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Punkt ohne Wiederkehr - ?


Es mag nicht wundern, dass sich im Rahmen der Bewerbung um den 9. Wesselinger Kunstpreis so viele nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler beworben haben wie nie zuvor: Weit über 2000 Werke wurden von 745 Kunstschaffenden eingereicht –  

Punkt ohne Wiederkehr - ?

Bereits zum 9. Mal verleiht der Kunstverein Wesseling e.V. den Kunstpreis, der mittlerweile nicht nur nationales, sondern auch internationales Interesse und Ansehen genießt. Angesichts sich weltweit anbahnender Katastrophen, nicht zuletzt ausgelöst durch Fukushima einigte sich die Kommission auf das Motto „Punkt ohne Wiederkehr“ und forderte Künstlerinnen und Künstler der verschiedenen Disziplinen auf, sich mit diesem Leitgedanken auseinanderzusetzen.

Professor Udo Dziersk, Vorsitzender der Jury des Kunstvereins Wesseling e.V., setzt das Motto mit dem englischen Ausspruch vom „point of no return“ gleich, doch was bedeutet dies nun: Ein Zurück kann es nicht geben, doch muss der bereits eingeschlagene Weg in der gedachten Form weiter beschritten werden? Der Punkt ohne Wiederkehr wird zum entscheidenden Moment, sei es im Leben des Einzelnen, sei es im Rahmen einer globalen Entwicklung. Er ist ein Wendepunkt, verdeutlicht Unumkehrbares und eröffnet dennoch eine Reihe neuer Perspektiven. Somit eint das Motto einerseits und grenzt die thematischen Möglichkeiten der eingereichten Kunstwerke ein, ermöglicht andererseits jedoch eine Fülle von Interpretationsmöglichkeiten und bietet ein breitgefächertes Bild.

Es mag also nicht wundern, dass sich im Rahmen der Bewerbung um den 9. Wesselinger Kunstpreis so viele nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler beworben haben wie nie zuvor: Weit über 2000 Werke wurden von 745 Kunstschaffenden eingereicht – eine wahre Mammutaufgabe für die zehnköpfige Jury, die in drei aufeinanderfolgenden Sichtungsrunden drei Preisträger küren sollte. Zunächst wurden in einer anonymisierten ersten 12-stündigen Präsentation die Zahl der eingereichten Bilder und Objekte auf 78 Kunstwerke reduziert, darunter 37 Gemälde, 15 Arbeiten auf Papier, 15 Fotografien und, dies war im Rahmen des Wettbewerbs erstmals möglich, auch 11 Skulpturen.

Einbeziehung der Städtischen Galerie

„Das Schönste“, so Dagmar Ueding, Vorsitzende des Kunstvereins Wesseling e.V., „an der arbeitsintensiven und umfangreichen Ausrichtung eines solchen Preises sind die vielen neuen und wertvollen Eindrücke.“ Um nun auch die Besucher in den Genuss der Vielgestaltigkeit der eingereichten Arbeiten kommen zu lassen, konnte in diesem Jahr zum ersten Mal auch die Städtische Galerie zusätzlich zur Scheunen-Galerie in die Ausstellung mit einbezogen werden, um auch kleinere (wobei sich diese Formulierung ausschließlich auf die Größe und nicht die Aussage oder Qualität bezieht) Werke zeigen zu können.

„Spiegelung“ und die Frage nach der Wiederkehr

Nahezu einstimmig hat sich die Jury das großformatige Ölbild des aus der Mongolei stammenden Künstlers Gan-Erdene Tsend mit dem Titel Spiegelungen entschieden. In der Spiegelung einer Pfütze erkennt man ein junges Paar, das augenscheinlich einträchtig gemeinsam eine Straße entlanggeht. Doch in der Realität ist nur die Frau zu erkennen. Wo ist ihr Begleiter geblieben? Ist er umgekehrt? Oder hat es ihn nie gegeben? Wird sie ihren bisherigen Weg fortsetzen und durch das Wasser laufen? Wird auch sie umkehren? Auf der Suche nach ihm? Es werden Fragen aufgeworfen, ohne Antworten zu geben, doch ist nicht genau dies die Natur des „point of no return“? Die ultimative Aufforderung innezuhalten, sich zu besinnen und nach einer Neuorientierung, einem Neuanfang zu suchen?

