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Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Anschauen, abschalten – abdriften


Ich lasse mich einfangen, könnte stundenlang vor nur einem Bild – zartem Birkengehölz – stehenbleiben und mir den Frühling im Baltikum träumen. Nur, dass mir langsam die Füße wehtun und ich bedauere, keinen Stuhl vorzufinden, auf dem ich mich gemütlich ..  

Anschauen, abschalten – abdriften

Vernissagen haben ja irgendwie immer etwas Nettes an sich: Man trifft andere Leute, meistens sogar die Künstlerin oder den Künstler höchstselbst gleich auch und in der Regel gibt’s obendrein auch noch „Jet zo müffele un zo süffele“. Der Haken an der Sache – eigentlich lenkt mich all‘ das nur von dem ab, warum ich doch eigentlich gekommen bin, nämlich den Bildern.

Also schnüre ich für’s Erste einmal die Wände entlang und verschaffe mir einen groben Überblick, grüße dabei mal in die eine mal in die andere Richtung und fehle auch nicht als es heißt: Bitte alle in den großen Sitzungssaal des Kreistages. Und ja, tatsächlich macht das Ganze doch mehr Spaß als gedacht, denn statt einer geschwollenen und für meine Ohren meist unverständliche Ansprache eines berufenen Kunstsachverständigen gibt’s diesmal ein nettes Interview mit Lioba Genske und somit doch den ein und anderen Einblick in die tatsächliche Denke der Künstlerin und auch die Gesangseinlage von Sabine Falter macht ja eigentlich viel Freude, warum also mussten Sie so lange auf meinen Bericht warten?

Da sitz ich nun

Also sitze ich am nächsten Tag am Computer und versuche einen geschmeidigen Bericht zu verfassen über Lioba Genske, die Vernissage, die Bilder … und ich sitze auch noch am nächsten Tag und am übernächsten und der Bildschirm bleibt weiß …


Ich google in der Hoffnung noch ein wenig mehr in Erfahrung zu bringen, aber die Informationen, die ich dieser wunderbaren weltweiten Netzwelt entlocke, sind spärlich. Wann und wo geboren, wann und wo studiert und dass sie seit gefühlten Ewigkeiten in Köln lebt und arbeitet. Wollen Sie das wissen? Wird Sie das in die Kreishausgalerie locken? Eben – deshalb schenke ich mir das.

Aufgeben und hinfahren

Irgendwann gebe ich auf, strecke die Waffen, äh die Finger und greife nicht in die Tasten, sondern zum Autoschlüssel – auf nach Bergheim. Für mich ist das Kreishaus ja auch nach dem xten Besuch immer noch das Haus, das mich in die Irre führt, zu viele Ebenen, zu viele Gänge, zu viele Zimmertüren. Das hat aber wohl auch sein Gutes, denn so verirren sich nur wenig Menschen in den hinteren Teil, die Kreishausgalerie und ich habe die Bilder quasi ganz für mich.

Meditation in Öl

Ich lasse mich einfangen, könnte stundenlang vor nur einem Bild – zartem Birkengehölz – stehenbleiben und mir den Frühling im Baltikum träumen. Nur, dass mir langsam die Füße wehtun und ich bedauere, keinen Stuhl vorzufinden, auf dem ich mich gemütlich niederlassen könnte oder wenigstens doch mein Yoga-Kissen. Und langsam beginne ich zu begreifen, warum es mir so schwer fällt über diese Ausstellung zu berichten. Mir jedenfalls geht es nicht um Thema oder Technik, ihre Bilder zielen nicht auf meinen Kopf, schaffen nur wenig Greifbares zwischen meinen Ohren, sie treffen mich irgendwo ein paar Etagen tiefer, sprechen meine Gefühle an und lassen mich verträumt zurück und das kann man eben nicht beschreiben.

Was vom Menschen übrig bleibt

Irgendwann schaffe ich es doch mich von ihren Landschaften loszureißen und den Weg zurück in die Realitäten anzutreten. Also mache ich mich auf auch die obere Etage noch zu erkunden und sehe mich einem großformatigen Gemälde gegenüber, das mich auf eine ganz andere Gedankenreise schickt: Eine Pavianfamilie, die gebannt auf einen Laptop starrt. Was mögen sie sehen? Ein neues Editorial zum Thema „perfekt geschminkt durch den Tag“ auf Youtube? Ein Musikvideo oder etwa das große Nichts? Spielen Sie Majong oder ist die Kiste längst dunkel wegen kein Strom mehr?

„Ich sehe Dinge,

die ich nicht sehen will, also male ich, was ich sehen will.“ sagt Lioba Genske über sich und ihr Werk. Und wir? Ich jedenfalls habe eine Menge gesehen, dass ich nicht nur sehen wollte, sondern wiedersehen will. Also werde ich wohl noch das ein und andere Mal einen weiteren Abstecher nach Bergheim einplanen – bei den Öffnungszeiten der Kreisverwaltung durchaus schaffbar und bis zum Ausstellungsende am 28. April nun wirklich kein Problem.

Und Sie? Neugierig geworden? Na, vielleicht sehen wir uns ja oder eben auch nicht, weil wir ja nicht uns, sondern die Kunst anschauen wollen. – Auf bald also.

 

 



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