft, der andere Hilfe beim Transport oder Aufbau seiner Werke, der Dritte … Es kommt eben das eine zum anderen und am Ende eine Menge Arbeit zusammen. Da haben wir bisher weder vom Katalog, der ja schließlich auch noch zusammengestellt, layoutet und in Druck gegeben werden will und der obligatorischen Pressearbeit noch gar nicht geredet.

Und warum erzählen wir Ihnen das alles?

Ganz einfach, weil wir der Meinung sind, dass man bei allen „Ahs“ und „Ohs“, die einem das ein und andere Kunstwerk berechtigter Weise abringt, eben auch nicht aus den Augen verlieren sollte, dass allein schon das Organisieren einer solchen Ausstellung eine Kunst für sich ist und sich somit auch Anerkennung und Lob verdient hat.

Syrien ist überall

Gut, da haben wir also rund 100 Künstler aus Deutschland und Europa und mitten drin – Syrien, genau genommen die art’pu:lspot, eine Sonderschau mit Werken von insgesamt 10 syrischen Künstlerinnen und Künstlern. Nun ist das Land, das nur halb so groß ist wie Deutschland, seit Beginn des Bürgerkrieges 2011 in aller Welt in aller Munde. Aber mal ehrlich, was wissen wir schon von den Menschen, die dort leben und selbst von denen, die es zu uns verschlagen hat?

Mit der Sonderausstellung wollen die Kuratoren Fragen nachgehen wie „Verändert Migration die Kunst?“ Oder „Verändern Künstlerinnen und Künstler mit ihrer Migration die Kunst des Aufnahmelandes?“ Wenn Ihnen diese Überlegungen zu akademisch erscheinen mögen, dann versuchen Sie es doch mal mit diesem Ansatz: Egal wo und unter welchen Umständen Menschen die Erde bevölkern, egal, ob sie „weiß“ sind oder „gelb“ oder „schwarz“ oder „rot“, verbindet uns die Liebe zur Kunst und die Fähigkeit zu träumen. Oder wie es Abdulhamid Abdalla auf den Punkt bringt: „Wenn ich mit dem Malen beginne, dann wird ein Gatter geöffnet und die darin eingepferchten Pferde galoppieren hinaus in die Freiheit.“

Und auch wenn wir selbst von uns glauben, dass uns die Fähigkeit zum Künstler nicht gegeben ist, das Gatter in unserem Kopf, um unsere Gedanken frei galoppieren zu lassen, das dürfte uns doch beim Betrachten des ein und anderen Bildes dann doch gelingen.

Der Worte sind genug gewechselt,

nun lasst uns endlich Bilder sehen (und auch Skulpturen und Installationen und Fotografien und …). Und genug zu entdecken gibt es ja auf alle Fälle, denn auch in diesem Jahr hat Rüdiger Schmidt-Holzmann, der Geschäftsleiter des Walzwerks, alles nur Mögliche getan, um möglichst viel und spannende Ausstellungsfläche zur Verfügung zu stellen.

Wer nicht sehen will

Irgendwann ist beim besten Willen die Grenze der Aufnahmefähigkeit erschöpft, genug gesehen, genug gestaunt. Dann wird es Zeit für eine Pause. Und was würde sich im Rahmen eines solchen Events besser eignen als sich mal ganz entspannt zurückzulehnen und sich eins auf die Ohren zu gönnen?

Von „Considermedeaf“ (= halte mich für taub???) mit frei improvisierter Musik mit Elementen aus der Noise- und Ambiente-Musik über Folk, Pop und Blues von der „M. Borgard Band“, Improvisationen und Kompositionen „Ohne Titel“ bis hin zu Jazz, interpretiert von „Apollon-1“ – für Überraschung ist gesorgt oder wie es im Ausstellungskatalog heißt: „Lassen Sie sich gerne darauf ein, gängige Hör- und Sehgewohnheiten zu durchbrechen und ihnen neue hinzuzufügen.“

Wir haben fertig

So, dem haben wir jetzt nicht mehr viel hinzuzufügen. Wir werden uns sehen oder?


Die art’pu:l öffnet mit der Vernissage am Donnerstag, 04.06.2015 um 19.00 Uhr – wo auch der von der Stadt Pulheim ausgelobte Kunstpreis in Höhe von 500,- Euro verliehen wird und kann auch am Freitag (16 bis 22h), Samstag (11 – 20h) und Sonntag (11 – 18h) noch besucht und bestaunt werden.

 

Wir danken DWW für die Bilder von der art'pu:l; Katharina Wieland-Müller für die "Straße ins Nirgendwo" in Syrien I-Vista für's Geld und Uschi Dreiucker für das Klavier. Und das Logo haben wir dem Katalog der art'pu:l entliehen. Dank an alle!



Artikel empfehlen: