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Winand Mausbach – reloaded


Natürlich ist die Frage nach dem „Was wäre wenn …“ ein hochspekulative Sache oder wie es der Trainer und Coach Ralph Goldschmidt so knackig auf den Punkt gebracht hat: „Vielleicht. Könnte sein. Würde, hätte, sollte. DAS LEBEN IST KEIN KONJUNKTIV.“ Aber ..  

Winand Mausbach – reloaded

Bei Alteingessenen, Heimatfreunden und wahrscheinlich auch interessierten Touristen mag ein Maler und Künstler wie Winand Mausbach, der nicht nur seine nähere Umgebung um Stommeln und Pulheim herum, sondern auch den Rhein auf und auf akribisch mit dem Zeichenstift auf Papier bannte, durchaus noch Interesse finden, aber was ist mit den Jungen, für die „analoge“ Techniken wahrscheinlich das sind, was für uns, na sagen wir mal der Umgang mit Faustkeil und Steinaxt?

Etwas Rundes zum Runden

Im Sommer wäre er, der gern und liebevoll „Chronist seiner Heimat“ seiner Heimat genannt wird, 100 Jahre alt geworden – ein guter Anlass also nach der großen Mausbach-Ausstellung 2012 im Bonner Stadtmuseum, sein Werk im Rahmen einer Ausstellung nahe seiner Wahlheimat Stommeln im Pulheimer Walzwerk zu zeigen.

Mehr als nur ein Rahmen

Klar, ein passender Rahmen wertet eigentlich alles auf: Das gute Essen gewinnt auf einem schönen Teller, Champagner trinkt man nicht aus der Kaffeetasse und für Bilder gilt es natürlich umso mehr: Ein gut gerahmter Druck wirkt schon ganz anders als ein mit Reißzwecken an die Wand gepinntes Poster. Aber was ein „guter“ Rahmen ist, der kostet halt und Geld ist allenthalben immer knapp und bei Museen und Kunstausstellung gleich umso mehr. Also fragten die Veranstalter, nämlich das Kuratorium der Mausbach-Stiftung und Ed Werner der Kunstinitiative WzK01 bei Professor Martin Wortmann, früherer Nachbar im Walzwerk und jetzt Präsident der Rheinischen Fachhochschule Köln nach, ob er nicht aushelfen könnte. Und damit war nicht nur Wortmanns Interesse, sondern auch seine Begeisterung für ein völlig neues Projekt geweckt.

Der Weiter-Denker

Die Kurzform wäre es: Konnte er, wollte er, tat er … Aber irgendwie wollte es Wortmann nicht bei der Ausleihe von ein paar Rahmen belassen und trug die Idee in „seine“ Fachhochschule, um sie dort mit Kollegen und Studenten zu diskutieren. Was man dort über Mausbach und sein Werk dachte, man weiß es nicht, aber schnell kam die Idee auf, ob man nicht ausgehend von seinem Originalwerken seine Motive auf ein quasi zeitgemäßes Niveau heben könne. „Schließlich“, so Wortmann in seiner kurzen Ansprache anlässlich der Ausstellungseröffnung, „würden sich auch Kunst und Künstler immer weiter entwickeln und auf neue Techniken zugreifen.“

Nicht mehr zeitgemäß?

Mal ganz ehrlich: Schauen wir uns heute vielleicht mit unseren Kindern oder gar Enkeln Fotos aus unserer Kindheit und Jugend an, müssen wir leider zugegeben, dass vieles, was wir da sehen, so was von „out“ ist – unsere Frisuren, unsere Kleidung ja selbst die Art wie wir damals vor der Kamera posierten – das würde heute kein Mensch mehr tragen oder machen.

Und so ähnlich geht es eben auch mit Winand Mausbach. Zum einen sind viele der Motive, die er mit Akribie und Könnerschaft zu Papier brachte in der Zwischenzeit einfach nicht mehr da – dem Tagebau oder schlicht dem Zeitgeist gewichen und zum anderen – wer würde heute noch so malen? Da nutzt auch der Vergleich, den Dr. Karl August Morisse und Prof. Dr. Wolfgang Dieter Lebeck im Zwiegespräch anlässlich der Eröffnung der Bonner Mausbach-Ausstellung zu Dürers Hasen zogen, nicht viel, will man die Jungen und Digitalen in eine solche Ausstellung holen.

