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Es nagt der Zahn der Zeit


Während wir – wollen wir unseren persönlichen Alterungsprozess wenigstens einigermaßen im Griff behalten – nahezu jeden Tag etwas tun müssen, hält so eine Schlämme in der Regel gut 25 Jahre, in Falle der Kirchtürme sogar mittlerweile eben 30.  

Es nagt der Zahn der Zeit

Uns verrät ja in der Regel der Blick in den Spiegel: Der Zahn der Zeit nagt. Haben wir die 40, okay, sagen wir die 50 überschritten, machen sich einfach die ersten Fältchen bemerkbar und es wird Zeit ihnen mit der ein oder anderen Creme zu Leibe zu rücken, um die Schäden nicht allzu groß werden zu lassen.

Und wenn uns das schon so geht, was soll dann ein so altes und ehrwürdiges Bauwerk wie die Brauweiler Abteikirche Sankt Nikolaus und Sankt Medardus erst sagen? Schließlich blicken die Türme schon seit nahezu 880 Jahren über das Kölner Umland und haben somit schon eine Menge Zeit auf dem Stein und genau das ist eben das Problem.

Tuff, Basalt und Sandstein

Alle drei Gesteinsarten sind in unseren Breitengraden nicht nur relativ leicht zu beschaffen, weil wir nämlich in der Eifel sozusagen ein prima Vorratslager haben, sie haben auch den unschätzbaren Vorteil, dass sie relativ gut zu be- und verarbeiten sind. Kein Wunder also, dass Baumeister aller Jahrhunderte immer wieder gern mit ihnen gearbeitet haben. Allerdings haben gerade Tuff und Sandstein auch einen entscheidenden Nachteil: Sie gehören zu den „weichen“ Steinen und sind somit ziemlich witterungsanfällig. Ähnlich wie unsere Haut brauchen sie einfach Schutz, damit sie nicht vom Zahn der Zeit zernagt werden.

Schlämme statt Creme

Um also nun die Türme oder besser gesagt den Stein aus dem die Türme sind, vor weiteren witterungsbedingten Schäden zu bewahren, wurde schon 1978 Schlämmputz-Schicht aufgetragen. Ob nun die Empfehlung, sich hier für eine „hydrophile“, also wasserdurchlässige, Variante zu entscheiden nun richtig oder falsch war, fällt wahrscheinlich wie so vieles im Leben in die Rubrik „wie man’s macht, macht man’s verkehrt“. Denn später entschied man sich für eine weitere und zwar diesmal wasserabweisende Schicht aufzutragen. Die Crux an der Sache ist nun die, dass, dringt zum Beispiel über Risse Feuchtigkeit in die untere Schicht ein, bei Frost ganze Teile der „Fassade“ einfach abplatzen können.

Nichts hält für die Ewigkeit

Gerechterweise muss man aber doch eins bedenken: Während wir – wollen wir unseren persönlichen Alterungsprozess wenigstens einigermaßen im Griff behalten – nahezu jeden Tag etwas tun müssen, hält so eine Schlämme in der Regel gut 25 Jahre, in Falle der Kirchtürme sogar mittlerweile eben 30. Aber nun ist es eben an der Zeit sich wieder an die Arbeit zu machen, die alte Schicht vorsichtig abzutragen und alles neu zu beschichten.

Erst das Gerüst, dann die Arbeit

Alleine rund vier Wochen hat es gebraucht, um das Gerüst zu stellen, denn anders als bei „normalen“ Gebäuden, kommt es häufig vor, dass Anbauten am eigentlichen Kirchenschiff nicht die Stabilität aufweisen, um Lastabtragungen vom Gerüst aufzunehmen. Dann muss zunächst eine aufwändige Trägerkonstruktion geschaffen werden, um die Gerüstaufbauten auf „sichere Füße“ zu stellen, zumal erschwerend hinzukommt, dass Sandstein, nur eine verminderte Tragfähigkeit und Belastbarkeit aufweist. Jetzt aber sind die Türme eingerüstet und obendrein auch noch mit einem Wetterschutz versehen worden, so dass man loslegen kann.