Stahl und Fahrradschläuche

„Immer geht es der Künstlerin jedoch um das Vereinen von Unvereinbarem, um das Zusammenfügen des Gegensätzlichen, um das Ausponderieren des Gleichgewichts“, so Dr. Susanne Höper-Kuhn über das Schaffen der in Moers ansässigen Künstlerin Sigrid Neuwinger, die mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde. So kann man nicht nur das Zusammenfassen von Dingen, die von ihrer Natur her nicht zusammengehören als Neuanfang und Neuschöpfung begreifen, sondern auch die ausgewählte Skulptur „Invasion“ als Wendepunkt betrachten: Wird es gelingen die Invasion der ameisengleichen Gebilde zu stoppen oder was wird passieren, wenn diese die Überhand gewinnen? Mit dem Auftauchen der „Ameisenarmee“ ist ein Punkt erreicht, an den wir nicht zurückkehren wollen, der unnachgiebig eine Veränderung einklagt.

Von der Bibliophilie zum „Excess“

Auch der Punkt, an dem aus einem „viel“ ein „zu viel“ wird ein entscheidender Wendepunkt und stellt vor die Wahl: Sich vom Zuviel trennen oder ersticken. In seiner Fotokunst „Excess“ hält der in Jinhae, Südkorea, geborene Kyoung Jae Cho, der seit 2008 an der Kunstakademie Münter in der Klasse von Professor Daniele Buetti arbeitet, den Moment kurz vor der Entscheidung statt. Noch wäre nach vorne ein Entkommen möglich, noch haben sich die Bücher nicht wie ein undurchdringliches Gefängnis um den Bibliomanen geschlossen. Doch auch wie die beiden zuvor ausgezeichneten Werke überlässt der Künstler dem Betrachter das Philosophieren, bleibt der Ausgang der Entscheidung ungewiss.

Die Preisträger und noch viel mehr

Doch über die drei Preisträger hinaus hat die Ausstellung im Rahmen der Kunstpreisverleihung viel Interessantes und Spannendes zu bieten, denn aus der großen Zahl der Bewerbungen werden weitere 30 Künstlerinnen und 35 Künstler ihre Werke ausstellen und dem Besucher in Skulptur, Fotografie und Gemälde ihre Antwort auf die Frage nach Weg und Entscheidung präsentieren.

Ein Fest für die Kunst

Zunächst einmal wollen wir festhalten, dass ein solches Ereignis wie die alle drei Jahre stattfindende Verleihung des Kunstpreises nicht ohne den Einsatz vieler Mitwirkender möglich wäre. Allen voran ist es den Mitgliedern des Kunstvereins zu danken, die in oft monatelanger Arbeit eine so renommierte Ausstellung erst möglich machen. „Kunst fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß.“ zitiert Wesselings Bürgermeister Hans-Peter Haupt, der als kunstinteressiertes Mitglied in der Jury vertreten war, Albert Schweitzer: „Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Früchte tragen soll.“ In diesem Sinne dankt er in seinem Grußwort nicht nur den Mitgliedern des Kunstvereins, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, die aus Wesseling, der Industriestadt am Rhein, eine „kleine“ Kunstmetropole im Rhein-Erft-Kreis machen. Dem schließt sich auch Ueding an: „Wie auch in den Jahren zuvor haben erst eine Reihe von Sponsoren nicht nur die Auslobung der Kunstpreise, sondern auch eine spannende und festliche Preisverleihung möglich gemacht.“ Doch nicht nur diese, sondern auch viele helfende Hände wie zum Beispiel die Galeristin Patricia Corboud, die sich nicht nur in der Jury, sondern auch bei der Hängung und Ausstellung der Exponate verdient gemacht hat, haben zur Realisierung dieses anspruchsvollen Projektes beigetragen.

Die Preisverleihung des Kunstpreises „Punkt ohne Wiederkehr“ wird am Samstag, 18. August 2012 ab 17.00 Uhr im historischen Ambiente des Schwingeler Hofes mit seinem urigen Innenhof gefeiert (Schwingelerweg 44, Wesseling). Korrespondierend zur Ausstellung, die vom 19. August bis zum 23. September jeweils mittwochs, samstags und sonntags in der Zeit von 15.00 bis 17.00 Uhr geöffnet ist, kann zum Preis von 10,- Euro der Ausstellungskatalog erworben werden.

Punkt ohne Wiederkehr - ?

Ganz absichtlich setzen wir hinter das Motto des Kunstpreises des Kunstvereins Wesseling e.V. einen Gedankenstrich und ein Fragezeichen. Dies nicht, um das Thema als solches in Frage zu stellen, doch erscheint angesichts der Fülle und Aussagekraft der verschiedenen Kunstwerke, gleich ob Malerei, Fotografie oder Skulptur eine Wiederkehr in die Galerie am Schwingeler Hof nahezu unumgänglich, will man mit Ruhe und Genuss die Fragen und Perspektiven, die von den Künstlern entworfen wurden, auf sich wirken lassen.
Fotos: KV Wesseling



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