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Mobilität mitgestalten


Zweifelsohne macht es Sinn, nicht jeden Weg mit dem eigenen PKW zurückzulegen, sondern gegebenenfalls andere Mobilitätskonzepte zu nutzen. Warum nicht mal zu Fuß zum viel zitierten Briefkasten gehen oder die Kinder mit dem Fahrrad in den Kindergarten ...  

Mobilität mitgestalten

Die Kinder morgens in den Kindergarten oder zur Schule bringen, dann weiter zur Arbeit. Auf dem Rückweg noch schnell etwas einkaufen. Zwischendurch dann mal zum Friseur oder zum Arzt. Und abends der Besuch bei Freunden oder ein Konzert, auch mal ins Kino. Unsere Anforderungen an Mobilität sind vielfältig und kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht etliche Kilometer, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Damit dies reibungslos möglich ist, spielen eine Menge Faktoren eine Rolle: Wie sieht das Wegenetz für Autos und Fahrräder aus? Wie sind die Busverbindungen? Wo gibt es im Falle einer Panne eine Fahrradstation, die schnell „Erste Hilfe“ leisten kann oder wären Car-Sharing Modelle eine Alternative?

Das Klima und der öffentliche Nahverkehr

Mit dem etwas sperrigen Projekttitel "Klimaschutzteilkonzept Verkehr Rhein-Erft-Kreis" lässt der Kreistag des Rhein-Erft-Kreises derzeit ein Konzept erstellen, dass darauf abzielt, die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Mobilität aller Bevölkerungsgruppen zu sichern. Es befasst sich mit allen Verkehrsmitteln, insbesondere aber mit Fuß- und Fahrradverkehr sowie öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und dem motorisierten Individualverkehr.

Wesentliche Funktion des Konzeptes ist es, die Verkehrsplanung unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes zusammenzuführen und Maßnahmen gezielt für den Rhein-Erft-Kreis sowie für die kreisangehörigen Städte zu entwickeln, welche die Bürgerinnen und Bürger zu einer klimafreundlichen Verkehrsmittelwahl motivieren.

Benutzt wird nur, was Sinn macht

Zweifelsohne macht es Sinn, nicht jeden Weg mit dem eigenen PKW zurückzulegen, sondern gegebenenfalls andere Mobilitätskonzepte zu nutzen. Warum nicht mal zu Fuß zum viel zitierten Briefkasten gehen oder die Kinder mit dem Fahrrad in den Kindergarten bringen. Und wäre es nicht schön, wenn man als Ausklang eines schönen Abends noch ohne schlechtes Gewissen ein Gläschen trinken könnte, ohne sich um seinen Führerschein sorgen zu müssen, weil man den Heimweg mit Bus und Bahn bewältigen kann?

Damit diese Alternativen jedoch tatsächlich genutzt werden können, muss zunächst einmal eine bedarfsgerechte Infrastruktur geschaffen werden. Doch wie soll sie aussehen? Wer nutzt wann welches Verkehrsmittel und wie sind die Bedürfnisse der Bürger? Wo drückt der Schuh?

Fragen über Fragen

Um nun mehr über das Mobilitätsverhalten der Bürger im Rhein-Erft-Kreis zu erfahren, versandte die Kreisverwaltung nach dem Clusterprinzip Ende April / Anfang Mai Fragebögen an 15.000 Haushalte. Und die hatten es in sich.

Auf rund 11 Seiten wurden nicht nur Fragen nach Alter, Berufstätigkeit und Geschlecht gestellt, sondern die Statistiker wollten es genauer wissen. So wurde gefragt, ob und wenn ja wie viele Personen im Haushalt einen Führerschein besitzen, nach Besitz und Nutzung von Zeitkarten für den öffentlichen Nahverkehr, ob und wenn ja welche Fahrräder zur Verfügung stehen, ob man in naher Zukunft die Anschaffung neuer Fahrzeuge und wenn ja, welcher wie zum Beispiel eines Elektroautos, eines E-Bikes oder ähnliches geplant sei.

Doch damit nicht genug. Für einen bestimmten Tag sollten alle Mitglieder eines Haushaltes ein genaues Wegeprotokoll erstellen, aus dem hervorgeht, wer wann zu welcher Zeit von wo nach wo unterwegs war. Zusätzlich war zu vermerken, mit welchem Verkehrsmittel, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln man zu welchem Zweck wie zum Beispiel zur Arbeit, zu einem Besuch oder Einkäufen man unterwegs war.

Obwohl den Teilnehmern das Ausfüllen des umfangreichen Fragebogens durch ein Gewinnspiel mit attraktiven Preisen, darunter auch drei Elektrofahrräder und ein iPad versüßt wurde, fiel der Rücklauf der ersten Befragungsrunde nur mäßig aus und der Versand weiterer Fragebögen an weitere Haushalte nötig wurde.
Am Ende jedoch konnten die Statistiker auf eine ausreichende Zahl von Daten zurückgreifen, die abgesicherte Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten im Rhein-Erft-Kreis möglich machen.