Jetzt geht’s los

Nach und nach werden nun die Reste der alten Schlämmschicht und auch die Verbleiungen, die als Schutz gegen eindringendes Regenwasser gedacht waren, abgelöst. Dabei zeigt sich allerdings eine weitere Problematik: Im Rahmen der letzten Sanierung sind nämlich eine ganze Reihe von Bleiplatten mit Dübeln befestigt worden, so dass der Stein zu Teilen wie ein Schweizer Käse wirkt und die Fachleute vor die Frage stellt, wie nun diese zu stopfen sind …

und wird teuer


Insgesamt werden die Arbeiten mal eben eine Summe von rund 1,5 Millionen Euro verschlingen – ein Betrag, der unmöglich allein von der Kirchengemeinde getragen werden kann, ihr Anteil liegt bei ungefähr einem Drittel, 200.000 übernimmt die Stiftung Denkmalschutz und den „Rest“ das Erzbistum.
 

Da dacht ich doch …

Wenn Sie mich jetzt gefragt hätten, so spontan und mit Hand aufs Herz, nach welchem Schutzpatron denn nun die Abteikirche benannt ist, dann hätte ich ohne zu zögern den Heiligen Nikolaus genannt, was richtig ist aber eben nicht ganz. Denn neben dem Kinderfreund wacht quasi noch ein weiterer Schutzheiliger über die Kirche der ehemaligen Benediktinerkirche und das ist nun wirklich nett, denn – so hat mir Wikipedia es verraten – der heilige Medardus gehört zu den Wetterheiligen und wird von den Bauern gern als Schutzpatron für gutes Heuwetter angerufen. Dass er zudem auch der Schutzpatron der Schirmmacher ist, kann man dann doch nur als gutes Zeichen werten, vielleicht hält er dann am Ende doch seine schützenden Hände über die Türme der Abteikirche und sorgt dafür, dass Wind und Wetter sie nicht allzu sehr in Mitleidenschaft ziehen.

Worauf warten Sie noch?

Bis nun die Abteikirche oder besser gesagt ihre Türme wieder in neuem Glanz erstrahlen, wird es wohl noch eine Weile dauern, denn Restaurierungsarbeiten dieser Art dauern halt nun mal und so lange wird man auf der Westseite nicht viel von der Schönheit des Gesamtensembles sehen können. Was Sie aber nicht hindern sollte einmal einen Blick in das Innere der Kirche zu werfen.

Im Eingangsbereich der Kirche fällt zunächst das Stifterbild von 1657 an der rechten Turmwand auf. Auf dem Gemälde sind u.a. das Stifterpaar mit dem Kirchenmodell und seine zehn Kinder, unter ihnen auch Richeza, zu sehen, außerdem die Heiligen Benedikt und Nikolaus.
Erhaltene Fresken aus dem 14. Jahrhundert an den Langhauspfeilern zeigen überlebensgroße Heiligenfiguren, Apostel und den Heiligen Benedikt unter illusionistischer Baldachinarchitektur. Das Raumbild der Kirche ist geprägt durch eine Fülle von Kapitellen wie zum Beispiel das mit einer Darstellung der vier Paradiesflüsse zwischen Apsis und Bernhardskapelle im Chorscheitel.
Zeugnis für die Bedeutung Brauweilers als erste und wichtigste Kultstätte des Heiligen Nikolaus im Erzstift Köln ist die ehemals farbig gefasste Holzskulptur am nördlichen Vierungspfeiler. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert. Wie der ausgehöhlte Körper des Bildwerks diente auch der hinten offene Thron als Behältnis für Reliquien.
Mindestens genauso sehenswert sind aber auch die Beichtstühle, das Chorgestühl und der monumentale Orgelprospekt in ihrer barocken Ausstattung.
 

Und dann wären da noch und noch und noch … aber, warum hier schon alles erzählen? Fahren Sie doch einfach mal vorbei und gegen ein Mini-Entgelt schnappen Sie sich doch einfach einen Kurzführer durch die ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche und entdecken Sie all die Schönheiten auf eigene Faust.



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