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„Zwei Welten“ und noch ein paar dazu


Eines scheint jedoch gewiss zu sein: Kaum einer dürfte nach seinem Rundgang durch die Scheunen-Galerie beim Anblick der Bilder von Gan-Erdene Tsend unberührt und unverändert bleiben.  

„Zwei Welten“ und noch ein paar dazu

Man muss noch nicht einmal ein Leser von Fantasy-Geschichten sein, um sich zu vergegenwärtigen: Es gibt weitaus mehr Welten, als wir allgemein annehmen. Wie oft spielt uns unsere Vorstellungskraft einen Streich und lässt und Dinge sehen und erahnen, die sich bei genauerem Hinsehen in der Realität in der erwarteten Form nicht wiederfinden. Und was ist mit dem „gestern“, das heute von Vergangenheit ist. Sind unsere Erinnerungen nicht auch ein Eintauchen in eine andere, vergangene Welt, die nur in uns unseren Köpfen und Gefühlen lebt? Und unsere Hoffnungen auf ein besseres Morgen? Morgen, der Tag, der nie kommen wird?

Es lässt sich mit diesem nahezu philosophischen Gedanken der verschiedenen Welten trefflich spielen. Und genau das tut der aus Mongolei stammende Künstler Gan-Erdene Tsend mit seinen Bildern aus der Serie „Zwei Welten“.

Fremde Welten

Mit den Impressionen aus seiner mongolischen Heimat nimmt uns der Maler mit in ein für die meisten von uns fremdes Land, lässt uns teilhaben an der Weite der mongolischen Steppe. Meist ist nur wenig zu sehen: Land soweit das Auge reicht, vereinzelt ein Strauch oder Busch, mal ein paar Pferde. Auf anderen wiederum begegnen uns Menschen aus seiner Heimat, sitzt eine Gruppe Kinder gemeinsam auf einem Pferderücken, eingefangen und gemalt in einem Augenblick der Ruhe und der Bewegungslosigkeit. Doch das Wenige reicht aus, um daran hängen zu bleiben und an der Ruhe und Stille, die diese Bilder ausstrahlen teilzuhaben und in diese fremde, andere Welt einzutauchen.

Gestern, Morgen oder nur ein Traum?

In seinen großformatigen Ölbildern erzählt Gan-Erdene Tsend Geschichten mit offenem Ausgang, die sich vom Grundtenor alle gleichen: Eine Szene der „realen“ Welt spiegelt sich im Wasser, einer Fensterscheibe oder einem Spiegel. Doch in der Spiegelung wird die Szene meist um eine weitere Person erweitert.

In der Regel wurden diese Bilder im Rahmen der Ausstellungseröffnung, die am 26.07. in der Scheunengalerie des Schwingeler Hofs stattfand, mit Verlust und Erinnerung assoziiert. Doch ist das wirklich so? Gan-Erdene lässt es offen. „Es gibt eine äußere und eine innere Welt“, erläutert er, „in diesen Bildern versuche ich beide Welten abzubilden.“

Da schließt eine Frau ihr schwarzes Kleid und sieht in der Spiegelung einen Mann hinter sich stehen. Nicht auf den Titel „Abschied“ achtend, lässt auch dieses Bild eine Vielgestalt von Interpretationsmöglichkeiten zu: Hat er sie verlassen und erinnert sie sich an gemeinsame Stunden mit ihm? Oder erwartet sie seine Rückkehr und kleidet sich mit Blick darauf an? Alle Deutungen scheinen möglich. Diese Zweideutigkeit zieht sich durch die gesamte Bilderwelt, die auf Spiegelungen, sei es in einer Wasserlache, sei es in einem Fenster oder einem Spiegel basieren.

Genau wie die Bilder seiner Heimat haben sie etwas nahezu magisches an sich, sie verzaubern und verführen den Betrachter dazu seine Fantasie spielen zu lassen.

Die Ausstellung „Zwei Welten“ ist bis zum 21. August 2013 in der
Scheunen-Galerie im Schwingeler Hof, Schwingeler Weg 44, 50389 Wesseling
zu sehen
Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag, Sonntag, jeweils von 15.00 – 17.00 Uhr

Lassen Sie sich Zeit

Ob man Kunst immer verstehen kann oder gar verstehen muss – auch das ist eine Frage, auf die es wohl viele Antworten geben dürfte. Was sie aber sicher einfordert, ist das sich einlassen, das sich mit ihr beschäftigen. Gan-Erdene fordert mit seinen Bildern geradezu dazu auf, sich einzulassen, sich vor einem Bild niederzulassen und innezuhalten, um es auf sich wirken zu lassen, neben der äußeren Welt des Bildes die innere Welt des eigenen Ichs zu erkunden und sich zu fragen: Was macht dieses Bild mit mir? Welche Erinnerungen, Sehnsüchte oder Hoffnungen weckt es in mir?

Alles in der Schwebe, aber eines scheint gewiss

Wie auch immer sie seine Bilder deuten werden, ob sie in den Kindern in der mongolischen Steppe den Niedergang der nomadischen Kultur erkennen wollen oder ob Ihnen die Vervollständigungen in den Spiegelungen seiner Bilder als hoffnungsvolles Zeichen für die baldige Wiederkehr erscheinen, all das bleibt Ihnen und nur Ihnen überlassen. Eines scheint jedoch gewiss zu sein: Kaum einer dürfte nach seinem Rundgang durch die Scheunen-Galerie beim Anblick der Bilder von Gan-Erdene Tsend unberührt und unverändert bleiben.

Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers Gan-Erdene Tsend

 



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