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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Rap für Anfänger


„Das ist also Dame?“ schreie ich der Tochter ins Ohr, um die veritable Lautstärke zu übertönen. Unwillig schüttelt sie den Kopf, „ne, das ist Appletree, aber der ist auch total gut“ und dann ist sie irgendwie ab durch die Menge, wahrscheinlich, um ...  

Rap für Anfänger

Also entweder bin ich wirklich sportlich veranlagt oder eben wagemutig oder am Ende einfach nur total naiv. Jedenfalls fahre ich mal eben schlappe 500 Kilometer also eine Tour versteht sich (!), nur weil die Tochter, die nämlich das Konzert in Köln verpennt hatte, mit Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht durchs Haus schlich, um sie zu einem Konzert in Freiburg zu begleiten. Dabei hab‘ ich noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, worum es da überhaupt geht.

Dähm?

Naja, also wie gesagt, wie sie so bedröppelt aus der Wäsche schaut, frag‘ mich mal genauer nach und kriege gesagt, man hätte das Dähm-Konzert in Köln verpasst und das wär nun eben einmal totale … „Dähm?“ frage ich nach und kassiere erst mal einen vernichtenden Blick. „DAME“, werde ich belehrt wie DAME eben und es ist ein Rapper und der ist total cool. In meinem eigenen wenn auch etwas rudimentären Kopfwikipedia krame ich nach und komme zu der Erkenntnis: „Sind das nicht die Jungs mit dem Sprechgesang?“ Dass die für meine Ohren viel zu schnell sprechen, so dass ich immer nur die Hälfte verstehe, verschweige ich mal tunlichst. Nächster vernichtender Blick, aber dann wird sie etwas moderater, schließlich will sie ja was von mir.

Dann mal los

Im Bestreben doch noch in den Olymp der besten Mütter der Welt zu kommen, buche ich also ein Hotel, kümmere mich um die Konzertkarten und dann geht es los Richtung Freiburg. Aber ehrlich, bis dato habe ich immer noch nicht den Hauch einer Ahnung, was mich da erwartet. „Willst du mal was von Dame hören?“ fragt die Hübsche auf dem Beifahrersitz irgendwann und ich nicke, kann ja nicht verkehrt sein.

„ … doch es erklärt vielleicht warum die Räume dunkel sind bei uns zuhause sind die Lichter meist aus denn jedes Mal bevor ich baden gehe schraube ich die Sicherung raus …“ schallt‘s mit leicht österreichischem Akzent aus dem Handy und ich fange an zu grinsen. Doch das gefällt mir, der Jung hat anscheinend Humor und irgendwie fang‘ ich echt an, mich richtig auf den Abend zu freuen.

Volle Pulle Stimmung im Jazz House

Nach einem ausgedehnten Stadtbummel durch Freiburg geht’s dann also gegen Abend Richtung Jazz House. Zwischen all‘ den jungen Leuten, die da Richtung Eingang strömen fühl‘ ich mich ja zunächst ein bisschen alt, macht aber nichts, denn drinnen ist es nicht nur angenehm kühl, sondern auch schön schummrig, wird also schon nicht so auffallen, dass ich den Altersdurchschnitt ziemlich nach oben pusche, aber noch ehe ich mir großartig Gedanken machen kann, geht es schon los und der Saal gerät in Schwingung.

Isser oder issers nicht?

„Das ist also Dame?“ schreie ich der Tochter ins Ohr, um die veritable Lautstärke zu übertönen. Unwillig schüttelt sie den Kopf, „ne, das ist Appletree, aber der ist auch total gut“ und dann ist sie irgendwie ab durch die Menge, wahrscheinlich, um weiteren blöden Fragen zu entgehen. Ich lehne mich einfach zurück. Tatsächlich redet oder doch eher singt Appletree für meine Ohren etwas zu schnell, da verstehe ich nur die Hälfte, aber gut hört es sich trotzdem an.

Der nette Jung von nebenan

Während ich also so entspannt im hier und jetzt einfach dasitze und zuhöre, schraubt sich die Stimmung irgendwann Richtung Siedepunkt und die „DAME, DAME, DAME“ Rufe werden immer lauter und tatsächlich, während ich wohl in Gedanken zwischenzeitlich ganz woanders war, ist er auf die Bühne gekommen. Erst wollt‘ ich es nicht so ganz glauben, der sieht ja aus wie der nette Jung von nebenan, also von wegen Gangsta oder so ein Quatsch.

Im Gewühl treffe ich eine weitere Kandidatin für den Mama-Olymp, die gleich eine ganze Schar Halbwüchsiger im Schlepp hat. „Ich find’s gut hier“, ruft sie mir zu und ich nicke bestätigend zumal, der Jung‘ hat selbst für meine Preisklasse Klasse – von leise und versonnen bis zu laut und schnell, mal mehr, mal weniger melodisch macht das selbst meinen Ohren Spaß und als er dann „Ich spiel wieder WoW“ anstimmt, da fange sogar ich an mitzusingen – so gut geht das in die Ohren und macht einfach nur Spaß.

Man sieht sich …

Vielleicht sollte ich mir zum Schluss die Gewissensfrage stellen: Hat es sich tatsächlich gelohnt für einen Abend einen Weg von fast 1000 Kilometern zurückzulegen? Ich mach es kurz: Es hat und ja, ich würde es wieder tun. Obwohl, wenn ich es recht überlege, dann wird der nächste Weg nicht ganz so weit ausfallen, denn dann kommt Dame nach Köln und ja, auch wenn die Tochter diesen Weg auch ganz gut ohne mich schaffen würde, ich werde mitgehen …

Fotos: LV



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