×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Farbenrausch und Augenzwinkern


Hunger auf Kunst und unsere nahezu unbezähmbare Neugier haben uns schon vor der sonntäglichen Vernissage in die Kreishaus-Galerie getrieben. Es ist Donnerstagvormittag und noch herrscht Ruhe. Nur der Hausmeister ist bereits fleißig damit zu Gange ...  

Farbenrausch und Augenzwinkern

Zwei Künstler, zwei Welten und eine Ausstellung. Raum und Zeit in der Kreishaus-Galerie sind nicht nur begehrt, sondern auch knapp. Von daher wohl keine schlechte Idee, in einer Ausstellung gleich zwei Künstler zu präsentieren. Zum einen haben somit einfach mehr Künstler die Möglichkeit ihr Werk der Öffentlichkeit zu präsentieren, zum anderen bietet sich natürlich für Besucher die Möglichkeit gleich mehrere Künstler und Kunststile kennenzulernen.

Wenn aus der Not die Tugend wird

„Unsere Möglichkeiten in der Kreishaus-Galerie Ausstellungen zu organisieren, sind leider begrenzt“, erläutert uns Engelbert Schmitz. „Es stellt sich halt immer die Frage, wem sagt man zu, wem sagt man ab. Am Ende sind wir aber zu der Überzeugung gekommen, dass es vielleicht doch eine spannende Kombination sein könnte, wenn Nicoleta Jutka und Johannes Keuser gemeinsam ausstellen.“ Um dann eine für alle tragbare Lösung zu finden, wer seine Werke in welchem Bereich zeigen kann, gibt es nur eins: Immer wieder schauen, überlegen und reden, miteinander reden und noch mal miteinander reden.

Bilder gehören an die Wand, aber an welche?

Hunger auf Kunst und unsere nahezu unbezähmbare Neugier haben uns schon vor der sonntäglichen  Vernissage in die Kreishaus-Galerie getrieben. Es ist Donnerstagvormittag und noch herrscht Ruhe. Nur der Hausmeister ist bereits fleißig damit zu Gange, verschiedene Stellwände zu verschrauben, damit mehr „Wände“ entstehen, an denen später die Kunstwerke hängen sollen.

Dann öffnet sich die Tür und Johannes Keuser, einer der beiden ausstellenden Künstler kommt mit dem ersten Bild herein. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin entlädt er Bild um Bild um sie zunächst an der Wand anzulehnen. „Er einmal alles reinbringen und dann einen regulären Parkplatz suchen“, lächelt er uns zu. „Wo was zu hängen kommt, das sehen wir dann später.“ Also lassen wir ihn erst einmal arbeiten und schauen uns weiter um. Als dann „Das Ende einer wunderbaren Freundschaft“ hereingetragen wird, kommt uns auch die Erleuchtung, warum uns seine Bilder so bekannt vorkommen. „Das kennen wir doch“, überlegen wir laut. „Ja, dieses Bild habe ich vor zwei Jahren auf den Brauweiler Kunsttagen schon einmal gezeigt“, erwidert er und erklärt auf unsere Frage, wo es denn zum Hängen kommt, immerhin sind die Räumlichkeiten in der Kreishausgalerie zwar schön, aber für eine Kunstausstellung auch nicht ganz unproblematisch, „gleich an den Anfang. Denn sehen Sie“, fährt er fort, „ich will den Betrachter mitnehmen. Und das“, er lächelt, „ist doch eine Situation, die wir alle in der ein und anderen Form schon erlebt haben, oder?“ Er lächelt verschmitzt.

Der Augenblick des Augenzwinkerns

„Augen-Blicke“ nennt er seinen Part der Ausstellung und zeigt uns einen Text, den ein Freund für ihn getextet hat. Wirft man aber einen zweiten, einen dritten und am Besten ganz viele Blicke auf seine Bilder, kommt einem der Gedanke, dass man diese Ausstellung auch „Augenzwinkern“ hätte nennen können; denn erst dann offenbart sich der ganze verschmitzte Charme seiner fotorealistischen Darstellungen. Da sitzt zum Beispiel ein junges Paar an einem Tisch in einem Café, zwischen sich ihr Baby. Nicht ungewöhnlich bis man, ja bis man im Hintergrund das Eselchen erkennt, fein mit einem Heiligenschein um den grauen Kopf. Und dann erst fällt einem auf, dass auch das Baby einen solchen trägt. „Maria und Josef auf der Flucht aus Ägypten“, sagt er. Nur dass die beiden eben nicht durch die Wüste laufen, sondern im IKEA-Restaurant gestrandet sind …

