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Fast nicht wiedererkannt


Ein bisschen erinnern seine Frauenbilder an Popart und dann eben doch wieder nicht. Und was ist das für ein „Vieh“ auf dem die Sci-Fi-Kriegerin sitzt. Kommt einem irritierend bekannt vor, aber irgendwas stimmt nicht, oder? Genau, es ist IAH, der traurige  

Fast nicht wiedererkannt

Über das Kunstangebot in unseren Breitengraden kann man ja nun wirklich nicht meckern. Es hat nur einen entscheidenden Nachteil: Gerade im Sommer, wenn die Sonne lacht und die Temperaturen (ausnahmsweise) so richtig angenehm sind, stellt sich einem ständig die Gewissensfrage: Lieber auf der heimischen Terrasse grillen, im Biergarten mit Freunden chillen oder sich doch etwas Kunst und Kultur gönnen? Zum Glück haben wir ja den Kunstverein Wesseling, denn wenn der zur Vernissage bittet, kann man sicher sein, dass einen ein spannender Abend erwartet.

Der Wow-Effekt

Als wäre der Schwingeler Hof in Wesseling nicht allein schon einen Ausflug wert (immerhin ist er ja zusätzlich noch durch eine Banane von Thomas Baumgärtel, dem Bananensprayer sozusagen geadelt worden), lockt on top noch die Kunstausstellung mit Werken von Marc Taschowksy. Und schon beim ersten Blick auf seine großformatigen Bilder, die gerade durch die Weitläufigkeit der Scheunengalerie erst so richtig zur Geltung kommen, fällt einem eigentlich nur eins ein: „Wow“!

Fast nicht wiedererkannt

Es braucht wirklich schon großer, wirklich großer Räume, damit man von den großformatigen Bildern von Marc Taschowsky nicht erschlagen wird. Ein bisschen erinnern seine Frauenbilder an Popart und dann eben doch wieder nicht. Und was ist das für ein „Vieh“ auf dem die Sci-Fi-Kriegerin sitzt. Kommt einem irritierend bekannt vor, aber irgendwas stimmt nicht, oder? Genau, es ist IAH, der traurige Esel und Gefährte von Winnie Puh, allerdings ist er hier nicht lila sondern pink.

Schau genau

Ein bisschen haben seine Werke etwas von Suchbildern an sich, nur, dass man weniger in seinen Bilder, sondern im eigenen Kopf suchen, in den eigenen Erinnerungen kramen muss, bis man sich erinnert, wo man welches Motiv, das er mitverwendet, schon einmal gesehen hat. Mal sind es Motive aus irgendwelchen Filmen wie der weiße Hai im „Leviathan“, mal Comicfiguren und mal, tja, man kann ja nicht alles kennen, was sich so in der großen bunten Welt des Fernsehens und der Werbung so bewegt. „Als Kind“, erzählt Marc Taschowsky im Gespräch mit Dagmar Ueding, der Vorsitzenden des Wesselinger Kunstvereins, „habe ich gern und viel Fernsehen geguckt. Und irgendwann kommen die Bilder und Eindrücke wieder an die Oberfläche und werden Teil meiner Bilder.“ Oder er sammelt Bilder und Motive aus Zeitschriften, legt sie ab und weg bis sie irgendwann den Weg auf die Leinwand finden.

Erfrischend anders

Auch wenn die Werke sich natürlich von Künstler zu Künstler wandeln, der Ablauf einer Vernissage ist in der Regel immer gleich. Erst die Kunst, dann die Häppchen und dann die einführenden Worte eines mehr oder minder Kunstsachverständigen, der versucht uns den Künstler und seine Kunst näherzubringen. Ob einem das nun verständlich und eingängig ist liegt genau wie die Kunst selbst im Auge des Betrachters.

Diesmal hatte sich der Kunstverein für eine erfrischend andere Variante entschieden, nämlich ein Gespräch mit dem Künstler selbst und gleich zu Beginn bekam das Publikum etwas zum Lachen als Taschowsky sich halb verschämt halb verschmitzt zu seiner „Webcam-Phobie“ bekannte und fragte, ob es möglich sei, sich ohne Mikrofon zu unterhalten.

Alle außer Adolf Hitler

Auf kleinen Tafeln blicken uns unzählige Gesichter entdecken: von Michel Houellebecq über Lena Meyer-Landrut bis hin zu Osama bin Laden. Und dazwischen Luke Skywalker und Pittiplatsch, der freche Kobold aus dem DDR-Kinderfernsehen. Wie es denn aussehen würde, will Dagmar Ueding von ihm wissen, ob der denn auch bereit wäre ein Porträt von ihrer Enkelin zu malen? „Nein, nein“, wehrt Taschowsky ab, er male zwar Menschen aus dem täglichen Leben, aber Auftragsporträts wären nicht. „Sehen Sie“, erklärt er auf Nachfrage, „wenn Menschen sich malen lassen, dann haben sie schon im Vorfeld ein festumrissenes Bild von sich selbst im Kopf und sind dann oft enttäuscht, wenn unsere Vorstellungen nicht deckungsgleich sind.“ Und noch einen würde es nie, nicht, nimmer malen bekennt er auf Nachfrage, nämlich Adolf Hitler.

Entdeckungsreise

Will man die Bilder und Werke (beileibe malt er ja nicht nur, sondern ist entwickelt auch Plastiken mit Hintersinn), reicht es nicht aus, einfach nur einen schnellen Blick auf Leinwand oder Vitrine zu werfen. Ja, kann man, aber irgendwie entgeht einem dann doch die Hälfte oder mehr. Nimmt man sich aber Zeit, wird man jede Menge kleiner aber feiner Details finden und viele davon entführen uns, also wenigstens die Ü30er Generation in schon fast vergessene Bilder- und Fernsehwelten.

Kurz gesagt: Die Reise nach Wesseling ist mehr als nur ein Ausflug an den Rhein – sie ist sozusagen ein kleiner Trip in die eigene Vergangenheit.

So, wenn Sie jetzt auch Lust auf ein bisschen Eigen-Erinnerung haben: Die Bilder von Marc Taschowsky in der Galerie Schwingeler Hof sind bis zum 24. August jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.

Fotos: DWW



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