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Bring mein Paket, aber nerv‘ mich nicht


Vielleicht hilft es uns als Autofahrern, wenn wir uns zunächst ein wenig in die Situation der Trucker versetzen. ... Sehen Sie: Am Ende ist auch der Trucker „nur“ ein Mensch …  

Bring mein Paket, aber nerv‘ mich nicht

Da waren wir also in der vergangenen Woche beim Presseseminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrats zum Thema „Schwerlastverkehr“ und nun knobeln wir also, was davon für Sie am Ende nun wirklich interessant sein könnte, denn immerhin dürften – aber das ist reine Statistik – die wenigsten von Ihnen Ihre Brötchen als Trucker verdienen.

Ein Ziel und kein Verständnis?

Im Grunde haben wir ja alle dasselbe Ziel: Wir wollen oder müssen schnell von A nach B, da bleibt es sich gleich, ob wir als Pkw-Fahrer oder Trucker unterwegs sind, ob dienstlich oder privat. Insofern müsste man doch meinen, dass es eigentlich wenig Probleme geben dürfte, aber weit gefehlt, jedenfalls, wenn wir der 27. Uniroyal-Verkehrsuntersuchung glauben wollen: „Fahrer schwerer Lkw sehen sich selbst vor allem als hilfsbereit, freundlich und rücksichtsvoll. Den Pkw-Fahrern erscheinen sie dagegen vor allem als leichtsinnig, risikobereit und egoistisch.“ heißt es da.

Vielleicht hilft es uns als Autofahrern, wenn wir uns zunächst ein wenig in die Situation der Trucker versetzen. Gut, auch wir sind in der Regel nicht zu unserem Vergnügen, sondern im Rahmen von dienstlichen Fahrten unterwegs und stehen unter Termin- und Leistungsdruck, „kloppen“ Überstunden und plagen uns mit Schuldgefühlen, zu wenig Zeit für Familie und Freunde zu haben. Und wenn wir im tiefsten Inneren mal ganz ehrlich sind, wie oft haben wir – und wenn es noch so falsch und vielfach sogar gefährlich ist – unserem Ärger nicht schon über lautes Fluchen, Hupkonzerte oder gar den festen Tritt aufs Gaspedal nachgegeben? Sehen Sie: Am Ende ist auch der Trucker „nur“ ein Mensch …

Der Elefant auf der Autobahn

Ausnahmsweise mal kein Stau, zügig könnte man auf der linken Spur seines Weges fahren, wäre da nicht dieser verflixte Lkw, der augenscheinlich im Schneckentempo versucht einen Kollegen zu überholen und dafür geschätzt mindestens eine Viertelstunde wenn nicht länger braucht. Kennen Sie? Und haben Sie sich nicht auch schon dabei erlebt, dass Sie lautstark für ein allgemeines Überholverbot für Lkw plädiert haben?

Gut denn, im Prinzip sind diese Elefantenrennen sowieso verboten. „Überholen mit zu geringer Differenzgeschwindigkeit“  nennt unsere Straßenverkehrsordnung das und ahndet den Verstoß mit 80 Euro Bußgeld sowie einem Punkt in Flensburg.

Was bringt es?

Mathecracks haben es ausgerechnet: Ein Überholverbot für „schwere“ Lkw bringt für den Trucker einen Zeitverlust von rund 2 Kilometern in der Stunde, während Pkw im Mittel rund 6 bis 8 Kilometer (also pro Stunde)schneller vorankämen. Wir haben das – obwohl wir nicht zu den Rechengenies gehören, mal so gerechnet: Auf der Strecke Pulheim – Luzern würden wir bei optimalen Bedingungen ungefähr eine halbe Stunde sparen. Sorry, aber so viel ist das eigentlich nicht, gemessen an dem Nervenverschleiß, sich über einen langsamen Lkw aufzuregen.

Drängel nicht

Schon die Tatsache, dass ein Lkw mit augenscheinlich zu geringem Sicherheitsabstand hinter uns fährt, lässt uns unbehaglich fühlen, aber auch der „Dicke“ auf der Nebenspur lässt unser Herz nicht gerade vor Begeisterung höher schlagen. Ganz prekär wird es in Baustellenbereichen, wenn die Fahrspuren enger werden, fast jeder 2. Von uns hat schlicht und ergreifend ANGST. Interessanterweise funktioniert es aber auch andersherum, denn auch Lkw-Fahrer fühlen sich von uns „Kleinen“ genötigt, wenn wir mal eben in eine Lücke hüpfen oder unvermittelt vor oder hinter ihm einscheren.

Sicher leisten hier Fahrerassistenzsysteme wie EPS, Spurhalteassistenten und Abstandswarner bis hin zu automatischen Notbremssystemen einen wertvollen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit und einer erheblichen Gefahrenreduzierung – Experten gehen sogar davon aus, dass bis zu einem Drittel aller (schweren) Unfälle durch mehr Technik verhindert werden kann. Aber – und das ist das Problem an der Sache – man kann sie eben auch ausschalten und dann bleibt uns zur Zeit wohl nichts Anderes übrig, als es nach alter Väter Sitte zu regeln: Rücksicht nehmen, mitdenken und im Zweifelsfall nicht verbissen um jeden Meter Vorwärtskommen kämpfen.

Der Tod im toten Winkel

Es ist ja mehr als verständlich: Wer Recht hat, will auch Recht kriegen, aber um welchen Preis? Sicher, wenn Sie als Fußgänger oder Radfahrer geradeaus weiterwollen, dann haben Sie vor dem abbiegenden Verkehr zunächst Vorrecht und Vorfahrt. Nur leider ist es eben so, dass man als vergleichsweise „kleiner“ Verkehrsteilnehmer oft schlicht und ergreifend übersehen wird, weil man ihn im toten Winkel einfach nicht sehen kann. Bleiben Sie cool und lassen Bus oder Lkw zunächst abbiegen und denken Sie daran, im Prinzip sind es nur Sekunden, die Sie mit Blick auf Ihre eigene Sicherheit „verlieren“ und das ist doch allemal besser als die Gesundheit oder gleich das ganze Leben.

Die Sache mit der Überschrift

Jetzt haben wir Ihnen, na sagen wir mal, wenigstens schon mal einen kleinen Einblick in unsere neuesten Erkenntnisse gewährt, also bleibt noch die Sache mit der Überschrift.

Tatsächlich ist der Güterverkehr in den letzten 15 Jahren um rund 30% gestiegen. Woran das liegt? Unter anderem an uns, denn zeitgleich haben wir angefangen immer mehr Waren über Onlineshops zu bestellen und die kommen zu rund 70% über zu uns.

Denken Sie dran, wenn Sie der nächste Trucker nervt: Vielleicht hat er ja auch Ihr Paket unter der Plane …

Abstand – Michael Hirschka, Elefantenrennen & toter Winkel – Hartmut910, Holztransport & Räder – Rainer Sturm, Kabel – Dieter Schütz, grüner Lkw – Erika Hartmann, Stau 1 – Jens Märker, Stau 2 – Peter Reichartz, Paket - Lichtkunst73; alle bei www.pixelio.de



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