Oder die junge Frau am Laptop auf der Suche nach ihrem Traumprinzen. Ganz klein und auch erst auf den zweiten Blick zu sehen, sitzt er bereits – der Frosch …

Im Rausch der Farben

Wieder öffnen sich die Türen der Kreishausgalerie und was quasi von unsichtbaren Trägern da auf uns zu kommt, lässt uns nach Luft schnappen. In großzügigen Strichen formen alle Farben der Neon-Palette Menschengesichter mit Augen, die einen in ihren Bann ziehen. „Das“, so erklärt sie uns, „sind Bilder aus meinen aktuellen Serien „New People“ und „New Landscape“. Und ja, möglicherweise sind wir nicht die exquisitesten Kunstkenner, aber man hat doch schon eine Menge gesehen, nur so etwas dann doch noch nicht. Wie so viele ihres Fachs arbeitet sie nicht nur als bildende Künstlerin, sondern gibt auch Unterricht in Schulklassen, bietet in ihrem Atelier Kurse und Workshops an. „Gerade die Arbeit mit jungen Menschen hat mich darauf gebracht“, erzählt sie uns. „Jugendliche sprechen nicht anders, sie nehmen die Welt auch ganz anders wahr und es ist spannend, nicht nur etwas zu vermitteln, sondern sich auch auf das einzulassen, was sie zu geben haben.“

Von Planung und Spontanität

Dann aber bittet sie uns um etwas Geduld, schließlich muss auch sie, mit tatkräftiger Unterstützung durch ihre Freundin, zunächst einmal dafür sorgen, dass alle Kunstwerke sicher von draußen nach drinnen kommen. „Himmel, kaum einer macht sich Gedanken darüber, wie viel Arbeit in so einer Ausstellung steckt“, stöhnen die beiden, aber es ist ihnen anzumerken – sie haben Freude an der Plackerei.

Während sie also Bild um Bild sowie etliche Tüten, Taschen und Kisten reintragen und zunächst alles erst einmal an den Wänden und auf Tischen verteilen, beugt sich Johannes Keuser über seine Pläne, die er im Vorfeld angefertigt hat. Anders als Nicoleta Jutka, die anscheinend erst heute und sozusagen aus dem Bauch heraus entscheiden wird, wo und wie sie ihre Bilder hängen möchte, hat er sich genau Wände, Durchbrüche und Heizkörper aufgezeichnet und im Vorfeld festgelegt, wie er seine Werke anordnen will.

„Können wir diese Stellwände etwas mehr Richtung Fenster rücken?“ fragt sie Herrn Werner, den Hausmeister im Kreishaus und gute Seele einer jeden Kunstausstellung. „Können wir schon“, meint er, „aber zunächst muss ich die eine Wand noch einmal demontieren“, lächelt er, „denn die Säule, die können wir eben nicht verschieben.“ Also schraubt und rückt er, tatkräftig unterstützt von Lydia Giesa, die eigentlich für Ordnung und Sauberkeit in der Kreisverwaltung tätig ist. Kaum jedoch sind die Wände anders gestellt, um den Blick auf die Türen zu verdecken, tut sich das nächste Problem auf: Schwer hat der Zahn der Zeit an der Verbindungsnaht genagt, der Lack ist ab – im wahrsten Sinne des Wortes. „Bleiben kann’s so nicht“, meint Jutka, aber dafür finde ich schon was. Wenn alle Stricke reißen, bringe ich einfach eine Dose Sprühlack mit und gehe einfach über die kahlen Stellen drüber.“

Alles fertig, alles fein

Für heute lassen wir es gut sein und die beiden und ihre Helfer in Ruhe, damit sie für die Vernissage am kommenden Sonntag alles in vorbereiten können. Denn das dürfte so gut wie jeder von uns kennen: Wer nicht hilft, der steht im Weg und stört den Ablauf.

Und weil uns die Werke der beiden so gut gefallen haben, sind wir, wie könnte es anders sein, auch am Sonntag zur Ausstellungseröffnung wieder da, immerhin haben wir im Vorfeld zwar eine Menge, aber eben nicht alles gesehen und das holen wir jetzt in Ruhe nach.

Und Sie, wann sieht man Sie in der Kreishaus-Galerie? Lassen die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen: Bis Freitag, 13. Juni 2014 können Sie während der regulären Öffnungszeiten ja mal vorbeischauen. Wo? Kreishaus-Galerie, Kreisverwaltung Rhein-Erft-Kreis, Willy-Brandt-Platz 1, 50126 Bergheim.



Artikel empfehlen: