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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Wohltuendes Kontrastprogramm


Und wenn Sie dieses Jahr die Kunststage verpasst haben und nun traurig sind, dann trösten Sie sich doch einfach mit der schlichten pinken Wahrheit: Heute ist nicht alle Tage, sie kommen wieder keine Frage …  

Wohltuendes Kontrastprogramm

Wissen Sie wie man sich fühlt, wenn man den halben Tag auf der gamescom, der wohl größten und berüchtigsten Spielemesse hat verbringen müssen? Nein, na dann seien Sie mal froh. Und für alle, die es doch genauer wissen wollen: Wie nach einer 90° Turbo-Buntwäsche mit dauerlaufendem zu lautem Soundtrack.

Einlaufen, runterkommen

Mit wehen Füßen, weniger vom vielen Rumrennen als vom stundenlangen Anstehen bei irgendwelchen Ballerspielen, die mich zwar die Bohne, dafür aber unseren Schülerpraktikanten umso mehr gefesselt haben und etwas high wegen zu vielen Energiedrinks, die einem an jedem Stand und jeder Ecke aufgenötigt wurden,  laufe ich also irgendwann in die Brauweiler Abtei ein, um schon während des Aufbaus einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen.

Ruhe, welch‘ himmlische Ruhe

Nach dem Krach, dem Mief und den Menschenmassen in den Kölner Messehallen empfängt mich, kaum habe ich den Torbogen der Abtei durchschritten eine wohltuende Stille. Auf der Grünfläche im Innenhof stehen einige farbenfroh gewandete Damen in ein stummes Zwiegespräch vertieft. Am liebsten würde ich mich ja zu ihnen gesellen und ihrem wortlosen Dialog lauschen. Wäre doch sicher spannend zu erfahren, was die Kunst so von den Künstlern hält … Aber am Ende treibt mich dann doch die Neugier und die Unrast weiter.

Wundertüte Abtei

Eigentlich kennt man sich ja ganz gut aus in der Abtei. Irgendwas findet hier ja immer statt, von der Podiumsdiskussion bis zu den Classic Nights und eben einmal im Jahr die Kunsttage. Sozusagen nichts Neues in Brauweiler? Wohl möglich, wenn nicht Engelbert Schmitz und sein Team jedes Jahr wieder aus der Vielzahl der Bewerberinnen und Bewerber immer neue Schätze rausfiltern würden und sie mit Altbekanntem mischen. Dann wird die Abtei sozusagen zur Wundertüte. Dass was Tolles drinsteckt ist eigentlich schon klar, nur was, das bleibt dann doch zu entdecken.

In der Ander-Welt

Ein bisschen kommt mir die Abtei ja immer vor wie ein Ort in der Ander-Welt. Die Zeit scheint hier stehenzubleiben oder wenigstens eine andere Bedeutung als im „draußen“ zu haben. Ein Gefühl, das sich noch verstärkt als ich die surrealen Bilder von Peter Stock entdecke. Auch wenn ich weiß, dass ich mir von den mageren Einkünften als „Schreiberling“ wohl kaum das ein und andere Bild leisten könnte (wie war das doch mit Brecht? Erst kommt das Fressen und dann die Kunst – oh, pardon die Moral), kann ich mich nicht von ihnen abwenden. Verstörend und gleichzeitig berührend wirken sie auf mich und tja, vielleicht irgendwann, sozusagen in Ander-Zeit, könnte ich mir wohl schon eines seiner Werke an einer meiner Wände vorstellen.

Mobile Immobilie gefällig?

Während ich so durch die Räume schlendere, bleibt mein Bild an großformatigen Bildern hängen, die aber witzigerweise eben nicht an der Wand hängen, sondern teils frei im Raum aufgestellt sind. Fotografien von mobilen Immobilien aus Afrika, die Wanda Wantz auf Glas gebannt hat. Aus Kisten entstehen Wohnungen, aus alten Autoreifen Sitze und Sessel. Ein bisschen fasziniert mich der aus Not geborene Einfallsreichtum, der dann zur Kunstform wird (ob die Afrikaner das auch so sehen) und holt mich gleichzeitig auch auf den Boden der Realität zurück, die – jammern hin oder her – doch heißt: Es geht uns eigentlich ziemlich gut.

Nur nicht zu doll atmen

Auf meiner Wanderung komme ich auch an den Gebilden von Traudel Stahl vorbei. Aus handgeschöpftem Papier über Peddigrohr gespannt hängen sie im Raum und fangen schon beim kleinsten Lufthauch an zu schweben. Sie sind so zart und schön, dass ich schon fast fürchte, würde ich zu doll atmen, sie könnten sich durch das Fenster auf und davon machen. Also bleibe ich einfach stehen, halte ein bisschen die Luft an und lasse meine Gedanken gleich ihren Objekten ein wenig durch die Luft tanzen.

Clemens August der Prächtige und seine großen Brüder

Am Ende ist es ja doch gelogen. Denn ein kleines Stück der großen Kunst habe ich mich vor Jahren nicht nur gewünscht, sondern auch bekommen. Während Winfried Gille seine schmiedeeisernen Wildsauen schlicht „Rotte“ nennt, heißt die Meinige, die mich und mein Tun vom Fensterbrett her kritisch beäugt Clemens August der Prächtige. Und nun ist er also wieder da, also nicht das Schwein und auch nicht Gille persönlich, also wenigstens nicht heute, aber das, was er in den Jahren dazwischen an Kunst geschaffen hat. Richtig große Skulpturen, die Weltenretter, hat er diesmal mitgebracht.

Und dann wäre da noch

Tja, so ist es eben mit richtigen Wundertüten. Man kann auspacken und staunen und wieder auspacken und wieder staunen und am Ende wird – so ist das eben bei Wundern – die Tüte nicht wirklich leer. Enstprechend könnte ich noch schreiben und erzählen und versuchen, alles was mir so vor die Augen und in den Sinn kam in Worte zu fassen, aber am Ende finde ich, muss jeder sein eigenes Wunder entdecken. An Auswahl mangelt’s ja nicht.

Und wenn Sie dieses Jahr die Kunststage verpasst haben und nun traurig sind, dann trösten Sie sich doch einfach mit der schlichten pinken Wahrheit: Heute ist nicht alle Tage, sie kommen wieder keine Frage … Tun sie doch, oder Herr Schmitz?

Fotos: DWW



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