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Die Woche hat zehn Tage


Zweifelsohne: Die Diagnose Demenz ist ein Schock – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen. Doch wer sich schon zu Beginn der Erkrankung aufgibt, in sein Schneckenhaus zurückzieht und aus lauter Verzweiflung nicht ...  

Die Woche hat zehn Tage

„Wo ist denn nur … ?“, „Wie war das noch …?“, „Ach, Mist, schon wieder vergessen die Milch aus dem Keller zu holen und die Wäsche mit nach unten zu nehmen.“ Zwar führe ich kein Buch darüber, wie oft am Tag ich irgendetwas vergesse, das wäre wohl auch zu frustierend. Aber augenscheinlich stehe ich nicht allein: Selbst unsere 18jährige Tochter lässt sich gern und oft von ihrem Handy erinnern und vergisst trotzdem gefühlte 75% von dem, worum ich sie bitte … Nur mit Demenz hat das wohl zum Glück noch nichts zu tun. Also kein Grund sich Sorgen zu machen?

Ergreifen Sie die Initiative

Nein, ein kleines bisschen Vergesslichkeit ist wahrscheinlich einfach nur normal. Häufen sich aber Anzeichen der Vergesslichkeit, kommen Probleme in der Orientierung dazu, fällt es Ihnen schwer Begriffe für ganz alltägliche Gegenstände zu finden oder haben Sie plötzlich Konzentrationsschwierigkeiten n und brauchen viel länger zur Ausführung bestimmter Tätigkeiten benötigen als früher … All‘ das könnten Warnzeichen einer beginnenden Demenz sein, müssen es aber nicht. Wie auch immer, statt nervös zu werden und sich immer mehr aus dem aktiven Leben zurückzuziehen, sollten Sie so schnell wie möglich einen Facharzt aufsuchen und sich Klarheit verschaffen. Denn: Je früher eine dementielle Erkrankung erkannt und therapiert wird, desto länger lassen sich einzelnen Symptome in der Regel verzögern.

Jetzt nur nicht hängen lassen

Zweifelsohne: Die Diagnose Demenz ist ein Schock – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen. Doch wer sich schon zu Beginn der Erkrankung aufgibt, in sein Schneckenhaus zurückzieht und aus lauter Verzweiflung nicht mehr am Leben teilnehmen will, nimmt die Schrecken von vorweg, statt so lange und so gut wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Machen Sie sich bewusst, was Sie noch alles können und nicht, was Sie nicht mehr können. Treffen Sie frühzeitig Entscheidungen und Vorsorge, darüber wie es weitergehen soll, wenn ihre eigenen Fähigkeiten ein eigenständiges Leben nicht mehr zulassen.

Reden Sie darüber

Auch wenn das Thema Demenz in den Medien in den letzten Jahren einen immer breiteren Raum einnimmt und so mancher Promi eindrucksvoll sein „Coming-out“ praktiziert – es fällt uns schwer uns dazu zu bekennen, dass wir an einer unheilbaren Erkrankung leiden, die nach und nach nicht nur unsere Gedächtnisleistung, sondern auch unsere Persönlichkeit auslöschen wird. Und auch unseren Angehörigen ist es oft peinlich, wenn wir nicht mehr die sind, die wir einmal waren. Trotzdem ist es wichtig, dass wir frühzeitig mit anderen darüber reden, denn je besser wir andere über unseren Zustand informieren, desto besser können sie uns im Zweifelsfall helfen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid?

Man mag darüber streiten und ich würde denken, dass mein Beinbruch nicht weniger schmerzhaft ist, nur weil meine Zimmernachbarin sich auch die Haxen gebrochen hat. Alles Blödsinn also? Nein, denn manchmal reicht schon der Gedanke, dass wir mit unserem Schicksal nicht alleine stehen, um uns zu trösten und uns wenigstens die zusätzliche Bürde der Einsamkeit zu nehmen. Bleiben Sie mutig und reden Sie über Ihre Erkrankung und vielleicht werden Sie staunen, wen aus Ihrem Bekanntenkreis es auch „erwischt“ hat.

Keine Frage von Schuld und Sühne

Während ich mich mit dem Thema Demenz beschäftige, stellt sich mir die Frage, warum sie nahezu ein klassisches Tabu-Thema ist, über das man nicht gern spricht. Immerhin ist Demenz – soweit wir es heute wissen – keine Frage einer unsoliden Lebensführung und wird nur in den wenigsten Fällen von Alkohol- oder Drogenmissbrauch ausgelöst. Kurz: Demenz ist keine Frage von „Schuld“, ist nicht „Strafe“ und nicht „Sühne“ für unseren Lebensstil. Sollten denn nicht auch Alter, Krankheit und Tod als ganz natürliche Folgen unseres Lebens dazu gehören? Trennen wir uns doch mal von dem Gedanken, dass Mutter oder Vater (oder am Ende wir selbst) „peinlich“ werden, weil sie in ihrem Lieblingscafe die Toilette nicht mehr finden, in der Endlosschleife das Gleiche fragen oder beim Bäcker darauf beharren, dass sie gerne ein Pfund Rindergulasch haben wollen …

Warum hier und nicht woanders

Wenn Sie meinen Ausführungen bis hierher gefolgt sind, werden Sie sich schon die Frage gestellt haben, warum Sie diesen Bericht nun ausgerechnet in der Rubrik „Kunst & Kultur“ finden. Aber ist es nicht auch eine Frage von „Kultur“ wie wir miteinander leben wollen und unseren Umgang mit der Krankheit trotzdem noch lebenswert gestalten können?