Meinung gefragt

Bis sich die aus dieser Umfrage erzielten Ergebnisse greifbar im öffentlichen Nahverkehr niederschlagen werden, wird noch viel Zeit vergehen. Damit aber bereits jetzt die Bürger die Möglichkeit haben Wünsche und Sorgen, Probleme und Zufriedenheit über den Zustand „ihres“ Verkehrsunternehmens anzubieten, hat der Kreis jetzt eine entsprechende Maske online gestellt. Unter https://www.rheinerft-kreis.de/scripts/oepnvformular.php hat man hier die Gelegenheit, Anregungen oder Kritik an einer Haltestelle, einer Bus- oder Bahnfahrt oder sonstigen Serviceelemente des ÖPNV einzugeben. Das angesprochene Unternehmen wird dann gebeten, sich direkt mit dem Fahrgast in Verbindung zu setzen und dem Kreis eine Kopie zu übersenden. Berthold Rothe, Baudezernent des Rhein-Erft-Kreises, verfolgt damit zwei Ziele: Neben der Verbesserung der Kommunikationsaufnahme durch den Kunden erfährt der Kreis als zuständiger Aufgabenträger auch von möglichen Schwachpunkten und kann sich direkter in die Beseitigung dieser Mängel einbringen.

Einmischen erwünscht

Was sich teilweise erst langsam in den Köpfen der Bürger und Politiker festsetzt, gehört in Kerpen schon längst zum Alltag und zum guten Ton, nämlich, dass Bürger aktiv ihr Umfeld oder in diesem Fall ihre Ansprüche an Mobilität mitgestalten. Bereits 2008 fanden sich im Netzwerk 55plus eine Gruppe von Kerpenern zusammen, die aus verschiedenen Gründen ihren PKW abschaffen und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen wollten. „Nur meckern“, so stellten sie schnell fest, „bringt nichts“ und vernetzten sich nicht nur mit dem Behindertenbeirat und den Seniorenbeirat der Stadt Kerpen, sondern auch mit den örtlichen Verkehrsunternehmen sowie dem Verkehrsverbund. Und last but not least wurde die Gruppe auch in den Arbeitskreis(AK) ÖPNV der Stadt Kerpen aufgenommen, der als Gremium in der Stadtverwaltung, bestehend aus Politik, Verwaltung, sachkundigen Bürgern und den örtlich operierenden Verkehrsunternehmen, der die Sitzungen des Planungsausschusses in Sachen Verkehr vorbereitet, wo sie regelmäßig ihre Anliegen hinsichtlich der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs einbringen.

Und ihr Engagement lohnt sich: Nicht nur können jetzt Tickets für den ÖPNV auch im Rathaus Kerpen erworben werden, auch der Ausbau hin zu möglichst barrierefreien Haltestellen schreitet kontinuierlich voran. Besonders stolz können die engagierten Bürger jedoch auf das sogenannte „Bustraining“ sein, das in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit der REVG (Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH), RVK (Regionalverkehr Köln GmbH) und VRS (Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH) veranstaltet wird.

Damit der Umstieg vom eigenen PKW auf öffentliche Verkehrsmittel nicht zum Hindernislauf wird, werden hier Fragen wie: Welche Buslinie bringt mich zum gewünschten Ziel? Wo steige ich am besten ein oder aus? Wer hilft mir, wenn ich nicht mehr so gut zu Fuß bin? Wie funktioniert eigentlich das Anrufsammeltaxi? beantwortet.

Im praktischen Teil werden nicht nur wichtige Tipps zum sicheren Ein- und Aussteigen, dem richtigen Verhalten im Bus, bis hin zur einfachen Fahrtplanung und den günstigsten Fahrscheinangeboten geboten, sondern auch die Möglichkeit in Kleingruppen das sichere Verhalten im Bus praktisch zu üben.

Gut Ding will Weile haben

Bis die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung in die Praxis umgesetzt werden können, wird es noch dauern. Während erste Ergebnisse zwar bereits für den Spätsommer diesen Jahres erwartet werden, wird der neue Nahverkehrsplan wohl erst Ende 2014 fertiggestellt werden. Aber wer weiß, vielleicht werden dann auch Ihre Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt und wir können ganz entspannt auf Bus und Bahn umsteigen.

Fotos: Busfahrer - Uwe Steinbrich, Fahrräder - Liza Litsch, Fußgängerschild - Tomsawyer, Piktogramm Fußgänger/Fahrradfahrer - Fionn Große, Stau - Th. Rheinhardt, Ankreuzen - S. Hofschlaeger, Bahnhof - Marc Holzapfel alle bei www.pixelio.de, für das Bild vom Bustraining bedanken wir uns ganz herzlich bei der Stadt Kerpen, alle weiteren Redaktion Laetitia Vitae



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