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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Der Mann hat Charme


Wäre die Einladung nicht von Engelbert Schmitz, dem LeiterWäre die Einladung nicht von Engelbert Schmitz, dem Leiter der Kulturabteilung des Rhein-Erft-Kreises gekommen und hätte es sich nicht um eine Ausstellung in der KreishausGalerie gehandelt, wer wei  

Der Mann hat Charme

Ehrlich gesagt: Ich hasse Gewissensfragen.

Schon gar, wenn ich mich an einem der ersten frühlingshaften Sonntagvormittage entscheiden soll: Kunst oder Kulinarik. Da lockt das Frühstück, gebracht von dienstleistungsbegeisterten Händen auf der Seeterrasse, wo man nichts weiter zu tun hat als eventuell den Kaffee höchststelbst in die Tasse nachzufüllen und dann muss man sich entscheiden, ob man auf all diese Sinnes- und Gaumenfreuden verzichten soll, um statt dessen zu einer Vernissage zu gehen, einen möglicherweise irgendwo zwischen unverständlich und unsäglich angesiedelten Vortrag zum Thema „Der Künstler und sein Oeuvre“ anzuhören, interessiert in die Runde zu lächeln und am Ende selbst noch einen ambitionierten Beitrag über eben diesen Künstler und sein Werk zu verbrechen.

Wäre die Einladung nicht von Engelbert Schmitz, dem Leiter der Kulturabteilung des Rhein-Erft-Kreises gekommen und hätte es sich nicht um eine Ausstellung in der KreishausGalerie gehandelt, wer weiß, ob dann ich dann nicht doch den Verlockungen eines Schlemmerfrühstücks den Vorzug gegeben hätte. Nun ist es aber so, dass Schmitz und sein Team, wer ihn kennt, der weiß das, bisher immer unseren Geschmack getroffen hat mit der Auswahl „seiner“ Künstler und Künstlerinnen und nun ja, frühstücken kann man ja eigentlich immer noch. Also eben doch Bergheim.

„Ist alles so schön bunt hier!“

Ist der erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt als ich meine Blicke in einem ersten Rundum-Blick über die Bilder schweifen lasse. Und irgendwie liege ich mit Nina Hagen auch nicht ganz verkehrt, denn Sonnenfeld treibts bunt auf seinen Bildern, ziemlich bunt.

Ach ja und noch mal Nina Hagen, also nicht als Bild, aber immerhin stammt das Zitat ja aus dem Lied „Ich glotz TV“ und wie mir das so durch den Kopf geht und ich die Bilder sehe, denke ich „Ver…, na Sie wissen schon, also du müsstet diese Leute doch kennen.“ Pech, irgendwie bin ich nicht so ganz im Bild, lasse mir aber sagen, die Dame vor dem Hertie, das sei die Callas und fühle mich etwas peinlich berührt, weil meine Erkenntnis irgendwo zwischen Foxy (wie Fix) und James Last (ähm) ins Taumeln gerät.

Der Mann hat Charme

Wie ich also so rumstehe und versuche ein kenntnisreiches Lächeln um meine Mundwinkel zu legen kommt jemand auf mich zu. „Hallo, Sonnenfeld, soll ich Ihnen was erzählen?“ Ich bin erstaunt, denn in der Regel lassen sich die meisten Künstler eher bitten, unterhalten sich allenfalls mit Bekannten, gehen aber selten so offen auf einen zu. Also krame ich zunächst mal das LaetitiaVitae-Visitenkarten-Farbenspiel aus der Handtasche. Schön findet er das und drückt mir sozusagen ein Maßband in die Hand. „Dann können Sie zu Hause gleich die Wände ausmessen und schauen wo noch Platz für einen Sonnenfeld ist“, meint er und lacht und ich lache auch – der Mann hat Charme.

Ich mag keine Pop-Art

Bevor wir uns aber näher in ein Gespräch vertiefen können, ruft die Pflicht – keine Vernissage ohne Musik und Ansprache. Also marschieren wir in geschlossener Formation in den großen Sitzungssaal des Kreishauses und harren der Dinge, die da kommen werden. Vorne steht in gekannter Manier ein Musikus und stimmt seine Gitarre. Als das Flüstern zu verebben droht, während weiter an den Saiten gezupft wird, ruft Sonnenfeld laut ins Publikum: „Sie können sich ruhig noch unterhalten, das dauert noch.“ Und das Publikum lacht und nicht nur über ihn, denn als Albrecht Koch dann zu singen anfängt ist klar: Das hier ist keine dieser todernsten hochseriösen (und manchmal, aber auch wirklich nur manchmal) stinklangweiligen Veranstaltungen, das ist echter Spaß.

Und dann die unvermeidliche Ansprache: Und was sagt die Kunsthistorikerin Julia Fukuda als Erstes? Sie mag keine Pop-Art, auch keine Neo. Na, das ist doch ein starkes Stück, statt einer Laudatio ein Verriss? Nein, am Ende doch nicht. Dafür aber etwas Kurzes, wenn auch Verständliches. Hat man ja auch nicht alle Tage.

Man wird ja noch fragen dürfen

Mein Problem mit den Sonnenfeld-Bildern ist: Ich mag sie, aber ich versteh sie nicht, also nicht alle. Es mag daran liegen, dass ich mich für alles Mögliche interessiere nur nicht unbedingt für Zeitgeschehen oder auch daran, dass mein Gedächtnis für Namen und Gesichter einfach nur ein Miserables ist. Das macht es mir persönlich etwas schwer, die Botschaften und die feine Ironie seiner Bilder zu verstehen und zu deuten. An diesem Vormittag ist es schwer, Malte Sonnenschein noch einmal persönlich habhaft zu werden, immer wieder steht er vor einem anderen Bild und erklärt denen, die anscheinend auch nicht recht zu deuten wissen, was sie sehen, worum es geht, spricht von seinem Vater und den Schokoladentäfelchen der Amerikaner, deren Einwickelpapier er collagenartig verfremdet mit verarbeitet hat. Ganz nach dem Motto: „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ und fragen darf man ihn, das macht ihm Spaß.

Der Worte sind genug gewechselt …

Nein, Taten können und wollen wir Ihnen diesmal nicht anbieten. Dafür aber eine gelungene Ausstellung. „Icons & Stills“ von und mit Malte Sonnenfeld ist noch bis Freitag, 25. Mai 2015 während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung in der Galerie zu sehen.

Und warum es Malte Sonnenfeld eigentlich gar nicht gibt und was er sonst noch so tut, das erfahren Sie demnächst, wenn es heißt „Im Gespräch mit … ???“

Fotos: DWW



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