Mausbach reloaded

Ausgehend von dieser Idee entwickelte Professor Beate Gleitsmann den Gedanken, Bilder des Künstlers in 3D-Studien nachzubilden, die dann von Professor Frank Reichow so realisiert wurde, dass die zwar den „alten Mausbach“ noch erahnen lassen, aber dennoch irritierend fremdartig und modern wirken. Um nur ein einziges dieser Bilder auszudrucken, brauchte es geschlagene sechs Stunden – die Vorarbeiten nicht eingerechnet – und spannend wäre der Vergleich wie lange der Künstler damals brauchte, um sein Motiv völlig analog und per Hand aufs Papier zu bringen, aber das ist – auch angesichts der Tatsache, dass Mausbach ja bereits 2000 verstorben ist, leider nicht mehr zu ermitteln.

Die Nachbearbeitung der Nachbearbeitung

Natürlich ist die Frage nach dem „Was wäre wenn …“ ein hochspekulative Sache oder wie es der Trainer und Coach Ralph Goldschmidt so knackig auf den Punkt gebracht hat: „Vielleicht. Könnte sein. Würde, hätte, sollte. DAS LEBEN IST KEIN KONJUNKTIV.“ Aber spielen darf man doch trotzdem, oder? Also hat sich Martin Wortmann sozusagen auf Spurensuche begeben, hat einen Teil der Motive des Malers ausfindig gemacht und diese digital fotografiert.

„Ich habe mir zwar sagen lassen“, meinte er lächelnd, „dass man seine Frau nicht zu oft und nicht zu offen loben sollte, aber ohne die digitaleIllustrierung durch meine Frau, wären sie bestimmt nicht so gut geworden. Dann wurden sie wiederum von Professor Reicho be- und nachberarbeitet, quasi „komponiert“ und animiert, also sozusagen die Nachbearbeitung der Nachbearbeitung, um nun – Original, Foto – Farbdruck in einer Reihe zu hängen und einfach zu zeigen, wie sich Technik und Wahrnehmung in nur wenigen Jahrzehnten weiterentwickelt haben. Ob Mausbach, würde er heute leben und malen so auf die Welt und seine Motive sehen würde? Ob er so arbeiten würde? Ob ihm das gefallen würde? Ach, wissen Sie, selten waren Konjunktive so schön und spannend …

Alle reden von der Kunst

Ein bisschen ungerecht ist es halt schon. Berichtet man über eine Kunstausstellung, spricht man zwangsläufig über den Künstler oder die Künstlerin und die Kunst, aber selten genug über all‘ die helfenden Hände, die eine solche Ausstellung erst möglich machen.

Zitieren wir an dieser Stelle doch einmal Bert Brecht, der fragte: „Der junge Alexander eroberte Indien. Er allein? Caesar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?“ Also sollte man an dieser Stelle vielleicht auch einen Gedanken an Sibilla Mausbach, die durch ihre Unterstützung nicht nur das Schaffen ihres Mannes erst möglich gemacht hat, sondern nach seinem Tod mehr als 300 Bilder dem Verein der Freunde und Förderer des Stommeler Heimatmuseum überließ, verwenden. Und nicht zuletzt sollte auch Dank an Ingrid Funke gehen, die nicht einen großen Teil ihrer Zeit mit der Aufbereitung des Mausbachschen Nachlasses zugebracht hat, sondern auch jetzt – im Vorfeld der Ausstellung im Walzwerk Atelier 50 mit ausgesucht, ein- und ausgepackt und aufgehängt hat.

Überall nur kölsche Bilder

Will man sich ein bisschen Heimatgefühl, Nostalgie und gleichzeitig einen Ausblick auf die Moderne gönnen, muss man flott sein, denn die Ausstellung in ihrer jetzigen Form wird nur bis zum 1. Mai im Walzwerk zu sehen sein. Nun wissen wir ja (nicht erst seit Gorbatschow), dass bestraft wird, wer zu spät kommt, aber mit ein bisschen Glück und Geduld werden wir schon bald wieder in den Genuss von „Mausbach reload“ kommen, wenn nämlich „neue“ und andere Bilder – dann vornehmlich Bilder mit Kölner Motiven in den alten Bunkeranlagen unter der Rheinischen Fachhochschule in der Schaevenstraße zu sehen sein werden.

Last but not least danken wir den Dozenten und Dozentinnen sowie den Studenten und Studentinnen der Rheinischen Fachhochschule - Carsten Jezewski - für die Überlassung der Bilddateien. Die Nachbearbeitung der Nachbearbeitung sowie die Fotos der Handzeichnungen Mausbach: LV



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