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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Das Schubladen-Projekt


Aber, so jedenfalls die deutliche Botschaft, die ich aus dem Stadtmuseum Euskirchen mitgenommen habe, in jedem von uns steckt mehr als wir auf den ersten Blick erkennen und mindestens noch ein zweites Gesicht, ...  

Das Schubladen-Projekt

Ha! Selbst das allwissende Wikipedia kann mir keine Auskunft darüber geben, wann und wo und von wem denn nun die Schublade erfunden ist. Dabei, haben Sie sich schon mal gefragt, wie oft am Tag Sie eine dieser praktischen Laden auf- und wieder zuschieben?



Kaum etwas funktioniert, so jedenfalls meine Erfahrung, so gut um Ordnung zu schaffen wie eben eine Schublade. Da kommt keine Kiste, keine Truhe, kein Schrank oder was auch immer mit. Auf, rein, zu und Ordnung ist.

 


War so, ist so, bleibt so?

Die Sache mit den Schubladen im Kopf ist so alt wie die Menschheit selbst. Tatsächlich kommt nur ein Bruchteil von dem, was wir sehen, in unserem Gehirn an. Aber das mischen wir dann mit bereits Bekanntem und glauben, dass wir nun alles gesehen haben, alles kennen, alles wissen. Wer graue Haare hat, ist alt. Wer einen schicken Anzug trägt, ist bestimmt auch Entscheidungsträger. Wer nicht „der Norm“ entspricht, ist nicht normal.

Das macht uns schnell, manchmal aber eben auch zu schnell und wir berauben uns der Möglichkeit, Menschen näher zu betrachten, geschweige denn, uns wertfrei auf sie einzulassen. Und wer weiß, welche interessante, spannende und vielleicht uns bereichernde Begegnung uns dadurch im Laufe der Jahre verloren gegangen ist.

Lust auf mehr?

Die Ausstellung „Schubladen-Projekt“ im Stadtmuseum Euskirchen – Porträtfotografien von Meike Hahnraths – kann bis zum 27.05.2018 besichtigt werden.

Im Kulturhof – Wilhelmstraße 32 – 34, 53879 Euskirchen

Di,Mi,Fr    15.00-18.00 h          Do    15.00 - 19.00 h
Sa         11.00 - 15.00 h         So     11.00 h -18.00 h

Gebt mir einen Hebel …

Ich glaube ja nicht, dass Meike Hahnraths unlautere Pläne hegt, die Welt aus den Angeln zu hebeln, nur ein bisschen unsere Sicht der Dinge vielleicht, seit sie angefangen hat, Menschen im Rahmen des „Schubladenprojektes“ mit der Kamera zu porträtieren. „50 % haben eine amtliche Bestätigung, dass sie behindert sind, die anderen nicht“, sagt sie salopp auf der Vernissage im Euskirchener Stadtmuseum, wo seit dem 9. März ihre Bilder zu sehen sind. 156 Menschen hat sie seit dem Start des bundesweiten Projektes aufgenommen – Menschen mit und ohne Einschränkungen, Frauen, die im Frauenhaus Zuflucht suchen mussten und eben auch ganz „normale“ Durchschnittsbürger. Nur eben, dass weder auf den ersten, noch auf den zweiten und auch nicht auf den dritten Blick zu erkennen ist, wer in welche Schublade „gehört“.

Das Quiz

Wir sind es gewohnt, dass uns Künstler in der Regel mit ihren Werk-Titeln Rat und Hinweis geben, unsere Gedanken in eine vorbestimmte Richtung lenken. Und hier? Nicht einen Titel gibt es, sondern derer gleich vier. Zu jedem Porträt bietet sie uns vier Beschreibungen an, doch nur eine trifft zu. Am Abend der Ausstellungseröffnung ist es voll in der oberen Etage des Stadtmuseums. Stimmengewirr dringt an mein Ohr. Jemand möchte mir einen „Multiple-Test“ in die Hand drücken, auf dem ich meinen jeweiligen Tipp vermerken kann. Ich gebe mir Mühe, aber ich sehe ein, ich scheitere. Am Ende ist es mir auch nicht so wichtig, weil …

Das zweite Gesicht

Stimmt schon, wenn ich morgens in den Spiegel schaue, dann finde ich das, was mir entgegenblickt nicht schön. Und wenn ich mich draußen auf der Straße, im Supermarkt, in der Bank oder an der Tankstelle umschaue – nein, ich bin nicht gerade von den Claudia Schiffers der Welt umgeben.

Aber, so jedenfalls die deutliche Botschaft, die ich aus dem Stadtmuseum Euskirchen mitgenommen habe, in jedem von uns steckt mehr als wir auf den ersten Blick erkennen und mindestens noch ein zweites Gesicht, etwas, was uns – ganz gleich, welche Schleifspuren das Leben in uns und unseren Gesichtern hinterlassen haben mag – unverwechselbar schön macht.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Meike Hahnraths - Das Schubladen-Projekt

 

 



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