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Brückenbauer in fremde Welten


Schon lange wissen wir, dass Tiere positive Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt, auf verschiedene physiologische Funktionen unseres Körpers und damit letztendlich auf unsere Gesundheit haben können. Diese Erkenntnisse macht sich auch die Alexianer Köln ..  

Brückenbauer in fremde Welten

Eine der Begleiterscheinungen unserer im älter werdenden Bevölkerung ist die Demenzerkrankung, in ihrer am häufigsten auftretenden Art auch als Alzheimer Erkrankung bekannt. Vor allem ist das Kurzzeitgedächtnis, das Sprach- und Denkvermögen betroffen. Doch wie gehen wir um mit Menschen, die unsere Sprache nicht mehr verstehen, quasi in einer immer stummer werdenden Welt leben?

Es geht auch ohne Sprache

Auch wenn so gut wie jeder Tierhalter nahezu täglich und immer wieder mit seinen tierischen Mitbewohnern spricht, Tiere können sich nicht nur untereinander als auch mit dem Menschen bestens ohne Sprache verständigen. Ein Blick, eine Geste sagen oft mehr als tausend Worte. Sie brauchen keine großen Worte um zu sagen: „Spiel mit mir“, „ich bin hungrig“ oder ganz einfach: „ich mag dich“.

Schon lange wissen wir, dass Tiere positive Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt, auf verschiedene physiologische Funktionen unseres Körpers und damit letztendlich auf unsere Gesundheit haben können. Wie die Studie des Robert-Koch-Instituts belegt, führt allein die Anwesenheit eines Tieres im selben Raum zu einer Senkung des Blutdrucks und zu einer Verringerung von Stressempfindungen. Tiere fragen nicht nach Krankheit, Behinderungen oder sozialen Problemen, sondern reagieren direkt und unverstellt auf Zärtlichkeiten, die Ihnen entgegengebracht werden. Das Streicheln eines Tieres vermittelt das Gefühl von Sicherheit, Kameradschaft, Konstanz und Intimität und trägt zum physischen und psychischen Wohlbefinden bei.

Hunde als Brückenbauer

Diese Erkenntnisse macht sich auch die Alexianer Köln GmbH zu nutze. Auf Initiative von Änne Türk wurde hier der „4 Pfoten für Sie“ Hunde-Besuchsdienst für Menschen mit Demenzerkrankung ins Leben gerufen. „Mit einem kurzen Schwanzwedeln kann ein Hund mehr Gefühle ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede“, zitiert sie Louis Armstrong und bringt es auf den Punkt. Wer aufgrund seiner Erkrankung nur noch schwer oder nicht mehr über Sprache erreichbar ist, ist dennoch offen für die Ausdrucksweise eines Hundes. Dazu kommt, dass viele Menschen im Laufe ihres Lebens zumeist positive Erfahrungen mit dem besten Freund des Menschen gemacht haben. „Tiere können Gefühle und Erinnerungen in Menschen mit Demenz hervorrufen, die sie wieder mit dem Leben um sich herum in Kontakt treten lassen.“ so Änne Türk.

Mensch und Hund müssen in die Schule

Damit Hund und Herr gut für Ihre neue Aufgabe im Umgang mit demenzkranken Menschen vorbereitet sind, müssen sie zunächst einen 40-stündigen Qualifizierungskurs besuchen, wobei der Mensch im Mittelpunkt steht: Im werden Inhalte zum Krankheitsbild Demenz, Handlungskompetenzen in der Kommunikation und im Umgang mit Menschen mit Demenz und Beschäftigungs- und Interaktionsmöglichkeiten im Hunde-Besuchsdienst vermittelt. An zwei Praxistagen wird mit dem Hund geübt, welche Aufgaben er im Rahmen des jeweiligen Besuches erfüllen soll.

Keine Frage der Rasse, sondern des Wesens

Ob ein Hund als Besuchshund in Frage kommt, ist keine Frage der Rasse. Viel wichtiger ist, dass es sich um gehorsamsfeste und auf den Menschen bezogene Hunde handelt. Hier gewinnen die Initiatoren des Projektes bereits Einblicke in die Zusammenarbeit von Mensch und Hund und können im Anschluss daran, entscheiden welches „Hund-Mensch-Gespann“ zu welchem Patienten passt. „Ein lebhafter Hund passt eben besser zu einem noch recht aktiven Menschen, während ein anderer Patient vielleicht eher Kontakt zu einem eher ruhigen und verschmusten Hund findet“, erläutert Türk. Ebenso ist zu berücksichtigen, welche Hundebiographie der jeweilige Patient hat. Wer in früheren Jahren vielleicht selbst große Hunde gehalten hat, kann im Umgang mit einem großen Hund eher seine Erinnerungen aktivieren.

Niedrigschwellen-Angebot kommt auch in den Erft-Kreis

Bereits 40 ehrenamtliche Hundebesitzer engagieren sich in Köln für den Hundebesuchsdienst und bringen somit nicht nur den an Demenz Erkrankten Freude und neue Kontakte zur Außenwelt, sondern auch deren Angehörigen Entlastung, da diese die Besuche als Auszeit für sich nutzen können. Nun soll dieses Angebot auch im Rhein-Erft-Kreis realisiert werden. „Wir müssen in Bezug auf die Überalterung in den seit den 70er Jahren entstandenen Wohngebieten neue strukturelle Antworten finden“, so Landrat Werner Stump in seiner Ansprache im Rahmen der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit der Alexianer Köln GmbH, „mit diesem Besuchsdienst bieten wir ein Niedrigschwellen-Angebot, das da wirkt, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird, denn rund 75% der Erkrankten werden zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt.“

 

Jonah langweilt sich

Während die Zweibeiner standen, sprachen und Verträge unterschrieben, lag die vier Jahre alte Labradorhündin Jonah zunächst brav zu Füßen ihrer Herrin. Doch irgendwann wurde es ihr doch zu viel. Kurz entschlossen schnappte sie sich ihr Hundespielzeug und ließ es vor die Füße der Anwesenden kullern. „Kommt und spielt mit mir“ hieß ihre charmante Aufforderung, der selbst ein Landrat nicht widerstehen konnte. Kurz entschlossen bat er um ein Leckerchen für Jonah und gab es ihr, womit er nicht nur Jonah für sich begeisterte.

 

 

Lust auf Besuch?

Wenn Sie sich nun vorstellen können mit Bello, Waldi, Hasso oder wie Ihr bester Freund auch immer heißen mag, zukünftig ein wenig von Ihrer Zeit zum Wohle anderer zu erübrigen, dann nehmen Sie Kontakt zum Verein „4 Pfoten für Sie“ auf. Schon zwei Stunden pro Woche genügen, um Menschen mit Demenz (wieder) den Kontakt zu Hunden zu ermöglichen, ihren Alltag zu bereichern und deren Angehörige zu entlasten. Nach einem ersten „Casting“ auf der Hundewiese und den 40-stündigen Lehrgang legen Sie die Prüfung für den BVZ-Hundeführerschein ab und dürfen sich und ihren Hund stolz und offiziell als tolles Besuchsteam bezeichnen.
Fotos Hunde-Besuchsdienst: Michael Hagedorn, Fotos Kreishaus: Laetitia Vitae



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