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Die schönste Jahreszeit


Aber wer will sich bei all‘ den wunderbaren Karnevalsbräuchen in ihren vielfältigen Facetten noch groß Gedanken über Herkunft und Ursprung Gedanken machen? Schauen wir uns doch lieber an, wie man rund um den Globus so feiert.  

Die schönste Jahreszeit

Bekanntlich beginnt der Karneval hierzulande bereits am Elften im Elften. Wie gut informierte Leser von Laetitia Vitae wissen, kehrt an diesem Tag das Sternbild der Plejaden an das nächtliche Firmament zurück und somit galt der 11. November den keltischen Druiden als Winteranfang und, nun ja, man kann es nicht verhehlen, als großes Schlachtfest, denn bis auf ein Zuchtpaar wurden dann alle Gänse geschlachtet und wahrscheinlich gab es somit nicht nur ein Festmahl, sondern wohl auch eine große Sause. Ob dies der Theorie zu Gute kommt, dass die Wurzeln unseres heutigen Karnevals bis in früheste Kulturen zurückreichen, mag dahingestellt sein. Mittlerweile wird sie aller Orten angezweifelt, aber sei dem wie dem sei. Fast alle Kulturen kannten „ihre“ Auszeit und die Begründung mag schlüssig sein: Wer einmal im Jahr „die Sau rauslassen kann“, dem fällt es das Jahr über leichter sich an Regeln und Gesetze zu halten und brav und folgsam zu sein.

Aber wer will sich bei all‘ den wunderbaren Karnevalsbräuchen in ihren vielfältigen Facetten noch groß Gedanken über Herkunft und Ursprung Gedanken machen? Schauen wir uns doch lieber an, wie man rund um den Globus so feiert.

Carneval de Binche

Fangen wir unsere Rundreise durch die ein und andere Karnevalshochburg bei unseren Nachbarn im belgischen Binche an, der 2003 von der UNESCO zum "Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" gekürt worden ist.
Die wichtigste Figur des Carneval de Binche ist der Gilles (oder die Gilles, denn es gibt natürlich mehrere). Wichtigste Figur des jahrhundertealten bunten Treibens mit seinen minutiösen Traditionen voller Symbolkraft sind die berühmten, stets aus Binche stammenden „Gilles“, die sich nur in Begleitung eines Trommelspielers fortbewegen dürfen, sich niemals in der Öffentlichkeit hinsetzen und niemals betrunken sein dürfen!

Zu erkennen sind die Gilles an ihren Gewändern in den belgischen Farben, der mit Stroh ausgestopften Bluse, dem überdimensionalen Hut aus knapp 300 Straußenfedern, dem Schellengürtel, den schweren Holzpantinen, dem Korb mit Blutorangen und natürlich an der traditionell am „Mardi Gras“, dem fetten Dienstag, getragenen Wachsmaske. Um den Strapazen der Umzüge standhalten zu können, stärkt man sich hier mit Champagner und Austern. Doch dann wird es auch in Binche deftig, denn statt der im Rheinland üblichen „Kamelle“ wirft man hier mit Orangen.

Oft verboten und trotzdem überlebt

Schon vor 450 Jahren wurde er zum ersten Mal verboten: Der Karneval auf Teneriffa. Damals war es König Carlos I., der 1523, wahrscheinlich erzürnt durch kritisch-satirische Reden und Gesänge, sämtliche Verkleidungen und Masken per Gesetz verbot. Zwar wurde dieses Verbot von Felipe V. (1683-1746) widerufen, dennoch finden sich im Archiv von Santa Cruz de Tenerife Dokumente aus dem 18. Jahrhundert die Verkleidungen, die das Geschlecht veränderten, verboten. Auch unter der Diktatur von Franco war der Karneval bis 1975 offiziell verboten. Allerdings kamen die Tinerfeños etwas glimplicher davon als der Rest der iberischen Halbinsel, immerhin war Teneriffa Francos Lieblingsinsel. Santa Cruz de Tenerife war die erste Stadt, die 1961 erstmals wieder die närrische Zeit zelebrierte, allerdings noch unter dem Namen "Winterfest" und ohne Maskierungen, erst 1977, nach Franco, als "Fiesta del Carnaval".