Und außerdem bietet die 3. Demenzwoche des Rhein-Erft-Kreises ja nicht nur Hilfe und Beratung, sondern auch ein breitgefächertes Kulturprogramm, für Menschen mit und ohne Demenz.

Die Woche hat zehn Tage

Mag ja sein, dass das Leben in anderen Regionen lebenswerter ist, aber wie die von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Erft-Kreises in Auftrag gegebene Studie zeigt: Wir arbeiten daran jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Dazu gehört auch, dass die Demenzwoche, die 2010 zum ersten Mal im Kreisgebiet veranstaltet wurde, jetzt vom 4 auf einen 2-Jahresturnus umgestellt wurde. Und auch der Veranstaltungszeitraum wurde von sieben auf zehn Tage verlängert, um möglichst viel Raum und Gelegenheit für Information und Austausch zu bieten.

Rosinenpicken

Sage und schreibe 141 Veranstaltungen umfasst das diesjährige Programm. Zu viel also, um alle zu nennen, zu besuchen oder über sie zu berücksichtigen. Was bleibt ist Rosinenpicken, wobei die Frage, ob die eine nun besser als die andere schmeckt, wohl müßig ist, am Ende sind sie wohl alle süß. Bleibt also nur die Möglichkeit einen sehr begrenzten Querschnitt aufzuzeigen:

Für Humoristen

„Lachen ist gesund“ weiß nicht nur der Volksmund und gerade deshalb sollte auch Lachen und Humor im Umgang mit der Krankheit kein Tabuthema sein. Und entsprechend birst die Auftaktveranstaltung am 15. April nur so vor humoristischen Einlagen von Dr. Christian Nettersheim, dem Sozialdezernenten des Rhein-Erft-Kreises, Stefan Kleinstück vom Demenz Servicezentrum Köln und südliches Rheinland, Dr. Petra Klapps und Prof. Dr. Dr. Rolf D. Hirsch. Und wenn Sie nun ausgerechnet an besagtem Donnerstag keine Zeit haben? Dann gönnen Sie sich aber doch (wenigstens) die Ausstellung mit Bildern des Kölner Cartoonisten Peter Gaymann, der nicht nur die Leserinnen von Frauenzeitschriften amüsiert, sondern einen Besuch in der Kreisverwaltung schon fast zu einem must-have in Sachen Humor werden lässt. Sie dürfen übrigens auch dann öfter kommen, wenn sie noch nicht vergesslich sind – gelacht werden darf hier nämlich bis zum 24. April.

Für Aktive

Diesmal verbinden wir das angenehme mit dem Nützlichen (wobei Sie selbst entscheiden dürfen, was für Sie was ist) und machen uns gemeinsam mit den Akteuren des KreisSportBundes auf die Wanderschaft zu Pflegeeinrichtungen in Elsdorf und Bergheim und erfahren nebenher viel über die speziellen Angebote, die die Sportvereine im Kreis mittlerweile gerade für Senioren mit und ohne Demenz anbieten.

Für Angehörige

Es steht ja außer Frage, dass Kranke ein Recht auf eine umfängliche, möglichst liebevolle und professionelle Betreuung haben. Aber! Während jede professionelle Pflegekraft, die in einem Krankenhaus, Senioren- oder Pflegeheim arbeitet, irgendwann auch mal Feierabend hat, gilt dies meist nicht für pflegende Angehörige. Nur, wer kann schon ohne Unterbrechung arbeiten. Ohne Auszeiten geht es nicht. Und auch hier bietet die 3. Demenzwoche eine ganze Reihe von Beratungsangeboten eben nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern eben auch für ihre Angehörigen.

Das Leben bleibt schön

Es ist nun mal so, und fraglich wäre ja auch noch, ob uns ein Leben ohne ein gewisses Quantum an Arbeit und Sorgen überhaupt so richtig glücklich machen würde, denn wie wollten wir Freizeit ohne Arbeit, Gesundheit ohne Krankheit überhaupt zu schätzen wissen? Viel wichtiger ist also wahrscheinlich die Frage, wo und wie wir uns trotz aller Kümmernisse noch Freude und Highlights schaffen können. Gehen Sie also vielleicht doch mal tanzen. Denn auch in diesem Jahr wird eines der absoluten Highlights der Ball auf Schloss Paffendorf sein, wo sich in festlicher Kleidung und gelöster Stimmung wieder Paare mit und ohne Demenz zu den Klängen beschwingter Musik drehen werden …

Zu viel Input?

Wie gesagt, was wir Ihnen hier vorstellen können, ist nur ein Bruchteil dessen, was sich die verschiedenen Akteure für dieses Jahr wieder haben einfallen lassen. Damit Sie nichts verpassen und am Ende nicht den Überblick verlieren, gibt es alle Informationen aber auch sowohl als themenbezogenen wie auch als chronologischen Ablauf unter http://www.rhein-erft-kreis.de/demenzwoche und für alle, die keinen Zugang zum weltweiten Netz haben, auch als Printversion.

Für die Bilder danken wir zunächst einmal Peter Gaymann, der so freundlich war uns zwei seiner Cartoons zur Verfügung zu stellen. Dem Rhein-Erft-Kreis und dem Demenz-Servicezentrum Köln und südliches Rheinland für das Programmheft und die Einladung zum Ball. Sowie den Fotografen von www.pixelio.de, als da wären: Uhr - Lupo, Post it - Stefanie Hofschläger, Memory - berwis, Rollator - R.B., "Gehirn" - Tim Caspary.



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