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Eine Stadt wird fair


Damit wir nicht nur preiswert, sondern eben nach Möglichkeit billig einkaufen können, muss an anderer Stelle gespart werden, entweder an der Qualität oder beim Erzeuger. Für viele Kleinbauern, die Produkte wie Kaffee, Tee, Kakao oder Zucker anbauen, heißt  

Eine Stadt wird fair

Sind wir fair? Natürlich sind wir das! Sich gegenüber unseren Mitmenschen ehrlich und anständig zu verhalten, ist für uns wahrscheinlich genauso selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen. Undenkbar, dass wir unseren Kollegen, unseren Nachbarn, geschweige denn Freunde bewusst „über den Leisten ziehen“ würden. Nur beim täglichen Einkauf, da ist schnell vorbei mit Fairness, da wollen wir es lieber preiswert, wenn nicht gar billig haben.

Alles hat seinen Preis

Damit wir nicht nur preiswert, sondern eben nach Möglichkeit billig einkaufen können, muss an anderer Stelle gespart werden, entweder an der Qualität oder beim Erzeuger. Für viele Kleinbauern, die Produkte wie Kaffee, Tee, Kakao oder Zucker anbauen, heißt das, dass ihr Einkommen oft nicht reicht, um davon existieren zu können. Beim Kaffee zum Beispiel sind die Lohnkosten mit rund 5% fast schon eine Nebensache, während der Löwenanteil von fast 45% für Zölle, Steuern und Frachtkosten anfällt. Um das zu ändern, importierte die niederländische Stiftung S.O.S: Wereldhandel bereits 1973 den ersten „fairen“ Kaffee, den sie bei einer Kleinbauernvereinigung in Guatelama kaufte.

Geht doch

Es hat fast 20 Jahre gebraucht, aber dann kamen auch wir Deutschen auf den guten Geschmack der fair gehandelten Waren und seitdem zieht der Gedanke, dass auch andere für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden wollen und müssen immer größere Kreise. Von 29 Millionen Euro im Jahr 1993 ist der Umsatz bis zum Jahr 2014 auf satte 800 Millionen Euro im Bereich der fair gehandelten Güter angestiegen.

Kann ich, kannst du, können wir alle

Im Grunde ist die Idee nicht nur einfach, sondern auch charmant. Je einfacher eine Sache, je selbstverständlicher, desto mehr Menschen werden sich beteiligen und engagieren und je größer wird die Wirkung sein. Wenn also der Einzelne, und wenn vielleicht nur hin und wieder, statt zur „konventionellen“ Banane zur fairen greift und so vielleicht nur einem einzigen Kleinbauern hilft, seine Familie abends satt ins Bett zu schicken, wie groß muss dann die Wirkung sein, wenn gleich eine ganze Stadt mitmacht?

Seit 2009 gibt es Fairtrade-Towns, die gezielt den Fairen Handel auf kommunaler Ebene fördern, auch in Deutschland. Von Eckernförde bis Sonthofen haben sich schon über 400 Städte und Gemeinden der Bewegung angeschlossen und sind stolz darauf, das Siegel „Fairtrade-Town“ tragen zu dürfen.

Ein Mann, ein Traum, ein Motor

Seit gestern darf sich auch Frechen ganz offiziell mit der Auszeichnung der fairen Stadt schmücken. Aber so etwas fällt nun mal nicht vom Himmel, sondern bedarf nicht nur einer Idee, sondern auch einer Menge an Ideen, Idealismus und Arbeit, um aus einem Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Irgendwann im Sommer 2014 jedenfalls hatte Joachim Martin, der Vorsitzende der Frechener Kolpingfamilie, die Idee, dass auch Frechen Teil der globalen Bewegung für mehr Gerechtigkeit werden könnte und wo ein Traum, da auch ein Weg. Gemeinsam mit Weggefährten aus der Kolpingfamilie und dem Eine-Weltladen wurde ein Bürgerantrag an den Rat der Stadt gestellt und eine Lenkungsgruppe ins Leben gerufen, denn wer sich Fairtrade-Town nennen möchte, muss auch etwas dafür tun.

Mehr als nur ein Lippenbekenntnis

Schöne Worte klingen gut, machen aber nicht satt. Entsprechend verlangen die Richtlinien eben auch ein bisschen mehr an Engagement. Einen Ratsbeschluss zu fassen und bei Sitzungen und im Büro des Bürgermeisters Kaffee aus fairem Handel auszuschenken, ist an sich noch relativ leicht zu bewältigen, reicht aber nicht aus. Bezogen auf die Frechener Einwohnerzahl verlangen die Richtlinien nämlich auch, dass mindestens 11 Einzelhandelsgeschäfte und sechs Gastronomiebetriebe mindestens zwei fair gehandelte Produkte anbieten müssen. Da hieß es also Überzeugungsarbeit leisten oder wie die mittlerweile amtierende Bürgermeisterin, Susanne Stupp, es mit einem breiten Lächeln mit Bezug auf ihren Vorgänger Willy Meyer ausdrückte: „Welche Gewicht deine Stimme hat, wissen und fürchten wir alle“. Wir kürzen ab: Insgesamt haben sich bereits jetzt 27 Läden und 15 Gastronomiebetriebe mehr Gerechtigkeit auf die Fahnen und die Speisekarten geschrieben und dass im Jugendtreff Deluxe und auf dem Abenteuerspielplatz Produkte aus dem fairen Handel angeboten werden, ist für die Stadt eine Selbstverständlichkeit.

Eine faire Party

Mal ehrlich: Wenn man mit Fug und Recht ausgezeichnet wurde, dann ist man nicht nur stolz und freut sich, sondern will das doch auch gebührend feiern. Entsprechend hatten sich im Nachgang der feierlichen Urkundenverleihung als „Fairtrade-Town“, denn auch die Akteure, darunter der Kindergarten Sankt Audomar, der katholische Frauendienst und viele mehr im Rathausfoyer getroffen, um dort noch bei fairem Kaffee, Wein, Orangensaft und allem was der faire Handel sonst noch so zu bieten hat, gebührend zu feiern. Und wenn Sie jetzt wissen wollen, was und wo es in Frechen so haben gibt, na dann fahren Sie doch mal vorbei und schauen sich um.

Fotos: Einkaufswagen  und Logo - Fairtrade, alle weiteren LV

 



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