Der heutige lateinamerikanische Einfluss, geprägt von den prachtvollen Kostümen und der Musik, ist auf die Canarios zurückzuführen, die aus den Kolonien zurückkehrten. Die kritische Darstellung der Geschehnisse aus Gesellschaft und Politik wird jedes Jahr unter ein neues Motto gestellt. Dieses wird dann von den "Murgas" (Gesangsgruppen), "Comparsas" (Tanzgruppen) und anderen kostümierten Gruppen dargestellt.
Mit den Wahlen der Karnevalskönigin und der Kinderkönigin und den anschließenden Umzügen beginnt offiziell die Karnevalszeit. Eine Besonderheit ist der jedes Jahr in Puerto de la Cruz stattfindende "Stöckelschuhlauf der Männer", von als Frauen verkleideten Männern bewältigt werden muss. Neben den ausgefallenen Kostümen sind die bemerkenswerten Schuhe die Hauptattraktion dieses Spektakels, denn Absätze von 10 - 12 cm Höhe sind keine Seltenheit. Und noch etwas ist anders als in unseren Breitengraden: Während der rheinische Karneval mit dem Aschermittwoch (dieses Jahr am 13. Februar) sein ultimatives Ende findet, feiern die Tinerfeños vom 03.02.2013 bis 17.02.2013, wer also noch weiterfeiern möchte.

Dunkel, düster, fast bedrohlich

Dunkel, düster und schon fast bedrohlich mag uns rheinischen Frohnaturen die alemannische Fastnacht anmuten. Während die Narren und Jecken an Rhein und Main jedes Jahr meist in neue Kostüme schlüpfen, sind Schlumpf, Schneewittchen oder Supermann hier ein absolutes no go. Meist trifft man hier auf Teufelsgestalten, Hexen, Narren und wilde Leute. Die Masken selbst bestehen meist aus Holz und auch die dazu gehörigen Kostüme werden nicht nur Jahr für Jahr wieder getragen, sondern auch oft von Generation zu Generation weitervererbt.

Pomp and Circumstances in Venedig

Neben Rom und Florenz dürfte der venezianische Karneval zu den berühmtesten Karnevalsfeiern in Italien gehören. Zum ersten Mal erwähnt wird ein Karnevalsfest in der Chronik des Dogen Vitale Falier im Jahr 1094! Während der Karneval zur Zeit Casanovas im 18. Jahrhundert seine größte Ausprägung fand, schlief die Tradition der prunkvollen Kostüme und Maskenbälle jedoch nach und nach ein, bis zu dem Punkt, dass die Venezianer die von den Österreichern veranstalteten Umzüge regelrecht boykottierten. Erst nach Fellinis pompösen Film „Casanova“, der 1976 in die Kinos kam, lebte der Karneval wieder auf. Doch mit einem einfachen Kostüm kann man hier nicht punkten. Zwar kann man in den zahlreichen Souvenirläden der Lagunenstadt auch schon für kleines Geld eine recht ansehnliche Maske erwerben, doch wer richtig dabei sein will, darf auf Samt (und zwar echten) und Seide auf keinen Fall verzichten. Das dürfte zwar gewaltig ins Geld gehen, aber wer will zu den tollen Tagen schon über so etwas Profanes nachdenken.

Und wo ist es am schönsten?

Mit Bedacht und Absicht haben wir Ihnen einige karnevalistische Facetten außerhalb unseres rheinischen Hoheitsgebietes vorgestellt, denn wie wir unseren Karneval oder Sie Ihren feiern, dass wissen wir und Sie doch selbst am besten. Ob also nach festgefügten Regeln wie im belgischen Binche, ob südamerikanisch ausgelassen wie auf Teneriffa, dunkel und laut wie im Süddeutschen, prunkvoll wie in Venedig oder fröhlich und ausgelassen wie im Rheinland – es bleibt dabei: Jeder Jeck ist anders – und das ist auch gut so!

Bilder: Fastnacht: Willi Doerr und St. Ahler, Wilde Maske: Friedrich Hillenbrand, blaue Masken in Venedig: LouPe, schwarze Maske in Venedig: Thomas Max Müller - alle Pixelio, die Gilles in Binche: Fotolia. Last but not least unser allerherzlichster Dank an das Team von www.sonneninsel-teneriffa.de, die uns mit ihren farbenprächtigen Bildern unterstützt haben.



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