×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Keine Frage des Glaubens


Bei allen in Deutschland vertretenen Religionen (insbesondere Judentum, Christentum und Islam) spielt die kultische Musik eine herausragende Rolle. Aber wir wollen es ja nicht zu weit ausufern lassen und beschränken uns deshalb ...  

Keine Frage des Glaubens

Manchmal frage ich mich, was es eigentlich für eine Untugend ist, dass ich, statt einfach kurz und prägnat über ein Thema Auskunft zu geben, mich gleich und jedes Mal wieder mit Begeisterung zunächst in Grundsatzfragen verstricken muss.

Da flattert also heute die Pressemitteilung über die Tage der Kirchenmusik in meinen E-Mailaccount und statt also nun lapidar das Thema abzuhandeln, doch anstatt mich nun also auf „wo“, „was“ und „von wem“ zu beschränken, frage ich mich als Erstes, was es denn nun überhaupt mit Musik im Allgemeinen und Kirchenmusik im Speziellen auf sich hat.

Singe, wem Gesang gegeben?

Während ich also die ersten Google-Versuche zum Thema „Kirchenmusik“ mache und bei den rund 900.000 Einträgen zwangsläufig erst einmal bei Wikipedia lande, stelle ich mir die Frage: Warum singen wir überhaupt? So gut wie jeder Mensch – es sei denn er ist aufgrund spezieller Umstände eingeschränkt – kann sprechen und sich verständlich machen. Warum also sozusagen zusätzlich noch singen? Überflüssiger Luxus ist laut dem Musikwissenschaftler Eckart Altenmüller auf keinen Fall. Seiner Meinung nach, so hat er in der Zeitschrift Bilder der Wissenschaft erklärt, hat Musik ist immer etwas Gemeinschaftliches, das den Zusammenhalt in einer Gruppe stärkt. „Menschen, „so Altenmüller“, synchronisieren sich sozusagen emotional – eine unverzichtbare Voraussetzung für gemeinsames Handeln.“

Und was ist jetzt nun das Besondere?

Bei allen in Deutschland vertretenen Religionen (insbesondere Judentum, Christentum und Islam) spielt die kultische Musik eine herausragende Rolle. Aber wir wollen es ja nicht zu weit ausufern lassen und beschränken uns deshalb (an dieser Stelle) ausschließlich auf die christlichen Kirchen. Hier steht die Kirchenmusik ganz im Dienste der Liturgie und der Verkündigung der frohen Botschaft. Die der Musik innewohnende Kraft soll uns Menschen aufheitern, mitreißen und positiv auf den Gottesdienst einstimmen.

„Im Laufe der Jahrhunderte entfaltete sie ihre Wirkungen auf das Gefühl immer reicher, bis sie schließlich alle nur denkbaren Empfindungen, vom Jubel über die Zuwendung Gottes zum Menschen bis hin zur Verzweiflung über das Passionsgeschehen, ausdrücken durfte, um den Hörer das vom Text Mitgeteilte auch emotional durchleben zu lassen. Die Musik gestattet dem ganzen Menschen, nicht nur dem von Verstand und Vernunft bestimmten, mit Gott in Kontakt zu treten.“ schreibt Prof. Dr. Helmut Fleinghaus in „Grundzüge der Kirchenmusik“.

Darauf dürfen Sie sich jetzt freuen

Ob Sie jetzt nun ein Anhänger der frohen Botschaft sind, sprich sich als gläubiger Christ verstehen, oder eben auch nicht, ein bisschen Freude sollte sich ja jeder hin und wieder mal gönnen und jetzt kommen eben die „Tage der Kirchenmusik Rhein Erft“ ins Spiel. Insgesamt erwarten Sie nämlich 30 verschiedene Veranstaltungen, von Bedburg bis Wesseling finden in allen zehn Kommunen Andachten, Konzerte und Hochämter statt. Von der Orgel bis zum Cello, vom Gospel bis zum Dekanatssingen haben die Kirchenmusiker und –musikerinnen ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.

Günstige Gelegenheiten in Hülle und Fülle

Sie mögen es ja auch den ersten Blick nicht ganz einleuchtend finden, aber sehen Sie es doch mal so: Ganz gleich ob und wenn ja welcher Konfession Sie angehören: Die Tage der Kirchenmusik bieten uns allen doch eine wunderbare Möglichkeit nicht nur Musik zu erleben, sondern auch einmal einen Blick in Kirchen und Gotteshäuser über die Grenzen des eigenen Sprengels hinweg zu tun, neue Einblicke zu gewinnen, neue Erfahrungen zu machen und vielleicht sogar selber Freude daran zu entwickeln, sich in einem Chor zu engagieren. Und für die „Royalisten“ unter uns bietet der September noch ein ganz besonderes Schmankerl, nämlich den Besuch bei der Königin der Musikinstrumente, der Orgel.

Da haben die Mongolen gelacht

Kommen wir zum Schluss noch mal zum Anfang, nämlich, dass gerade Kirchenmusik dem Menschen die frohe Botschaft – möglicherweise sogar ganz ohne Worte – nahezubringen. Dazu fällt mir noch folgende Begebenheit ein, von der ich irgendwann dieser Tage in der „Zeit“ las, wobei es eigentlich um den deutschen Touristen ging und wie wir so im Ausland wirken. Da schrieb also nun ein Isländer, dass er am Rande der Gobi mit einer deutschen Touristen-Rentnergang in einen Sandsturm geriet und mit ihnen zusammen Schutz und Unterschlupf in einer mongolischen Jurte fand. Von diesen nun gebeten deutsches Liedgut zum Besten zu geben, stimmten also die Renter nicht nur „Hoch auf dem gelben Wagen an“, sondern ließen gleich noch „Fest soll mein Taufbund ewig stehen“ folgen. Den Isländer hat’s gewundert, was man hierzulande so alles als Volkslied begreift, aber die Mongolen, die haben gelacht und sich gefreut.

Keine Frage des Glaubens

Wir lernen also: Menschen überall auf der Welt lieben Musik und fühlen sich von ihr angesprochen. Warum also sich nicht einfach mal rantrauen. Musik – auch Kirchenmusik – ist sicher eher eine Frage des Geschmacks und nicht unbedingt (nur) des Glaubens. Und ja, wer weiß welche Ein- und Aussichten der ein und andere beim Klang der Töne schon gewinnen wird.

 

Wir danken für die Bilder: Gesangbuch (mit Kerze) - Rainer Konrad, Gesangbuch - Erich Werner, Portal - Barbara Nobis, Sänger - Uwe Steinbrich, Jurte - Henning Hraban Ramm, Kirchenfenster - Dieter Schütz, Orgel - Thomas Max Müller; alle bei www.pixelio.de



Artikel empfehlen: