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Ankunft in der Neuen Welt


Nachdem nun im Mai diesen Jahres terra nova am Rand des Tagebaus Hambach eröffnet worden ist, stand auch für die Mitarbeiter der Forschungsstelle Karton- und Kofferpacken auf der Tagesordnung, um in die rund 50 m2 großen Räumlichkeiten im Obergeschoss ...  

Ankunft in der Neuen Welt

Kaum eine Region in Deutschland dürfte mit so großen landschaftlichen Veränderungen konfrontiert werden wie das Rheinische Braunkohlerevier. Dies ist eine große Herausforderung und birgt einerseits Probleme und Konfliktpotential, andererseits aber auch Chance und Perspektive für eine geplante Landschafts- und Zukunftsgestaltung. Denn anders als im Steinkohleabbau kann Braunkohle aufgrund der besonderen geologischen Gegebenheiten nur im Tagebau gewonnen werden.

Fast 250 Jahre Rekultivierung

Bisher haben die rheinischen Tagebaue rund 290 Quadratkilometer in Anspruch genommen, von denen bis heute rund 200 Quadratkilometer wieder rekultiviert worden sind. Dabei ist der Grundgedanke der Rekultivierung nicht neu, wie der Pachtvertrag über die Roddergrube bei Brühl aus dem Jahr 1766 belegt. Schon damals wurde vereinbart, dass nach Beendigung des Braunkohleabbaus die ehemaligen Tagebauflächen wieder neu bepflanzt werden mussten.

Doch wie sollen die ehemaligen Tagebauareale gestaltet werden? Im Rahmen eines geschärften Umweltbewusstseins reicht eine einfache Begrünung nicht mehr aus. Vielfältige Interessen wollen bei der Neugestaltung der Landschaftsräume berücksichtigt werden: Teile der zur Verfügung stehenden Flächen sollen in der Folge wieder für landwirtschaftliche Betriebe nutzbar sein und der Existenzsicherung dienen; Gemeinden erhoffen sich von der Erschließung neuer Gewerbegebiete wirtschaftlichen Zuwachs, doch auch die Belange von Natur- und Umweltschutz sowie die Anforderungen an die Erschließung von Naherholungsgebieten haben einen durchaus berechtigten Stellenwert. Eine solch komplizierte Gemengelage ist nur auf Grundlage fundierter, durch Forschung abgesicherter Erkenntnisse lösbar.

Bündelung der Erkenntnisse

Um die verschiedenen Forschungszweige und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu bündeln, wurde bereits Anfang der 90er Jahre eine erste Forschungsstelle unter dem Namen „Freilandökologische Station“ im alten Forsthaus Lindenberg in Jülich eingerichtet. 1999 erfolgte dann der Umzug nach Jülich-Hackhausen und die Umbenennung in „ Forschungsstelle Rekultivierung“, einer Kooperation der RWE Power AG und dem Kölner Büro für Faunistik. Die Aufgabenstellung der Forschungsstelle umfasst unter anderem die Dokumentation wissenschaftlicher Studien, die die ökologischen Auswirkungen der verschiedenen Vorgehensweisen erforschen und belegen, um die so gewonnenen Daten in einem einheitlichen Format zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig besteht ihre Aufgabe darin, hier eine Plattform für den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Forschungsgruppen zur Verfügung zu stellen. Eine weitere wahrzunehmende Aufgabe ist die Information der Öffentlichkeit über Forschungsergebnisse und Zukunftsperspektiven, denn nur, wenn der Tagebau und die damit verbundenen Eingriffe in den Naturraum und unter Berücksichtigung der Rekultivierungsmaßnahmen verstanden und akzeptiert werden, kann ein ausgewogenes Miteinander von Energiegewinnung einerseits und Berücksichtigung der diversen Interessen andererseits mehr oder minder konfliktfrei gelingen.

Mehr als ein Besucherzentrum

Nachdem nun im Mai diesen Jahres terra nova am Rand des Tagebaugebiets Hambach eröffnet worden ist, stand auch für die Mitarbeiter der Forschungsstelle Karton- und Kofferpacken auf der Tagesordnung, um in die rund 50 m2 großen Räumlichkeiten im Obergeschoss des Besucherinformationszentrums einzuziehen. Am vergangenen Freitag nun übergaben Michael Vogel, Dezernet für Umweltschutz und Kreisplanung des Rhein-Erft-Kreises, Elsdorfs stellvertretender Bürgermeister Hans-Theo Schmitz und Dr. Lars Kulik, Leiter Braunkohleplanung und –entwicklung von RWE Power, symbolisch einen übergroßen Türschlüssel an Dr. Thomas Esser vom Kölner Büro für Faunistik. „Der neue Standort in der Mitte des Rheinischen Braunkohlereviers ist für unsere Arbeit ideal. Unsere Untersuchungen zu Artenschutzmaßnahmen für den Tagebau Hambach können wir jetzt sogar in unmittelbarer  Nachbarschaft durchführen“, freute sich Esser.

Ein Kommen und Gehen in der Artenvielfalt

Dort, wo aufgrund des Tagebaus zunächst Tierarten weichen, weil die herrschenden Voraussetzungen nicht mehr ihren Lebensbedingungen entsprechen, siedeln sich jedoch meist neue, zuweilen auch bedrohte Tierarten an. So werden am Rand des Abbaugebietes Hambach immer wieder Uhus gesichtet, ziehen Schlangenadler ihre Kreise über Garzweiler und brüten Wanderfalken regelmäßig auf den Großgeräten im Tagebaugebiet. „Auch hier müssen wir nach Lösungen suchen“, so Esser, „damit diesen und anderen, zum Teil bereits auch bedrohten Tierarten im Rahmen der geplanten Rekultivierung ein ihren Bedürfnissen entsprechender Lebensraum erhalten bleibt.“

Wertvolle Unterstützung durch viele ehrenamtliche Helfer

Mit dem Einzug in das Besucherinformationszentrum und die räumliche Nähe zum Tagebau Hambach ist auch die Kommunikation zwischen der Forschungsstelle und den vielen ehrenamtlichen Naturschützern verbessert worden. Denn nur durch Mithilfe vieler, die in ihrer Freizeit nicht nur die sowohl im Tagebau wie auch in den Rekultivierungsgebieten lebenden Tiere beobachten und zählen und somit der Forschungsstelle wertvolles Informationsmaterial zuliefern ist nicht nur wertvolle, sondern nahezu unerlässliche Unterstützung für die Arbeit der Forschungsstelle Rekultivierung.

Ein Haus und viele Möglichkeiten

Der Einzug der Forschungsstelle Rekultivierung hat das bereits bestehende Angebot des Besucherinformationszentrums komplettiert, doch bitten sich hier auch diverse andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. In direkter Nachbarschaft findet sich zum Beispiel eine Fussballgolfanlage oder die Möglichkeit, auf dem „Speedway“ Rad zu fahren oder zu skaten. Und wer über diesen Aktivitäten durstig oder hungrig geworden ist, kann sich in der im Zentrum angesiedelten Gastronomie stärken.

Fotos: Uhu & terra nova: Ulf Dworschak, Schlüsselübergabe & Mitarbeiter Forschungsstelle: RWE, Wanderfalke & Schlangenadler: Fotolia



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